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KLEINE MITTEILUNGEN
gewerbemuseum zu Dresden" sind durch den Leiter der
allgemeinen Abteilung, Dr. Berling, für diese fertig gestellt,
so dass nunmehr nur noch das für die Textilabteilung fehlt.
In den Berichtsjahren fanden 17 Sonderausstellungen statt-
-u-
SONNEBERG. Htm Jahresbericht der Industrieschule für
i8g6lg7 entnehmen wir folgendes: Das abgelaufene 14.
Schuljahr machte es dem Vorstande zur Aufgabe, für die
weitere finanzielle Sicherstellung der Schule zu sorgen, denn
die Garantiezeit für die freiwilligen Beiträge läuft mit nächstem
Jahre ab. Deshalb hatte sich der Vorstand mit einem Ge-
such an die Herzogl. Staatsregierung gewandt, das Gehalt
des Direktors auf den Staat zu übernehmen. Zwar ist dies
Gesuch nicht in vollem Umfang berücksichtigt worden,
aber die Regierung hat gegen früher eine höhere Summe
als jährliche Renumeration für den Direktor bewilligt. Zur
Deckung der notwendigen Ausgaben war der Vorstand ge-
zwungen, sich wieder an die Freunde der Anstalt zu wenden,
die ausnahmslos bereit waren, auch ferner Jahresbeiträge zu
gewähren. Unter den grossen Aufgaben für die Schule in
den nächsten Jahren steht obenan die Beteiligung derselben
an den Arbeiten für die „Pariser Weltausstellung". Auf
Veranlassung der Handels- und Gewerbekammer sind die
Entwürfe durch den Direktor bereits fertig gestellt und von
den zuständigen Behörden genehmigt worden. Während
des Winterhalbjahres i8g6/97 war die Schule von 46 Schülern,
im Sommerhalbjahr 1897 von 57 Schülern besucht. Die
Ausstellung der Schülerarbeiten hatte sich auch im Berichts-
jahre eines regen Besuches zu erfreuen. -u-
DIJON. Eine allgemeine internationale Ausstellung
findet vom 1. Juni bis 31. Oktober 1898 zu Dijon
statt. Das Ausstellungs-Comite, dessen Vorsitz der
Maire von Dijon übernommen hat, setzt sich zusammen aus
Senatoren, Deputirten des Departements Cöte d'Or und her-
vorragenden Vertretern des Handels und der Industrie aus
Dijon und des Departements. Die Ausstellung ist bereits
gesichert durch zahlreiche Anmeldungen beim Comite und
Zeichnungen zum Garantiefonds. Während der Dauer der
Ausstellung werden seitens des Gemeinderates und der
Bürgerschaft zahlreiche Festlichkeiten stattfinden, welche im
Verein mit den Sehenswürdigkeiten und den besonders zahl-
reichen historischen Denkmälern der Stadt Dijon eine grosse
Anziehungskraft auf die fremden Besucher ausüben werden.
-u-
VENEDIG 1897. Die „Mostra Eucaristica".1) Inder
'ersten Hälfte des August vorigen Jahres wurde der
neunzehnte „Congresso Eucaristico" in Venedig ab-
gehalten. Mit diesem war eine höchst interessante „Mostra
Eucaristica" verbunden. Als Ausstellungsort für die un-
1) Aus Platzmangel konnte der Bericht nicht früher ge-
bracht werden. Da wir aber in der Lage sind, drei der
hervorragendsten Ausstellungsstücke in Abbildung zu geben,
so mag einiges aus dem Bericht des Herrn Emil Jacobsen,
den wir leider nur sehr gekürzt bringen können, mitgeteilt
werden.
schätzbaren Kostbarkeiten, die aus allen Kirchen Venedigs,
sowie aus den Kirchen der nebenliegenden Städte Padua,
Treviso', Chioggia etc. hier vereinigt wurden, diente die
„Scuola grande di San Rocco". Wenn man in die grosse
Halle des ersten Stockwerks eintrat, stand man wie ge-
blendet da. Gold, Perlen, Edelsteine, goldübersponnene
Seide, Sammet auf Goldgrund, Silber und Bronze, Krystall,
Elfenbein, Korallen, kostbare Steinarten wie Alabaster, Onyx,
Lapislazuli, Jaspis, Chalcedon, alles strahlte und glitzerte,
funkelte und glühte von den Wänden, von den hundert Glas-
kasten dem überraschten Auge entgegen. Der ganze heilige
Apparat der katholischen Kirche lag vor den Augen des
Beschauers da. Und zu der Bewunderung für die kunst-
vollendeten, von geduldigen Händen ausgeführten Pracht-
gegenstände gesellte sich die Ehrfurcht vor diesen heiligen
Dingen, vor denen schon vor Jahrhunderten fromme Gläubigen
niedergekniet sind, die sie angebetet, geküsst, mitunter mit
ihren Thränen benetzt haben. Was war hier nicht alles
zusammengebracht! Reliquienkästchen in den wunderbarsten
Formen, von massivem Gold oder überdeckt mit Juwelen;
Kelche von Krystall, Onyx, grünem Basalt, Chalcedon; Mon-
stranzen von Gold; Altarbekleidungen (paliotti d'altare)
aus kunstvoll ausgeschnittenem Holz, aus gepunztem Silber
oder Bronze; Kruzifixe aus Gold, Silber, Elfenbein oder aus
Ebenholz mit Schildkröte und Silber eingelegt, die meisten
von kunstvollendetster Arbeit, zart, durchsichtig, mit hervor-
spriessenden Goldblumen; Prozessionsfahnen von goldeiu-
gewirkter Seide; reich gestickte Messgewänder und Ornate;
wertvoll ausgemalte Mess- und Chorbücher u. s. w.; kurz
eine Fülle der merkwürdigsten und kostbarsten Kunstgegen-
stände, wovon auch der weltberühmte, unschätzbare „Tesoro
di San Marco" einen Teil ausmachte, waren in überreicher
Fülle ausgestellt. Sie einzeln durchzugehen, dürfte hier un-
möglich sein. Es sei nur auf einige von den interessantesten
Gegenständen die Aufmerksamkeit hingelenkt. Von be-
sonderem Interesse war eine sehr grosse „Pala d'oro" aus
dem Dom zu Caorlo. Die Figuren sind in zwei Zonen ge-
teilt. In der oberen Zone der thronende Christus auf
byzantinische Weise segnend, zwischen einem Engel in
ganzer Figur und dem Brustbilde Marias. In der unteren
Zone drei stehende Heiligen. In der Einrahmung Büsten
von Heiligen. Der Stil spätbyzantinisch. Ein grosses
silbernes Kruzifix stammt angeblich aus dem 13. Jahrhundert.
An den beiden Seiten Maria und Johannes. Oben ein Engel.
Unten die Verkündigung. Auf der Rückseite Christus in
einer Mandorla von vier Engeln gehalten. An den Enden
der Kreuzarme die Evangelistensymbole. Das Haupt Christi
noch von einem ziemlich rohen Typus, das Nackte wenig
entwickelt, die Füsse von einem Nagel durchbohrt. Das
übrige feiner, entwickelter und gut bewegt. So ist z. B.
der das Kruzifix krönende Engel und die schöne Ver-
kündigung unten von einem schon sehr entwickelten Stil.
Das kunstgeschichtlich interessanteste Stück der ganzen Aus-
stellung dürfte das „Reliquiario della Croce di S. Giovanni
Evangelista" aus vergoldetem Silber sein. Was hier vor
unseren Augen stand, war nichts weniger als das berühmte
wunderwirkende Kruzifix mit der „Reliquie della vera Croce",
deren tausend Wunder von den grössten Meistern der
venezianischen Frührenaissance verherrlicht worden sind.
Von Gentile Bellini, Carpaccio, Benedetto Diana, Lazzaro,
Bastiano, Mansueto stammt der umfangreiche Bildercyklus,
der aus San Giovanni Evangelista in die venezianische
Akademie gekommen ist, wo ein grosses Oktogon zur Auf-
nahme dieser Bilder besonders eingerichtet ist. In dem
mächtigen Bilde Gentile's mit dem herrlichen Prospekt des
KLEINE MITTEILUNGEN
gewerbemuseum zu Dresden" sind durch den Leiter der
allgemeinen Abteilung, Dr. Berling, für diese fertig gestellt,
so dass nunmehr nur noch das für die Textilabteilung fehlt.
In den Berichtsjahren fanden 17 Sonderausstellungen statt-
-u-
SONNEBERG. Htm Jahresbericht der Industrieschule für
i8g6lg7 entnehmen wir folgendes: Das abgelaufene 14.
Schuljahr machte es dem Vorstande zur Aufgabe, für die
weitere finanzielle Sicherstellung der Schule zu sorgen, denn
die Garantiezeit für die freiwilligen Beiträge läuft mit nächstem
Jahre ab. Deshalb hatte sich der Vorstand mit einem Ge-
such an die Herzogl. Staatsregierung gewandt, das Gehalt
des Direktors auf den Staat zu übernehmen. Zwar ist dies
Gesuch nicht in vollem Umfang berücksichtigt worden,
aber die Regierung hat gegen früher eine höhere Summe
als jährliche Renumeration für den Direktor bewilligt. Zur
Deckung der notwendigen Ausgaben war der Vorstand ge-
zwungen, sich wieder an die Freunde der Anstalt zu wenden,
die ausnahmslos bereit waren, auch ferner Jahresbeiträge zu
gewähren. Unter den grossen Aufgaben für die Schule in
den nächsten Jahren steht obenan die Beteiligung derselben
an den Arbeiten für die „Pariser Weltausstellung". Auf
Veranlassung der Handels- und Gewerbekammer sind die
Entwürfe durch den Direktor bereits fertig gestellt und von
den zuständigen Behörden genehmigt worden. Während
des Winterhalbjahres i8g6/97 war die Schule von 46 Schülern,
im Sommerhalbjahr 1897 von 57 Schülern besucht. Die
Ausstellung der Schülerarbeiten hatte sich auch im Berichts-
jahre eines regen Besuches zu erfreuen. -u-
DIJON. Eine allgemeine internationale Ausstellung
findet vom 1. Juni bis 31. Oktober 1898 zu Dijon
statt. Das Ausstellungs-Comite, dessen Vorsitz der
Maire von Dijon übernommen hat, setzt sich zusammen aus
Senatoren, Deputirten des Departements Cöte d'Or und her-
vorragenden Vertretern des Handels und der Industrie aus
Dijon und des Departements. Die Ausstellung ist bereits
gesichert durch zahlreiche Anmeldungen beim Comite und
Zeichnungen zum Garantiefonds. Während der Dauer der
Ausstellung werden seitens des Gemeinderates und der
Bürgerschaft zahlreiche Festlichkeiten stattfinden, welche im
Verein mit den Sehenswürdigkeiten und den besonders zahl-
reichen historischen Denkmälern der Stadt Dijon eine grosse
Anziehungskraft auf die fremden Besucher ausüben werden.
-u-
VENEDIG 1897. Die „Mostra Eucaristica".1) Inder
'ersten Hälfte des August vorigen Jahres wurde der
neunzehnte „Congresso Eucaristico" in Venedig ab-
gehalten. Mit diesem war eine höchst interessante „Mostra
Eucaristica" verbunden. Als Ausstellungsort für die un-
1) Aus Platzmangel konnte der Bericht nicht früher ge-
bracht werden. Da wir aber in der Lage sind, drei der
hervorragendsten Ausstellungsstücke in Abbildung zu geben,
so mag einiges aus dem Bericht des Herrn Emil Jacobsen,
den wir leider nur sehr gekürzt bringen können, mitgeteilt
werden.
schätzbaren Kostbarkeiten, die aus allen Kirchen Venedigs,
sowie aus den Kirchen der nebenliegenden Städte Padua,
Treviso', Chioggia etc. hier vereinigt wurden, diente die
„Scuola grande di San Rocco". Wenn man in die grosse
Halle des ersten Stockwerks eintrat, stand man wie ge-
blendet da. Gold, Perlen, Edelsteine, goldübersponnene
Seide, Sammet auf Goldgrund, Silber und Bronze, Krystall,
Elfenbein, Korallen, kostbare Steinarten wie Alabaster, Onyx,
Lapislazuli, Jaspis, Chalcedon, alles strahlte und glitzerte,
funkelte und glühte von den Wänden, von den hundert Glas-
kasten dem überraschten Auge entgegen. Der ganze heilige
Apparat der katholischen Kirche lag vor den Augen des
Beschauers da. Und zu der Bewunderung für die kunst-
vollendeten, von geduldigen Händen ausgeführten Pracht-
gegenstände gesellte sich die Ehrfurcht vor diesen heiligen
Dingen, vor denen schon vor Jahrhunderten fromme Gläubigen
niedergekniet sind, die sie angebetet, geküsst, mitunter mit
ihren Thränen benetzt haben. Was war hier nicht alles
zusammengebracht! Reliquienkästchen in den wunderbarsten
Formen, von massivem Gold oder überdeckt mit Juwelen;
Kelche von Krystall, Onyx, grünem Basalt, Chalcedon; Mon-
stranzen von Gold; Altarbekleidungen (paliotti d'altare)
aus kunstvoll ausgeschnittenem Holz, aus gepunztem Silber
oder Bronze; Kruzifixe aus Gold, Silber, Elfenbein oder aus
Ebenholz mit Schildkröte und Silber eingelegt, die meisten
von kunstvollendetster Arbeit, zart, durchsichtig, mit hervor-
spriessenden Goldblumen; Prozessionsfahnen von goldeiu-
gewirkter Seide; reich gestickte Messgewänder und Ornate;
wertvoll ausgemalte Mess- und Chorbücher u. s. w.; kurz
eine Fülle der merkwürdigsten und kostbarsten Kunstgegen-
stände, wovon auch der weltberühmte, unschätzbare „Tesoro
di San Marco" einen Teil ausmachte, waren in überreicher
Fülle ausgestellt. Sie einzeln durchzugehen, dürfte hier un-
möglich sein. Es sei nur auf einige von den interessantesten
Gegenständen die Aufmerksamkeit hingelenkt. Von be-
sonderem Interesse war eine sehr grosse „Pala d'oro" aus
dem Dom zu Caorlo. Die Figuren sind in zwei Zonen ge-
teilt. In der oberen Zone der thronende Christus auf
byzantinische Weise segnend, zwischen einem Engel in
ganzer Figur und dem Brustbilde Marias. In der unteren
Zone drei stehende Heiligen. In der Einrahmung Büsten
von Heiligen. Der Stil spätbyzantinisch. Ein grosses
silbernes Kruzifix stammt angeblich aus dem 13. Jahrhundert.
An den beiden Seiten Maria und Johannes. Oben ein Engel.
Unten die Verkündigung. Auf der Rückseite Christus in
einer Mandorla von vier Engeln gehalten. An den Enden
der Kreuzarme die Evangelistensymbole. Das Haupt Christi
noch von einem ziemlich rohen Typus, das Nackte wenig
entwickelt, die Füsse von einem Nagel durchbohrt. Das
übrige feiner, entwickelter und gut bewegt. So ist z. B.
der das Kruzifix krönende Engel und die schöne Ver-
kündigung unten von einem schon sehr entwickelten Stil.
Das kunstgeschichtlich interessanteste Stück der ganzen Aus-
stellung dürfte das „Reliquiario della Croce di S. Giovanni
Evangelista" aus vergoldetem Silber sein. Was hier vor
unseren Augen stand, war nichts weniger als das berühmte
wunderwirkende Kruzifix mit der „Reliquie della vera Croce",
deren tausend Wunder von den grössten Meistern der
venezianischen Frührenaissance verherrlicht worden sind.
Von Gentile Bellini, Carpaccio, Benedetto Diana, Lazzaro,
Bastiano, Mansueto stammt der umfangreiche Bildercyklus,
der aus San Giovanni Evangelista in die venezianische
Akademie gekommen ist, wo ein grosses Oktogon zur Auf-
nahme dieser Bilder besonders eingerichtet ist. In dem
mächtigen Bilde Gentile's mit dem herrlichen Prospekt des