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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0184
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KLEINE MITTEILUNGEN

gedrängt über den Teppich hin und streifen ihn nur ge-
legentlich mit einem flüchtigen Blick. Der Teppich unserer
Wohnung ist also wesentlich Hintergrund und Untergrund.
Er verlangt als solcher grössere, ruhigere Flächen und ver-
trägt viel weniger Detail, als bei dem Perserteppich sinnge-
mäss ist. Aus diesen Erwägungen heraus hat der Künstler
versucht, die Flächen breit zusammenzufassen und die der
Natur nachempfundenen Ziermotive in den Rändern und
auf dem Grunde in grossem Massstab zu halten. Wer von
den Perserteppichen herkommt, ist an diese Massstäbe nicht
gewöhnt; wenn man jedoch diese Teppiche im Zimmer
unter einer Gruppe moderner, schlichter Möbel sieht, so
überzeugt man sich leicht, dass der Künstler auch hier sein
sicheres Raumgefühl bewährt hat. Wir wünschten sehr, zu
den Formen, die sich der Knüpftechnik treffend fügen, auch
die Farben im Bilde wiedergeben zu können. Sie sind durch-
weg tief, satt, rein und von schöner Leuchtkraft. Die japa-
nischen Quitten braunrot auf grünem Grund; der angedeutete
rieselnde Bach des Randes weich aus helleren und dunkleren
Linien und Flecken. Die zarten Rosenblüten des anderen
Teppichs mit ihren grünen Blättern liegen, rot eingefasst, auf
tiefblauem Grunde, der in gefälliger Art leicht abschattirt ist;
die stilisirten Eulen in der Borte haben rote Köpfe, grüne
Federn; die Linien des Randes sind gelb. Das Ganze aller
drei Teppiche ist ein kräftiger, voller Einklang. Wir dürfen
der gemeinsamen Arbeit eines unter-
nehmenden und kunstsinnigen Fabrikan-
ten und eines so selbständigen und
mutigen Künstlers weitere Erfolge wün-
schen. Die Anfänge können sich getrost
mit allem messen, was aus England,
Frankreich und Belgien in jüngster Zeit
an modernen Knüpfteppichen bekannt
geworden ist. P- J-

Der Entwurf zum Umschlag dieses
Heftes rührt von Maler L. Siltterlin,
Berlin her.

.

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Schreibzeug und Leuchter, modelliert von Prof. Harald Richter, Dresden, in Bronze und Onyx ausgeführt von Erzgiesser Pirner und Franz, Dresden.

Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Professor Karl Hoffacker, Architekt in Charlottenburg-Berlin.

Druck von August Pries in Leipzig.
 
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