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KLEINE MITTEILUNGEN
WETTBEWERBE
-U- Ein Preisausschreiben für künstlerisch ausgeführte
Postkarten aus dem Königreich Sachsen erlässt das sächsische
Ministerium des Innern. Postkarten mit Bildern entsprechen
einem weit verbreiteten Bedürfnisse, sind aber zumeist mit
minderwertigem Bilderschmucke versehen. Das Ministerium
ist der Ansicht, dass die Bild-Postkarten eine günstige Ge-
legenheit zur Anwendung volkstümlicher Kunst, sowie zur
Pflege der Liebe zum Heimatslande darbieten, und hat daher
zur Förderung dieses kunstgewerblichen Zweiges 12 Preise
von je 50 M. und 12 Preise von je 25 M. für die 24 besten
Originalentwürfe zu Künstler-Postkarten ausgesetzt. Die
einfarbigen oder mehrfarbigen Bilder dürfen nur darstellen:
Landschaften oder Ortschaften aus dem Königreich Sachsen,
volkstümliche Bauten, Volkstrachten oder Volksbräuche aus
dem Königreich Sachsen. Vielbesuchte Orte und Gegenden
sind zu bevorzugen. Als Beispiele werden angeführt: Bautzen,
Pleissenburg zu Leipzig, wendisches Osterreiten, Ostermorgen
auf dem Gottesacker zu Herrnhut, Voigtländische Mädchen,
Leipziger Fischerstechen, Bauernhof in Goppeln, Schloss
Purschenstein, Kirche St. Thekla bei Leipzig. Berechtigt zur
Teilnahme an dem Preisbewerbe sind nur Personen, die ihren
Wohnsitz in Sachsen haben. Die Entwürfe sind doppelt so gross
wie Reichspostkarten ohne irgend ein Kennzeichen des Urhebers
(dessen Name und Wohnort in verschlossenem Umschlag
beizufügen ist) bis zum 1. Dezember 1897 bei der Kanzlei
des Ministeriums des Innern einzureichen. Nichtpreisgekrönte,
aber zur Vervielfältigung geeignete Entwürfe können für das
Sammelwerk „Künstler-Postkarten mit Bildern aus dem
Sachsenlande" angekauft werden.
-u- Wie wir dem „Moniteur des Expositions, organe de
l'exposition de 1900" entnehmen, hat die „Union centrale
des arts decoratifs" in Paris unter den französischen Künstlern
und Kunstgewerbetreibenden einen Wettbewerb um kunst-
gewerbliche Original-Gegenstände der verschiedensten Gat-
tungen ausgeschrieben, welche unter dem Namen der Er-
finder auf der Weltausstellung igoo zur Ausstellung gelangen
sollen. Dem Preisgericht ist für Preise die Summe von
30000 Fr. zur Verfügung gestellt worden. Die „Union"
hofft, dass die Höhe der Preise und die Hoffnung, diese
Kunstwerke von den Kunstgewerbe-Museen angekauft zu
sehen, eine grosse Zahl Künstler und Kunstgewerbetreibende
ermutigen wird, an dem Wettbewerb teilzunehmen.
-u- Der Kunstgewerbeverein Pforzheim beabsichtigt,
auf dem Wege einer allgemeinen Konkurrenz eine grössere
Anzahl geschmackvoller Entwürfe zu modernen Gold- und
Juwelenschmuckgegenständen sowie Kleingeräten aller Art
für Gold, Silber und Stahl zu erwerben. Einlieferungen von
Entwürfen sind bis 10. Dezember 1897 franko an das Bureau
des Kunstgewerbevereins zu richten. Gewünscht werden
Entwürfe nicht allein für feinen Juwelenschmuck, sondern
ebenso sehr für feine und mittelfeine, sogenannte montirte
Goldschmiedearbeiten aller modernen Artikel für den deut-
schen und ausländischen Markt geeignet; auch Entwürfe für
billigere Herstellungsweise bestimmt, sind willkommen. In
Bezug auf Kleingeräte ist hauptsächlich auf Entwürfe für
Dosen, Bonbonnieren, Feuerzeuge, Flacons, Rauchgarni-
turen etc. etc. Bedacht zu nehmen, während auf grössere
Stücke nicht reflektirt wird. Die Zeichnungen oder Modelle
sind in natürlicher Grösse und in einer Darstellungsart zu
halten, welche Form- und Farbenverteilung klar erkennen
lässt, so dass event. ohne Schwierigkeit danach gearbeitet
werden kann. Jeder Entwurf ist auf besonderem Blatt, mit
Preis und Motto versehen, nebst verschlossenem Brief-
umschlag, welcher aussen das betr. Motto trägt und die
genaue Adresse des Einsenders enthält, einzusenden. Das
Preisgericht besteht aus dem [Vorstand des Vereins. Die
ausgewählten und angekauften Entwürfe werden unbe-
schränktes Eigentum des Kunstgewerbevereins Pforzheim,
welcher sich freies Verfügungsrecht darüber vorbehält. Das
Porto für die zurückgehenden Entwürfe zahlt der Verein.
'i^r* B LECH E RS C H AU^^°
Der Faramentenschatz im historischen Museum
zu Bern in Wort und Bild. Im Auftrag der Aufsichts-
kommission des Museums verfasst von Jakob Stammler,
Pfarrer in Bern. Bern, Druck und Kommissionsverlag von
K. J. Wyss, 1896.
Den Kern des Bernischen Parainentenschatzes, der neben
einigen kirchlichen Metallgeräten kostbare Textilarbeiten vom
13. Jahrhundert ab umfasst, bildet der alte Kirchenschatz
des St. Vincenzmünsters. Dazu kam noch im 15. Jahrhun-
dert ein Teil der'Beute, welche die Schweizer in den Schlachten
bei Grandson und Murten 1476 Karl dem Kühnen von
Burgund abgenommen hatten. Die erbeuteten Stücke: Wand-
teppiche, Reiterstandarten und Gewänder wurden zumeist zu
Kirchenzierden verwandt, da man damals in der Verwendung
kostbarer Stoffe für geistliche und weltliche Zwecke noch
keinen Unterschied machte. Im 16. Jahrhundert wurde so-
dann der Schatz noch erweitert durch Beute des italienischen
Feldzuges von 1512, sowie durch Bestände säkularisirter
Kirchengüter (Lausanne, Königsfelden), die nach Bern über-
führt wurden. Für einen grossen Teil des auf diese Weise
zusammengekommenen Schatzes lässt sich noch die Herkunft
und der ursprüngliche Besitzer nachweisen. Der prächtige
Trajansteppich, eine genaue Nachbildung verlorengegangener
Wandgemälde, die Rogier von der Weyden 1436 für einen
Saal im Rathause zu Brüssel malte, und der Dreikönige-
teppich, beide um die Mitte des 15. Jahrhunderts in einer
niederländischen Wirkerei angefertigt, wurden vom Bischöfe
Georg von Saluces der Kathedrale in Lausanne geschenkt.
Die Cäsarenteppiche, ein Geschenk Karls des Kühnen an
seinen General Wilhelm de la Baume, sind wahrscheinlich
im Burgundischen Kriege als Beutestücke nach Lausanne und
von da nach Bern gekommen. Die einzelnen Stücke dieser
wertvollen Sammlung werden vom Verfasser einer eingehenden
musterhaften Besprechung unterzogen, die durch zahlreiche
Abbildungen unterstützt wird. Als zweckmässige Einführung
dient eine Übersicht über Stoff und Form der Kirchenpara-
mente und eine kurze Darlegung der Entstehung des Schatzes.
Bg.
Ree, Dr. Paul Johannes, Bayerisches Gewerbemuseum.
Katalog der Bibliothek. Bücherverzeichnis und Schlag-
wortkatalog. Nürnberg, Bayer. Gewerbemuseum (C. Schray),
1897. 8«. VI, 722 Seiten.
Gedruckte Kataloge von Specialbibliotheken sind stets
willkommen. Sie dienen nicht nur ihrem eigentlichen Zwecke,
den Bestand einer bestimmten Bibliothek vorzuführen, son-
dern sie sind bei guter Anordnung meist auch ein brauch-
bares bibliographisches Hilfsmittel, das über die Litteratur
eines Specialfaches — in mehr oder weniger beschränkter
Form — schnell orientirt. Dazu ist naturgemäss notwendig,
KLEINE MITTEILUNGEN
WETTBEWERBE
-U- Ein Preisausschreiben für künstlerisch ausgeführte
Postkarten aus dem Königreich Sachsen erlässt das sächsische
Ministerium des Innern. Postkarten mit Bildern entsprechen
einem weit verbreiteten Bedürfnisse, sind aber zumeist mit
minderwertigem Bilderschmucke versehen. Das Ministerium
ist der Ansicht, dass die Bild-Postkarten eine günstige Ge-
legenheit zur Anwendung volkstümlicher Kunst, sowie zur
Pflege der Liebe zum Heimatslande darbieten, und hat daher
zur Förderung dieses kunstgewerblichen Zweiges 12 Preise
von je 50 M. und 12 Preise von je 25 M. für die 24 besten
Originalentwürfe zu Künstler-Postkarten ausgesetzt. Die
einfarbigen oder mehrfarbigen Bilder dürfen nur darstellen:
Landschaften oder Ortschaften aus dem Königreich Sachsen,
volkstümliche Bauten, Volkstrachten oder Volksbräuche aus
dem Königreich Sachsen. Vielbesuchte Orte und Gegenden
sind zu bevorzugen. Als Beispiele werden angeführt: Bautzen,
Pleissenburg zu Leipzig, wendisches Osterreiten, Ostermorgen
auf dem Gottesacker zu Herrnhut, Voigtländische Mädchen,
Leipziger Fischerstechen, Bauernhof in Goppeln, Schloss
Purschenstein, Kirche St. Thekla bei Leipzig. Berechtigt zur
Teilnahme an dem Preisbewerbe sind nur Personen, die ihren
Wohnsitz in Sachsen haben. Die Entwürfe sind doppelt so gross
wie Reichspostkarten ohne irgend ein Kennzeichen des Urhebers
(dessen Name und Wohnort in verschlossenem Umschlag
beizufügen ist) bis zum 1. Dezember 1897 bei der Kanzlei
des Ministeriums des Innern einzureichen. Nichtpreisgekrönte,
aber zur Vervielfältigung geeignete Entwürfe können für das
Sammelwerk „Künstler-Postkarten mit Bildern aus dem
Sachsenlande" angekauft werden.
-u- Wie wir dem „Moniteur des Expositions, organe de
l'exposition de 1900" entnehmen, hat die „Union centrale
des arts decoratifs" in Paris unter den französischen Künstlern
und Kunstgewerbetreibenden einen Wettbewerb um kunst-
gewerbliche Original-Gegenstände der verschiedensten Gat-
tungen ausgeschrieben, welche unter dem Namen der Er-
finder auf der Weltausstellung igoo zur Ausstellung gelangen
sollen. Dem Preisgericht ist für Preise die Summe von
30000 Fr. zur Verfügung gestellt worden. Die „Union"
hofft, dass die Höhe der Preise und die Hoffnung, diese
Kunstwerke von den Kunstgewerbe-Museen angekauft zu
sehen, eine grosse Zahl Künstler und Kunstgewerbetreibende
ermutigen wird, an dem Wettbewerb teilzunehmen.
-u- Der Kunstgewerbeverein Pforzheim beabsichtigt,
auf dem Wege einer allgemeinen Konkurrenz eine grössere
Anzahl geschmackvoller Entwürfe zu modernen Gold- und
Juwelenschmuckgegenständen sowie Kleingeräten aller Art
für Gold, Silber und Stahl zu erwerben. Einlieferungen von
Entwürfen sind bis 10. Dezember 1897 franko an das Bureau
des Kunstgewerbevereins zu richten. Gewünscht werden
Entwürfe nicht allein für feinen Juwelenschmuck, sondern
ebenso sehr für feine und mittelfeine, sogenannte montirte
Goldschmiedearbeiten aller modernen Artikel für den deut-
schen und ausländischen Markt geeignet; auch Entwürfe für
billigere Herstellungsweise bestimmt, sind willkommen. In
Bezug auf Kleingeräte ist hauptsächlich auf Entwürfe für
Dosen, Bonbonnieren, Feuerzeuge, Flacons, Rauchgarni-
turen etc. etc. Bedacht zu nehmen, während auf grössere
Stücke nicht reflektirt wird. Die Zeichnungen oder Modelle
sind in natürlicher Grösse und in einer Darstellungsart zu
halten, welche Form- und Farbenverteilung klar erkennen
lässt, so dass event. ohne Schwierigkeit danach gearbeitet
werden kann. Jeder Entwurf ist auf besonderem Blatt, mit
Preis und Motto versehen, nebst verschlossenem Brief-
umschlag, welcher aussen das betr. Motto trägt und die
genaue Adresse des Einsenders enthält, einzusenden. Das
Preisgericht besteht aus dem [Vorstand des Vereins. Die
ausgewählten und angekauften Entwürfe werden unbe-
schränktes Eigentum des Kunstgewerbevereins Pforzheim,
welcher sich freies Verfügungsrecht darüber vorbehält. Das
Porto für die zurückgehenden Entwürfe zahlt der Verein.
'i^r* B LECH E RS C H AU^^°
Der Faramentenschatz im historischen Museum
zu Bern in Wort und Bild. Im Auftrag der Aufsichts-
kommission des Museums verfasst von Jakob Stammler,
Pfarrer in Bern. Bern, Druck und Kommissionsverlag von
K. J. Wyss, 1896.
Den Kern des Bernischen Parainentenschatzes, der neben
einigen kirchlichen Metallgeräten kostbare Textilarbeiten vom
13. Jahrhundert ab umfasst, bildet der alte Kirchenschatz
des St. Vincenzmünsters. Dazu kam noch im 15. Jahrhun-
dert ein Teil der'Beute, welche die Schweizer in den Schlachten
bei Grandson und Murten 1476 Karl dem Kühnen von
Burgund abgenommen hatten. Die erbeuteten Stücke: Wand-
teppiche, Reiterstandarten und Gewänder wurden zumeist zu
Kirchenzierden verwandt, da man damals in der Verwendung
kostbarer Stoffe für geistliche und weltliche Zwecke noch
keinen Unterschied machte. Im 16. Jahrhundert wurde so-
dann der Schatz noch erweitert durch Beute des italienischen
Feldzuges von 1512, sowie durch Bestände säkularisirter
Kirchengüter (Lausanne, Königsfelden), die nach Bern über-
führt wurden. Für einen grossen Teil des auf diese Weise
zusammengekommenen Schatzes lässt sich noch die Herkunft
und der ursprüngliche Besitzer nachweisen. Der prächtige
Trajansteppich, eine genaue Nachbildung verlorengegangener
Wandgemälde, die Rogier von der Weyden 1436 für einen
Saal im Rathause zu Brüssel malte, und der Dreikönige-
teppich, beide um die Mitte des 15. Jahrhunderts in einer
niederländischen Wirkerei angefertigt, wurden vom Bischöfe
Georg von Saluces der Kathedrale in Lausanne geschenkt.
Die Cäsarenteppiche, ein Geschenk Karls des Kühnen an
seinen General Wilhelm de la Baume, sind wahrscheinlich
im Burgundischen Kriege als Beutestücke nach Lausanne und
von da nach Bern gekommen. Die einzelnen Stücke dieser
wertvollen Sammlung werden vom Verfasser einer eingehenden
musterhaften Besprechung unterzogen, die durch zahlreiche
Abbildungen unterstützt wird. Als zweckmässige Einführung
dient eine Übersicht über Stoff und Form der Kirchenpara-
mente und eine kurze Darlegung der Entstehung des Schatzes.
Bg.
Ree, Dr. Paul Johannes, Bayerisches Gewerbemuseum.
Katalog der Bibliothek. Bücherverzeichnis und Schlag-
wortkatalog. Nürnberg, Bayer. Gewerbemuseum (C. Schray),
1897. 8«. VI, 722 Seiten.
Gedruckte Kataloge von Specialbibliotheken sind stets
willkommen. Sie dienen nicht nur ihrem eigentlichen Zwecke,
den Bestand einer bestimmten Bibliothek vorzuführen, son-
dern sie sind bei guter Anordnung meist auch ein brauch-
bares bibliographisches Hilfsmittel, das über die Litteratur
eines Specialfaches — in mehr oder weniger beschränkter
Form — schnell orientirt. Dazu ist naturgemäss notwendig,