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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Borrmann, Richard: Moderne Keramik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0185
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MODERNE KERAMIK

(Schluss.)

'ine besondere, sehr geschätzte Gruppe in der
neueren Keramik bilden die Lüsterarbeiten.1)
Ihre selbständige künstlerische Ausbildung fällt
eigentlich erst in das letzte Jahrzehnt. Auch diese
Gruppe steht mit dem art du feu in nahem Zu- C&
sammenhange, insofern als die Entwickelung des 4yC_JÖ
Kupferrots zur Gewinnung des leuchtenden Rubin- ^-»Ss^
lüsters eines der wichtigsten Ausdrucksmittel dabei
geworden ist. — Das Eigentümliche besteht darin, dass zu
den Farben ein wie ein leichter Hauch aufliegender metal-
lischer Glanz hinzutritt, der leuchtet und schimmert und
durch Spiegelung und Reflexe weiter wirkt.

Bereits die orientalische Keramik des Mittelalters kennt
den matten goldigen Lüster, der aus einer Mischung von
Kupfer mit Schwefelsilber entsteht. Die altpersischen Lüster-
fayencen des 12.— 14. Jahrhunderts sowie die spanisch-
maurischen Fayencen mit Goldglanz gehören hierher. In
Italien hat im 16. Jahrhundert Meister Giorgio Ändreoli in Gubbio den
leuchtenden Rubinlüster erfunden, dessen Geheimnis nach ihm auf Jahr-
hunderte verloren ging. Neuerdings hat man übrigens den Kreis der Lüster-
farben beträchtlicli zu erweitern verstanden. Schon in den achtziger Jahren
wüste der Italiener Cantagalli in seinen bekannten Nachbildungen alter ita-
lienischer Majoliken sowohl den schönen Perlmutterlüster wie den Rubin-
lüster wieder zu verwenden. Auch auf englischen Fliesen von Maw findet sich
das leuchtende Rubinrot. Zu künstlerischer Höhe jedoch im modernen Sinne hat
die Lüsterfayencen zuerst Clement Massier am Golf Juan in den Pyrenäen erhoben,

1) Für manche diesen Abschnitt betreffende Notizen fühlt sich Verfasser den Artikeln
verpflichtet, die im Sprechsaal von Dr. Alex. Schmidt über die keramischen Ausstellungen
in Paris und Stockholm veröffentlicht sind. Vgl. Sprechsaal XXX, 1897.

-cassEL

Umrahmung, gezeichnet von Maler H. Meyer-Cassel, Starnberg.

Kunstgewerbeblalt. N. F. IX. H. 10.

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