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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0054
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Berlin. Im Verein für deutsches Kunstgewerbe in
Berlin sprach am 13. Oktober Herr Dr. Th. Volbehr, Direktor
des städtischen Museums in Magdeburg, über: Die Reflexe
des Zeitcharakters in den Möbelformen. Der Vortragende
suchte gegenüber der Subjektivität des Geschmacksurteils bei
der Wertung kunstgewerblicher Leistungen den Nachweis
zu führen, dass in jeder Arbeit des Kunsthandwerks der
Charakter der Zeit sich spiegele, in der die Arbeit ent-
standen, dass mithin eine objektive Würdigung möglich sei.
Er führte das an den Mobilien des Hauses des näheren aus,
die Wandlungen der Zeiten und die daraus entspringenden
Wandlungen der Möbelformen von den frühesten Tagen des
Mittelalters bis zur Gegenwart mit kurzen Worten schildernd.
Er schloss mit dem Gedanken, dass die Geschichte des
Kunsthandwerks dazu beitragen müsse, die Leistungen der
Gegenwart zu verstehen und ihnen gerecht zu werden.

Fl.

Berlin. Am 27. Oktober sprach im Verein für deutsches
Kunstgewerbe in Berlin Herr Maler Max Seliger über: Das
Mosaik, seine Anwendung und sein Stil. Zur Erläuterung
waren zahlreiche ältere Aufnahmen und Abbildungen von
Mosaiken, sowie neue Arbeiten von Pellarin,Puhl und Wagner,
Rud. Leistner und der Aktiengesellschaft Kiefer ausgestellt.
Nach eingehender Darlegung" der geschichtlichen Entwicklung
der verschiedenen Arten und der Technik des Mosaik be-
sprach der Vortragende zuletzt die Frage, ob man die 11111-
sivischen Darstellungen mehr als Flächengebilde oder wie
plastische Gegenstände behandeln solle, wobei er sich aus
künstlerischen Rücksichten für eine Ausführung aussprach,
die auf Licht und Schatten nicht ganz verzichtet, im übrigen
Schatten und Farben klar abhebt und bei Flächenbehandlung
die Konturen klar umrissen giebt. Besonders sei die Wahl
von unentschiedenen verschwommenen weichen Tönen zu
vermeiden, die zu sehr an Malerei erinnern. F>-

Breslau. Kunstgewerbeverein. In der am 27. Oktober
abgehaltenen ersten Sitzung des Winterhalbjahres berichtete
Herr A. Kaiser über den schlesischen Gewerbetag in Gnaden-
frei i. Schi., welchem er als Delegirter des Vereins beiwohnte.
Sodann hielt Herr Bildhauer R. Wilborn einen durch vor-
gelegte Photographien und Abbildungen erläuterten Vortrag"
über eine Reise in Westdeutschland, wobei er namentlich
auf das kunstgewerbliche Leben in den Städten der Rhein-
gegend einging. Herr Buchhändler Schweitzer hatte eine
Reihe von den neuen sich unheimlich vermehrenden Publi-
kationen ausgelegt, während Herr Glasermeister Kammler

M..S.

der Bibliothek ein Werk über moderne Kunstverglasung
überwies. Zum Schluss forderte Herr Kunsttischlereibesitzer
M. Kimbel in längerer von Beifall begleiteter Rede auf, reger
als bisher für die Interessen des Vereins einzutreten. Auf
kunstgewerblichem Gebiete sei Schlesien sehr übel bedacht.
Infolge seiner geographischen Lage sei diese Provinz ziem-
lich isolirt. Auch tadelte Redner den langsamen Gang der
Arbeiten für die Pariser Weltausstellung und forderte end-
lich eine Vereinfachung der Vorschriften für die in Schlesien
projektirte Handzeichnungen-Ausstellung. In der sich an-
schliessenden lebhaften Debatte verlangte Herr Zeichenlehrer
Direktor Claus, dass sich der Verein nun auch, nachdem er
infolge seiner Bemühungen bezüglich Museum und Schule
Erfolge davongetragen, mit der Reform des Zeichenunterrichts
an den Volksschulen beschäftigen möge. — In der Sitzung
vom 3. November brachte Herr Direktor Seger, Kustos des
Museums schlesischer Altertümer, seinen Vortrag über Ein-
richtung von Kunstgewerbemuseen, welchen er auf dem
Gewerbetag in Gnadenfrei i. Schi, gehalten, gedruckt zur
Verteilung. An diesem Abend fand ein lebhafter Meinungs-
austausch über die Ziele und Zwecke des hiesigen Kunst-
gewerbemuseums statt, welcher allerdings keine Resultate
zeitigte. O. SCH.

-u- Dresden. Dem Bericht über die ordentliche
Generalversammlung des Kunstgewerbevereins am 18. Fe-
bruar 1897 entnehmen wir über die Thätigkeit des Vereins
folgendes: Vor einem Jahre glaubte der Vorstand, das Arbeits-
feld für 1896 namentlich in den Bestrebungen, dem Vereine
auch nach aussen hin Ansehen zu verschaffen, suchen zu
müssen. Von den damals genannten Punkten wurden zwei
zur Erledigung gebracht, die Kollektivausstellung und das
Adressbuch. Sehr erleichtert wurde die Erfüllung dieser
Aufgaben durch eine staatliche Beihilfe von 1000 M. Die
Kollektivausstellung wurde von 64 Vereinsmitgliedern und
12 Nichtmitgliedern beschickt. Auf die Vereinsmitglieder
entfielen 53 Auszeichnungen. Platzmiete, Zimmerarbeiten
und allgemeine Dekoration erforderten einen Aufwand von
11925,96 M., welchen teils die Aussteller deckten, teils die
Vereinskasse, letztere durch den Betrag von 4056,47 M. Die
massgebenden Gesichtspunkte für die Ausstellung gipfelten
in dem Bestreben, der ganzen Abteilung eine künstlerische
Ausstattung zu geben, Kojen und Schränke, bei denen eine
einheitliche Form und Farbe zu Grunde lag, übersichtlich
anzuordnen, breite Wege anzulegen und Ruhepunkte für die
Besucher zu schaffen; ausserdem jedem Aussteller so viel
als möglich künstlerische Hilfe zu leisten. Das Adressbuch,
mit einem kurzen Bericht über die Thätigkeit des Vereins
in den Jahren 1893—1895, wurde in 1900 Exemplaren an die
Mitglieder, Behörden, Private, sowie an Hotels, Eisenbahn-
stationen u. s. w. versandt. Im Inseratenteil sind 72 Mit-
glieder vertreten. Den Einnahmen durch Inserate von
2265 M. steht eine Ausgabe von 2529,82 M. gegenüber, wo-
 
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