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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0018
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-11- Breslau. Nach dem Jahresbericht des Kimst-
gewerbevereins für das Jahr 1896 war die Thätigkeit des
Vereins eine vielseitige. Die Bemühungen zur Hebung und
Unterstützung des Breslauer Kunstgewerbes sind als nutz-
bringend zu bezeichnen; und wenn auch die finanziellen
Verhältnisse sich durch Zuwendungen erhöht haben, so sind
dieselben doch nicht derartig, dass dem Verein das An-
werben neuer Mitglieder erlassen werden könnte. Die Mit-
gliederzahl (171) entspricht lange nicht der Grösse einer
Stadt wie Breslau. Von einschneidender Bedeutung für den
Verein ist die Überweisung von 500000 Mark durch den
Stadtältesten Heinrich von Korn an den Magistrat zur Er-
richtung eines Kunstgewerbemuseums. Seitens der Pro-
vinzial-Verwaltung hat der Verein zum dritten Male eine
namhafte Summe zur Hebung seiner Bestrebungen erhalten,
ebenso hat auch der Magistrat von Breslau beschlossen, dem
Verein mit einem Beitrag von 500 Mark beizutreten. Die
Bemühungen des Vereins, eine Reorganisation der Kunst-
und Kunstgewerbeschule herbeizuführen, scheinen von Erfolg
gekrönt zu werden. Die Königliche Staatsregierung hatte die
Schule einer eingehenden Besichtigung unterzogen und in
einer Konferenz mit Breslauer Interessenten beschlossen: 1. Die
Verbindung von Kunst- und Kunstgewerbeschule beizube-
halten; 2. die Kunstgewerbeschule durch neue Klassen zu er-
weitern; 3. die dazu nötigen Baulichkeiten auf dem der Anstalt
gehörigen Grundstück auszuführen; 4. eine Gewährung von
Stipendien seitens der Stadt und Provinz sei erwünscht. Die
Thätigkeit des Vereins in Versammlungen u. s. w. war im Be-
richtsjahre eine besonders rege. Es wurden 15 Mitglied er-Ver-
sammlungen abgehalten, davon waren acht Lese-, Geschäfts-
und Debattenabende, teilweise verbunden mit Ausstellungen,
sieben waren reine Vortragsabende. In zwei Sälen des Pro-
vinzial-Museums gelangten zur Ausstellung: Produkte der
Verlags- und Kunstanstalt C. T. Wiskott, eine Sammlung
von Handstickereien aller Länder und Arten, Arbeiten des
Professor L. Pillon, Lehrers für dekorative Malerei an der
Kunstgewerbeschule zu Nürnberg, Produkte der Mitglieder
in der Permamenten Ausstellung.

Breslau. Kunstgewerbeverein. Im Monat Juni hatte
der Verein Gelegenheit, das neue Landeshaus der Provinz
Schlesien einer Besichtigung zu unterziehen. Der von der
Provinzialbaubehörde unter Leitung des Geheimen Baurat
Keil und Landesbauinspektor Blümner, sowie unter Mit-
wirkung des Architekten Niehrenheim geschaffene Bau zeigt
im Grundriss eine T-Form. In der Axe liegen das Vestibül,

das Treppenhaus, ein grosser Lichthof, zugleich Festsaal und
der Landtagssitzungssaal; nach rechts sich an den Lichthof
anschliessend befindet seh die Bibliothek, nach links der
Provinzialausschuss-Sitzungssaal und Garderoberäume. Rechts
vom Vestibül liegt die Landeshauptkasse, links die Wohnung
des Landeshauptmanns. Während im Erdgeschoss Restau-
rationsräume untergebracht sind, sind die Bureauräume in
zwei Etagen, um den Lichthof sich gruppirend, verteilt.
Eine würdige, reich und festlich wirkende, doch nicht über-
ladene Ausschmückung hat das Bauwerk erhalten. In den
vornehmen Formen des italienischen Barockstils wirkt die
Hauptfassade; dieser Stil ist überhaupt bis ins kleinste De-
tail im Innern durchgeführt, was dem Ganzen das Gepräge
der Einheitlichkeit giebt, die wiederum dem Besucher wohl-
thuend entgegentritt. An dem Bau haben eine Reihe hiesiger
Kunsthandwerker mitgewirkt. Von Mitgliedern des Vereins
sind hervorzuheben: Gebrüder Bauer, Hoflieferanten, für
Zimmereinrichtungen, Martin Kimbel, welcher den Ausschuss-
sitzungssaal einrichtete, H. Rumsch, in dessen Händen die
Ausstattung mit dekorativer Malerei lag, desgleichen Maler
C. Denner, G. Teelenberg führte die Kunstschlosserarbeiten
aus, und von Wilborn und Böhm stammen die Bildhauer-
arbeiten und Modelle für die Fassade. Herr Landesbau-
inspektor Bliimner führte in entgegenkommendster liebens-
würdigster Weise die ungefähr 400 Personen zählenden
Damen und Herren durch alle Räume, die nötigen Erläu-
terungen gebend. Das neue Landeshaus, welches durch den
im Vorjahr erfolgten Besuch zweier Kaiserpaare eine histo-
rische Stätte geworden, ist eine Zierde Schlesiens und seiner
Hauptstadt und zugleich ein sichtbarer Beweis der Leistungs-
fähigkeit schlesischen Kunsthandwerks. Zahlreiche Flächen
an den Wänden stehen im Innern jedoch noch zur Ver-
fügung, harrend des Schmuckes mit Werken der bildenden
Kunst. Ob man hiezu den Weg der Konkurrenz wählen
wird? Wenn solche Erfolge gezeitigt werden, wie hier bei
kunstgewerblichen Konkurrenzen, dann gewiss nicht. Durch
Vermittlung des Herrn M. Kimbel hat der Ausschuss der
„Ausstellung für die Pflege des Kindes in Haus und Schule"
für die Mitglieder des Vereins eine Konkurrenz ausgeschrieben
zur Erlangung eines Plakates und Diploms. Es sind dazu
nur vier zum Wettbewerb sich eignende Arbeiten eingelaufen.
Als Plakat gewählt wurde der Entwurf von Maler G.
Schieder. Für das Diplom erhielt einen zweiten Preis
gleichfalls ein Entwurf von G. Schieder, während der aus-
gesetzte erste Preis mit Berechtigung nicht zur Verteilung
kam. Die für September bestimmte Eröffnung der Aus-
stellung von Handzeichnungen, Skizzen und Entwürfen
für Kunstgewerbe muss auch verschoben werden und
zwar bis Januar. Trotzdem zahlreiche Anfragen haupt-
sächlich aus der Provinz einliefen, sind die definitiven An-
meldungen sehr im Rückstand geblieben, so dass die Aus-
stellung kein erschöpfendes Bild gezeigt hätte. — Nachdem

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