KLEINE MITTEILUNGEN
15
Entwurf zu einem Glasfenster in farbigem Opalescentglas
von Maler Hans Christiansen, Paris.
ZU UNSERN BILDERN
Die Verwendung des amerikanischen Opalescentglases
insbesondere bei Beleuchtungskörpern macht namentlich seit
der Chicagoer Weltausstellung bei uns grosse Fortschritte.
Auch bei Glasfenstern findet es mehr und mehr Anwendung.
So waren auf der Münchener Kunstausstellung Fenster von
Carl Ule in München ausgeführt zu sehen, der neben anderen
in neuerer Zeit sich in solchen Verglasungen mehrfach ver-
sucht hat. In erster Linie verdienen aber die vom Kunst-
glaser Engelbrecht in Hamburg ausgeführten Arbeiten
Beachtung. Derselbe versuchte schon lange vor Er-
findung oder Bekanntwerden des amerikanischen Glases aus
schadhaften, ungleich dicken und ungleich gefärbten, ver-
brannten und blinden Kathedral- und Antikgläsern, durch
Bruchstücke von Butzen etc. die Eintönigkeit der geome-
trischen Muster in der Bleiverglasung zu heben, indem er
ohne Anwendung von Malerei mit Hilfe solcher Gläser
reichere Verglasungen mit farbig gut wirkenden Blumen und
Ornamenten herstellte. Als Engelbrecht beim Besuch der
Chicagoer Ausstellung dort nur in amerikanischen Werk-
stätten das so überaus prächtige amerikanische Opalescentglas
und seine Verwendung kennen lernte, säumte er nicht, dieses
Glas für seine Zwecke und zum Verkauf in Deutschland
einzuführen. Sein Bestreben, die Bleiverglasung ohne Malerei
zu einer wirklich künstlerischen Technik auszubilden, war
von bestem Erfolge gekrönt. Bei seinen Arbeiten fand
Engelbrecht durch das Zusammenarbeiten mit dem zur Zeit
in Paris lebenden Maler Hans Christiansen wesentliche
Förderung. Dieser junge Künstler, von dessen Hand die
in diesem Hefte abgebildeten Entwürfe herrühren, versteht
es in seinen Entwürfen sich ausserordentlich dem Material
und der Technik anzupassen. Wenn man sich auch nicht
verhehlen darf, dass die von Christiansen gewählten Vor-
würfe ihre bestimmten Grenzen haben, so wird man ihm doch
die Anerkennung zollen müssen, dass er Charakteristik in
der Form und der Farbe der Technik und dem Material
anzupassen verstanden hat. Die breite derbe Bleikontur
gestattet keine kleinliche Zeichnung, ein darzustellender
Gegenstand, sei es eine Pflanze, ein Himmel mit Wolken
oder eine Figur müssen in dem für ihre Art oder ihre Be-
wegung allereinfachsten Charakter gezeichnet werden, immer
mit Rücksicht auf die Technik, dann verlangen sie eine klare,
flächenweise Behandlung der Farbe, ein Heraussuchen des
Charakteristischen in der Natur des darzustellenden Gegen-
standes wieder mit Rücksicht auf das Material. Es sind dies
Grundprinzipien, welchen wir auch in der japanischen Kunst
begegnen. Überall, wo Engelbrechtsche Arbeiten ausgestellt
waren, im Marsfeld-Salon, in Kopenhagen, in Berlin, Dres-
den u. s. w. haben dieselben wegen ihrer Klarheit und
künstlerischen Frische berechtigte Anerkennung gefunden.
Ist es ja doch mit der Anfertigung eines Kartons von
Künstlerhand, auch wenn der Künstler noch so sehr auf die
Technik einzugehen versteht, nicht gethan. Vielmehr erfordert
bei Herstellung der Bleiverglasungen die richtige Wahl der
zu verwendenden Gläser ein richtiges künstlerisches Gefühl
neben gutem Studium der Natur und hoher, technischer
Fertigkeit. Muss doch die Bleilinie der Form genau folgen,
wenn die Zeichnung richtig zum Ausdruck gebracht werden
soll, und dieses erfordert genaue Arbeit und tüchtige Ge-
sellen. Eine genaue Beschreibung der Technik wie des
farbenprächtigen amerikanischen Glases würde hier zu weit
führen. Nur so viel sei erwähnt, dass die Glastafeln ein-
und mehrfarbig, durch verschiedene Stärke und Technik des
Glasflusses von den zartesten Tönen in dunkelste Schatten
übergehen, so dass man für die Wiedergabe grossblättriger
Blumen und Blätter geeignetes Material hat. Für die Dar-
stellung des Himmels in jeglicher Tagesstimmung giebt es
die verschiedensten, geeigneten Nüancirungen, leichtrosa ins
bläuliche übergehend, azurblau und violett ins tiefsblaue,
blutrot ins orangefarbene und grünliche übergehend u. s. w.,
15
Entwurf zu einem Glasfenster in farbigem Opalescentglas
von Maler Hans Christiansen, Paris.
ZU UNSERN BILDERN
Die Verwendung des amerikanischen Opalescentglases
insbesondere bei Beleuchtungskörpern macht namentlich seit
der Chicagoer Weltausstellung bei uns grosse Fortschritte.
Auch bei Glasfenstern findet es mehr und mehr Anwendung.
So waren auf der Münchener Kunstausstellung Fenster von
Carl Ule in München ausgeführt zu sehen, der neben anderen
in neuerer Zeit sich in solchen Verglasungen mehrfach ver-
sucht hat. In erster Linie verdienen aber die vom Kunst-
glaser Engelbrecht in Hamburg ausgeführten Arbeiten
Beachtung. Derselbe versuchte schon lange vor Er-
findung oder Bekanntwerden des amerikanischen Glases aus
schadhaften, ungleich dicken und ungleich gefärbten, ver-
brannten und blinden Kathedral- und Antikgläsern, durch
Bruchstücke von Butzen etc. die Eintönigkeit der geome-
trischen Muster in der Bleiverglasung zu heben, indem er
ohne Anwendung von Malerei mit Hilfe solcher Gläser
reichere Verglasungen mit farbig gut wirkenden Blumen und
Ornamenten herstellte. Als Engelbrecht beim Besuch der
Chicagoer Ausstellung dort nur in amerikanischen Werk-
stätten das so überaus prächtige amerikanische Opalescentglas
und seine Verwendung kennen lernte, säumte er nicht, dieses
Glas für seine Zwecke und zum Verkauf in Deutschland
einzuführen. Sein Bestreben, die Bleiverglasung ohne Malerei
zu einer wirklich künstlerischen Technik auszubilden, war
von bestem Erfolge gekrönt. Bei seinen Arbeiten fand
Engelbrecht durch das Zusammenarbeiten mit dem zur Zeit
in Paris lebenden Maler Hans Christiansen wesentliche
Förderung. Dieser junge Künstler, von dessen Hand die
in diesem Hefte abgebildeten Entwürfe herrühren, versteht
es in seinen Entwürfen sich ausserordentlich dem Material
und der Technik anzupassen. Wenn man sich auch nicht
verhehlen darf, dass die von Christiansen gewählten Vor-
würfe ihre bestimmten Grenzen haben, so wird man ihm doch
die Anerkennung zollen müssen, dass er Charakteristik in
der Form und der Farbe der Technik und dem Material
anzupassen verstanden hat. Die breite derbe Bleikontur
gestattet keine kleinliche Zeichnung, ein darzustellender
Gegenstand, sei es eine Pflanze, ein Himmel mit Wolken
oder eine Figur müssen in dem für ihre Art oder ihre Be-
wegung allereinfachsten Charakter gezeichnet werden, immer
mit Rücksicht auf die Technik, dann verlangen sie eine klare,
flächenweise Behandlung der Farbe, ein Heraussuchen des
Charakteristischen in der Natur des darzustellenden Gegen-
standes wieder mit Rücksicht auf das Material. Es sind dies
Grundprinzipien, welchen wir auch in der japanischen Kunst
begegnen. Überall, wo Engelbrechtsche Arbeiten ausgestellt
waren, im Marsfeld-Salon, in Kopenhagen, in Berlin, Dres-
den u. s. w. haben dieselben wegen ihrer Klarheit und
künstlerischen Frische berechtigte Anerkennung gefunden.
Ist es ja doch mit der Anfertigung eines Kartons von
Künstlerhand, auch wenn der Künstler noch so sehr auf die
Technik einzugehen versteht, nicht gethan. Vielmehr erfordert
bei Herstellung der Bleiverglasungen die richtige Wahl der
zu verwendenden Gläser ein richtiges künstlerisches Gefühl
neben gutem Studium der Natur und hoher, technischer
Fertigkeit. Muss doch die Bleilinie der Form genau folgen,
wenn die Zeichnung richtig zum Ausdruck gebracht werden
soll, und dieses erfordert genaue Arbeit und tüchtige Ge-
sellen. Eine genaue Beschreibung der Technik wie des
farbenprächtigen amerikanischen Glases würde hier zu weit
führen. Nur so viel sei erwähnt, dass die Glastafeln ein-
und mehrfarbig, durch verschiedene Stärke und Technik des
Glasflusses von den zartesten Tönen in dunkelste Schatten
übergehen, so dass man für die Wiedergabe grossblättriger
Blumen und Blätter geeignetes Material hat. Für die Dar-
stellung des Himmels in jeglicher Tagesstimmung giebt es
die verschiedensten, geeigneten Nüancirungen, leichtrosa ins
bläuliche übergehend, azurblau und violett ins tiefsblaue,
blutrot ins orangefarbene und grünliche übergehend u. s. w.,