Berlin. Im Verein für deutsches Kunstgewerbe in
Berlin hielt am 22. September Herr Prof. E. Doepler d. J.
einen Vortrag über: Kunstgewerbliches von Stockholm und
der nordischen Ausstellung. Redner sprach zunächst über
die Stadt Stockholm und ihre kunstgewerblichen Schätze,
namentlich die im Schloss befindliche Armrüstkammer und
Gewandkammer, sowie das Reichsmuseum. Von den Bau-
lichkeiten der nordischen Ausstellung wirke das Hauptge-
bäude nicht gerade vorteilhaft, dagegen sei das Gebäude der
Hausindustrie, sowie in stilistischer Beziehung das biologische
Museum beachtenswert. Von den Ausstellungsgegenständen
interessiren besonders die Keramik, die Textilindustrie und
die Buchbinder- und Buchdruckererzeugnisse. Das Kunst-
gewerbe ist nicht zusammengefasst, sondern bei den einzelnen
Gruppen verteilt, trotzdem macht diese Ausstellung gewisser-
massen einen mehr kunstgewerblichen Eindruck als andere
durch das Hinzutreten der Hausindustrie, deren Erzeugnisse
mehr nach der kunstgewerblichen Seite neigen. Nach einer
eingehenden Schilderung der Leistungen der obengenannten
Gruppen fasste der Redner den Eindruck der Ausstellung
dahin zusammen, dass auf den Gebieten derKeramik, Gobelin-
weberei und Stickerei, Buchdruckerei und Buchbinderei eine
grosse Zahl ganz hervorragender Arbeiten zu verzeichnen
sind, die ihren Herstellern und dem Lande, in dem sie ent-
standen, Ehre zu machen voll berechtigt sind. Im weiteren
Verlauf der Sitzung sprach Herr Architekt Anton Gleichauf
über: Die Aluminiumbronze in der Schmiedekunst. Die
Aluminiumbronze ist eine Legirung von 95 Teilen Kupfer
und 5 Teilen Aluminium, die ausser einer schönen Gold-
glanzfarbe eine vortreffliche Schmiedbarkeit besitzt, die der
des Eisens nicht nachsteht. Ein wesentlicher Vorzug ist
ferner die Widerstandsfähigkeit des Metalles gegen die
Oxydation. Leider lässt sich die Bronze nicht schweissen,
so dass beim Zusammensetzen einzelner Teile zum Nieten und
vor allem zum Löten gegriffen werden nmss. Ein in neuerer
Zeit auf dem Markt erschienenes Metall, welches ähnliche Eigen-
schaften wie die Bronze aufzuweisen hat, dabei aber um ein
Drittel billiger im Preis ist, ist das Duranametall, eine Legirung
von nicht bekannter Zusammensetzung. Aus diesem Metall
walzt die Firma L. Mannstaedt & Co. ihre bisher aus Eisen
hergestellten Profil- und Zierleisten, die bei Gegenständen
des Innenausbaues, wie Kamineinrichtungen, Beleuchtungs-
gegenständen, das konstruktive Gerippe abgeben. Der Zug
nach echter reiner, allerdings auch prächtiger Wirkung bei
unseren besseren Neubauten, hat diese beiden glanzvoll
Kunstgewerbeblatt. N. I"'. IX. H. 2.
schimmernden Metalle rasch zu einer vielseitigen Verwendung
gelangen lassen. Um die Einführung der Aluminiumbronze
hat sich besonders die Firma Schulz & Holdefleiss verdient
gemacht. Redner führte auch eine Reihe grösserer Bauten
auf, unter anderem das Reichsgericht, das Reichstagsge-
bäude etc., bei deren Ausschmückung die Aluminiumbronze
die weitgehendste Verwendung gefunden. Erläutert war der
Vortrag durch eine Ausstellung von Schmiedearbeiten aus
Aluminiumbronze und überschmiedeter Bronze von den
Herren Schulz & Holdefleiss, Ed. Puls u. a. Fl.
-u- Bet'lin. Dem Jahresbericht der Konigl. Kunstge-
gewerbeschnle für das Schuljahr 1896/97 entnehmen wir
folgendes: Für das Kopfzeichnen nach der Natur, das bis-
her nur nebenbei im Anschluss an das figürliche Gips-
zeichnen hatte betrieben werden können, wurde vom November
1896 ab eine eigene Abendklasse eingerichtet unter der
Leitung des Professors Henseler, an dessen Stelle der Maler
Dannenberg die Gipszeichenklasse übernahm. Mit Beginn
des Sommerquartals wurde eine neue Fachklasse für figür-
liches Modelliren unter Leitung des Professors Manzel er-
öffnet, wofür gleichzeitig die Abendklasse für Aktmodelliren
fortfiel. Professor Messel schied aus dem Lehrkörper und
wurde in der Fachklasse für architektonisches Zeichnen
durch Baumeister Rieth ersetzt. Als neue Mitglieder traten
ferner Baumeister Schaede und Maler Dannenberg ein.
Während der grossen Ferien wurde der Maler Homolka zur
Teilnahme an den Arbeiten des Professors Meurer nach Rom
entsandt. Der Stipendienfonds erhielt durch ein von dem
ehemaligen Fabrikbesitzer W. Bordiert gestiftetes Vermächtnis
einen namhaften Zuwachs. Der Fonds für Staatsaufträge
wurde durch die Ausstattung des Ministerial-Sitzungs-
zimmers im neuen Landtagsgebäude fortgesetzt in Anspruch
genommen. Im Wintersemester 1896/97 nahmen teil am
Tagesunterricht 340 Schüler, am Abendunterricht 647
Schüler, im Sommerquartal 1897: 275 bezw. 444 Schüler.
O Hanau. Dem Jahresbericht der Kgl. Zeichen-
akademie für 1896/97 entnehmen wir, dass die Anstalt in die-
sem Zeitraum von 239 Schülern und 33 Schülerinnen be-
sucht worden ist. Dabei ist besonders die Zunahme an
älteren Schülern bemerkenswert, die sich als Gehilfen eine
letzte Ausbildung erwerben wollen. Obwohl die Akademie
seit 1889 wieder ausschliesslich Fachschule für die in Hanau
heimische^ Juwelier- und Edelmetallindustrie ist, wird den
Schülerinnen auch Gelegenheit geboten, sich im Kunststicken,
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Berlin hielt am 22. September Herr Prof. E. Doepler d. J.
einen Vortrag über: Kunstgewerbliches von Stockholm und
der nordischen Ausstellung. Redner sprach zunächst über
die Stadt Stockholm und ihre kunstgewerblichen Schätze,
namentlich die im Schloss befindliche Armrüstkammer und
Gewandkammer, sowie das Reichsmuseum. Von den Bau-
lichkeiten der nordischen Ausstellung wirke das Hauptge-
bäude nicht gerade vorteilhaft, dagegen sei das Gebäude der
Hausindustrie, sowie in stilistischer Beziehung das biologische
Museum beachtenswert. Von den Ausstellungsgegenständen
interessiren besonders die Keramik, die Textilindustrie und
die Buchbinder- und Buchdruckererzeugnisse. Das Kunst-
gewerbe ist nicht zusammengefasst, sondern bei den einzelnen
Gruppen verteilt, trotzdem macht diese Ausstellung gewisser-
massen einen mehr kunstgewerblichen Eindruck als andere
durch das Hinzutreten der Hausindustrie, deren Erzeugnisse
mehr nach der kunstgewerblichen Seite neigen. Nach einer
eingehenden Schilderung der Leistungen der obengenannten
Gruppen fasste der Redner den Eindruck der Ausstellung
dahin zusammen, dass auf den Gebieten derKeramik, Gobelin-
weberei und Stickerei, Buchdruckerei und Buchbinderei eine
grosse Zahl ganz hervorragender Arbeiten zu verzeichnen
sind, die ihren Herstellern und dem Lande, in dem sie ent-
standen, Ehre zu machen voll berechtigt sind. Im weiteren
Verlauf der Sitzung sprach Herr Architekt Anton Gleichauf
über: Die Aluminiumbronze in der Schmiedekunst. Die
Aluminiumbronze ist eine Legirung von 95 Teilen Kupfer
und 5 Teilen Aluminium, die ausser einer schönen Gold-
glanzfarbe eine vortreffliche Schmiedbarkeit besitzt, die der
des Eisens nicht nachsteht. Ein wesentlicher Vorzug ist
ferner die Widerstandsfähigkeit des Metalles gegen die
Oxydation. Leider lässt sich die Bronze nicht schweissen,
so dass beim Zusammensetzen einzelner Teile zum Nieten und
vor allem zum Löten gegriffen werden nmss. Ein in neuerer
Zeit auf dem Markt erschienenes Metall, welches ähnliche Eigen-
schaften wie die Bronze aufzuweisen hat, dabei aber um ein
Drittel billiger im Preis ist, ist das Duranametall, eine Legirung
von nicht bekannter Zusammensetzung. Aus diesem Metall
walzt die Firma L. Mannstaedt & Co. ihre bisher aus Eisen
hergestellten Profil- und Zierleisten, die bei Gegenständen
des Innenausbaues, wie Kamineinrichtungen, Beleuchtungs-
gegenständen, das konstruktive Gerippe abgeben. Der Zug
nach echter reiner, allerdings auch prächtiger Wirkung bei
unseren besseren Neubauten, hat diese beiden glanzvoll
Kunstgewerbeblatt. N. I"'. IX. H. 2.
schimmernden Metalle rasch zu einer vielseitigen Verwendung
gelangen lassen. Um die Einführung der Aluminiumbronze
hat sich besonders die Firma Schulz & Holdefleiss verdient
gemacht. Redner führte auch eine Reihe grösserer Bauten
auf, unter anderem das Reichsgericht, das Reichstagsge-
bäude etc., bei deren Ausschmückung die Aluminiumbronze
die weitgehendste Verwendung gefunden. Erläutert war der
Vortrag durch eine Ausstellung von Schmiedearbeiten aus
Aluminiumbronze und überschmiedeter Bronze von den
Herren Schulz & Holdefleiss, Ed. Puls u. a. Fl.
-u- Bet'lin. Dem Jahresbericht der Konigl. Kunstge-
gewerbeschnle für das Schuljahr 1896/97 entnehmen wir
folgendes: Für das Kopfzeichnen nach der Natur, das bis-
her nur nebenbei im Anschluss an das figürliche Gips-
zeichnen hatte betrieben werden können, wurde vom November
1896 ab eine eigene Abendklasse eingerichtet unter der
Leitung des Professors Henseler, an dessen Stelle der Maler
Dannenberg die Gipszeichenklasse übernahm. Mit Beginn
des Sommerquartals wurde eine neue Fachklasse für figür-
liches Modelliren unter Leitung des Professors Manzel er-
öffnet, wofür gleichzeitig die Abendklasse für Aktmodelliren
fortfiel. Professor Messel schied aus dem Lehrkörper und
wurde in der Fachklasse für architektonisches Zeichnen
durch Baumeister Rieth ersetzt. Als neue Mitglieder traten
ferner Baumeister Schaede und Maler Dannenberg ein.
Während der grossen Ferien wurde der Maler Homolka zur
Teilnahme an den Arbeiten des Professors Meurer nach Rom
entsandt. Der Stipendienfonds erhielt durch ein von dem
ehemaligen Fabrikbesitzer W. Bordiert gestiftetes Vermächtnis
einen namhaften Zuwachs. Der Fonds für Staatsaufträge
wurde durch die Ausstattung des Ministerial-Sitzungs-
zimmers im neuen Landtagsgebäude fortgesetzt in Anspruch
genommen. Im Wintersemester 1896/97 nahmen teil am
Tagesunterricht 340 Schüler, am Abendunterricht 647
Schüler, im Sommerquartal 1897: 275 bezw. 444 Schüler.
O Hanau. Dem Jahresbericht der Kgl. Zeichen-
akademie für 1896/97 entnehmen wir, dass die Anstalt in die-
sem Zeitraum von 239 Schülern und 33 Schülerinnen be-
sucht worden ist. Dabei ist besonders die Zunahme an
älteren Schülern bemerkenswert, die sich als Gehilfen eine
letzte Ausbildung erwerben wollen. Obwohl die Akademie
seit 1889 wieder ausschliesslich Fachschule für die in Hanau
heimische^ Juwelier- und Edelmetallindustrie ist, wird den
Schülerinnen auch Gelegenheit geboten, sich im Kunststicken,
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