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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Scherrebek
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0165
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„Narzissen im Buchenhage", Wandbehang. Entworfen von Professor O. Eckmann, Berlin; ausgeführt von der Webeschule zu Scherrebek.

SCHERREBEK

Wer im äussersten Nordschleswig nicht weit
von der Westküste mit der Bahn nord-
wärts fährt durch die Ebene über die
Stadt Tondern hinaus bis anderthalb Meilen von der
jütischen Grenze, der findet als eine der letzten
Stationen das ansehnliche Dorf Scherrebek. Die Be-
wohner waren früher fast sämtlich dänisch in Sprache
und Gesinnung. Erst neuerdings ist durch die rast-
lose Arbeit des Pastors Jacobsen der deutsche Teil
der Bevölkerung stetig gestärkt worden; genossen-
schaftliche Anstalten, Kreditbank, Sparkasse u. a.
haben deutsche Ansiedlung erleichtert, und das Be-
mühen des unermüdlichen Patrioten ist weiter darauf
gerichtet, den Wohlstand des Ortes in jedem Sinne
zu heben. Ein ernsthaftes Kapitel dieser Wohlfahrts-
arbeit bildet der Versuch, durch Einführung einer
Hausindustrie den Frauen und Mädchen des Dorfes
und seiner Umgebung lohnende Beschäftigung für
die mancherlei Mussestunden zu bieten, die das Land-
leben ihnen lässt, und dadurch den Abzug nach der
Stadt zu mindern, der ja unsere Landbevölkerung an
so vielen Stellen zu dezimiren droht.

Kunstgewerbeblatt. N. F. IX. H. 9.

Die häuslichen Künste, die einst in diesen Gegen-
den geübt wurden, die Kerbschnifzerei der Männer und
die Spitzenarbeit und Weberei der Frauen, sind aus-
gestorben und Hessen sich nicht wieder wachrufen.
Durch das Hamburgische Museum für Kunst und Ge-
werbe, insbesondere durch den damaligen Assistenten
Dr. Friedrich Deneken, den jetzigen Direktor des
Kaiser-Wilhelms-Museums in Krefeld, wurde dagegen
auf die Wirkerei verwiesen, die in norwegischen
Bauerndörfern noch heute nicht vergessen ist und
neuerdings unter planmässiger Fürsorge dort frischen
Aufschwung genommen hat.1) Wir pflegen bekannt-
lich die Technik der Wirkerei, bei der die Schuss-
fäden nicht mittels des Schiffchens in die ganze
Breite der Kette eingewebt, sondern mit der Hand
stückweise eingeschlungen werden, nur in der ver-
feinerten Gestalt zu kennen, die sie durch die flan-
drischen Kunstwirker der Renaissance und in den

1) Siehe das Werk: H. Grosch, Altnorwegische Teppich-
muster, herausgegeben von der Direktion des Kunstindustrie-
Museums zu Christiania. Berlin, Asher & Co., 1889.

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