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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0035
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KLEINE MITTEILUNGEN

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Füllung, gezeichnet von Maler H. Christiansen, Paris.

bundenen gewerblichen Fachschulen und Lehrwerkstätten
im November 1895 in Gebrauch genommen worden. Da-
durch ist das Museum selbst in seinem Hochparterregeschoss
und den Souterrainräumen entlastet und für das Bureau, Patent-
bureau, Zeichen-Atelier und den Kopirsaal frei. Damit hat die
definitive Gestaltung der Heimstätten für das Gesamtinstitut
einen Abschluss auf längere Zeit gefunden. Der Bericht
erörtert sodann kurz die Durchführung der Arbeiten zur
Bayer. Landesausstellung in Nürnberg, so weit sie sich auf
die Pfalz und besonders auf die Teilnahme des Pfälzischen
Gewerbemuseums erstrecken. Das Museum dürfte sich
während der Berichtsperiode allseitigster Unterstützung er-
freuen. Das unangreifbare Stammvermögen stellte sich zu
Ende des Jahres 1896 auf 245212,86 M. gegen 236212,86 M.
im Jahre 1893. Die regelmässigen Jahresbeiträge des Kreises
betrugen 6000 M., während der vom Bayer. Minister des
Innern gewährte Staatszuschuss jährlich 10000 M. betrug.
Zugleich benutzt das Staatsministerium das Institut zur Ver-
mittelung von Mitteilungen an Interessenten in der Pfalz,
um dieselben über Fragen industrieller, gewerblicher und
handelspolitischer Art aufzuklären. Die Sammlungen sowie
die Bibliothek wurden in der Berichtsperiode erheblich ver-
mehrt und die Benutzung der Bibliothek durch die Druck-
legung eines Katalogs wesentlich erleichtert. Das Auskunfts-
und Patentbureau enthält die Sammlung der deutschen
Patentschriften aller Klassen, die Patentrolle, das Patentblatt,
das Verzeichnis der erteilten Warenzeichen, die Patentgesetze
aller Patentstaaten, Fachschriften und Adressbücher. Dies
Informationsmaterial lag für alle Interessenten zur Einsicht-
nahme offen auf, und es ist bemerkenswert, dass selbst
Techniker und mit dem Ausarbeiten der Patent-Unterlagen
Erfahrene vor dem Einreichen ihrer Gesuche beim Patentamt
sich behufs Prüfung ihrer Sache an das Bureau wandten.
Unter den schriftlichen Ausarbeitungen befänden sich Gut-
achten für Landgerichte der Pfalz und pfälzische Firmen auf
dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes. Neben dieser
der speciellen Pflege des Patentbureaus obliegenden Thätig-
keit erteilt das Gewerbemuseum auch Auskunft aller Art,

so weit sich solche auf Anfragen über Gewerbe- und Industrie-
verhältnisse , Bezugsquellen von Rohmaterialien, Halb-
fabrikanten und fertigen Erzeugnissen beziehen. Durch die
Verlegung der Unterrichtsräume in den Neubau der Kreis-
baugewerkschule konnte der permanenten Ausstellung ein
grosser Parterresaal eingeräumt werden, und es haben bereits
mehrere pfälzische Firmen, welche nicht in der Lage sind,
in Läden ihre Erzeugnisse auszustellen, diese Gelegenheit
benutzt, einem grösseren Publikum ihre Produkte vorzu-
führen. Die Ateliers sollen dazu dienen, für die Gewerbe-
treibenden die Herstellung von Skizzen, Entwürfen, Detail-
zeichnungen, von Modellen und Mustern zu gewerblichen
und kunstgewerblichen Arbeiten zu übernehmen, ihnen bei
ihren Arbeiten mit Rat und Korrektur im Kopirsaal an die
Hand zu gehen, sowie die selbständige Ausführung von
Kunstarbeiten zu übernehmen. Schliesslich hat das Ge-
werbemuseum auch in der Berichtsperiode wieder versucht,
durch Wandervorträge und Wanderausstellungen den Be-
strebungen der gewerblichen Korporationen in den ver-
schiedenen Richtungen derselben Förderung und Unter-
stützung zu bringen.

-u- Troppau. Nach dem Jahresbericht des Kaiser
Fran^ Josef-Museums für Kunst und Gewerbe für 1896
brachte das erste Jahr im neuen Museumsgebäude eine Reihe
von grösseren Kunstausstellungen. Die von der Genossen-
schaft der bildenden Künstler Wiens veranstaltete Ausstellung,
welche mit der Eröffnung des Museums verbunden war,
währte bis zum 15. Januar 1896. In den Monaten April und
Mai bewerkstelligte hierauf das Kuratorium eine Ausstellung
von Gemälden aus schlesischem Privatbesitz. Nach Schluss
derselben sandten mehrere Wiener Künstler Bilder ein, so
dass der Gemälde-Ausstellungssaal des Museums während
des ganzen Sommers nicht geschlossen werden brauchte.
Am 1. September konnte das Kuratorium 60 neuere Gemälde
aus dem Privatbesitz des Fürsten von und zu Liechtenstein
zur öffentlichen Ausstellung bringen. Auch gelang es, in
der Zeit vom 8. Dezember 1896 bis 11. Februar 1897 die
hervorragendsten Mitglieder der Münchener Secession zur
Beteiligung an einer Ausstellung zu gewinnen. Ausser
diesen grösseren Ausstellungen wurden auch kleinere Sonder-
ausstellungen veranstaltet, die vorwiegend dem kunstgewerb-
lichen Gebiete angehörten. Ferner bewerkstelligte das Museum
über die Sonntage kleinere Ausstellungen, die den Zweck
verfolgten, das Publikum mit den Abbildungswerken der
Bibliothek vertraut zu machen. Die Sammlungen konnten
bei den beschränkten Mitteln des Museums nicht in der
Weise erweitert werden, wie es eine systematische und ziel-
bewusste Vermehrung verlangt hätte. Dagegen erfuhren die
Sammlungen durch Schenkungen eine namhafte Erweiterung,
wie das Museum auch durch die leihweise Überlassung wert-
voller Objekte auf Zeit wesentlich gefördert wurde. Eine
wichtige Ergänzung erhielt das Museum durch Einrichtung
und Eröffnung der Bibliothek im März des Berichtsjahres.
Der Besuch der Bibliothek war besonders für das erste Jahr
ihres Bestehens ein zufriedenstellender. Wie im Vorjahre,
so fanden auch im Berichtsjahre korporative Besuche des
Museums statt durch Genossenschaften und Schulen aus
Bennisch, Freiberg, Friedek, Jägerndorf, Mähr.-Ostrau,
Würbenthai, ebenso hielt der Kustos des Museums öffent-
liche Führungen durch die Sammlungen des Museums und
die Ausstellungen ab. Der Besuch des mit dem Museum
verbundenen offenen Zeichensaales zeigte eine bedeutende
Zunahme gegenüber früheren Jahren.
 
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