KLEINE MITTEILUNGEN
in
Marcusplatzes und der Kirche sieht man diesen Reliquario
in feierlicher Prozession geführt. In einem anderen Bilde
wird die Wiederauffindung des im Kanal verlorenen Kreuzes
geschildert. Das Kruzifix in der Hand des Geistlichen,
welcher in aufrechter Stellung im Wasser schwimmend das-
selbe triumphirend in die Höhe hält, erscheint genau wie
dasjenige, welches hier vor unseren Augen steht. Das
Kruzifix und Reliquarium „della vera Croce" zeigt die ge-
wöhnliche Form aus dieser Epoche, dem 15. Jahrhundert,
aber in der feinsten, kunstvollendetsten Weise ausgeführt.
In der Mitte der Gekreuzigte, unten gehen zwei Arme em-
por mit den kleinen Figuren Marias und Johannes. Halb-
figuren von Propheten wachsen aus dem Hauptstamm heraus, ■
Goldblumen entspriessen den Querannen. Der Katalog be-
lehrt uns, dass es Filippo de Meizieres, Gran Cancelliere
del Regno di Cipro war, welcher im Jahre 1369 der „Scuola
di S. Giovanni Evangelista" diese heilige Reliquie des wahren
Kreuzes geschenkt hatte. Ein Kusstäfelchen (Silber) mit
einer Pietä aus San Cassiano Venedig zeigte dieselbe Kom-
position wie eine Plakette im Museo Carrer, welche nach
Vincenzo Lazari auf Girolamo Campagna zurückgeht. Die
Formen der Christusfigur in dieser Plakette sind aber, wie
ich gezeigt habe, vielmehr michelangiolesk und haben An-
klänge an die Christusstatue in S. Maria sopra Minerva zu
Rom.1) Dasselbe gilt für die „Pace" der Ausstellung. Unten
das Datum MDCVI. Ferner ist hervorzuheben ein Reliquien-
kästchen aus dem 14. Jahrhundert von ausgezeichneter
deutscher Arbeit. Mit reicher figürlicher Ausschmückung
und Emailmalereien. Gotischer Stil. Aus San Tommaso zu
Venedig. Eine sehr bedeutende, kostbare Arbeit war die
grosse silberne „Paliotto" von einem römischen Goldschmiede
um den Schluss des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts
ausgeführt. Diese kolossale Altarbekleidung ist in zwei Zonen
geteilt. In der oberen der thronende Christus zwischen den
zwölf Aposteln. In der unteren der thronende St. Petrus
zwischen zwölf Heiligen. Das kostbare Werk wurde der
Kirche S. Pietro di Castello zu Venedig im Jahre 1408 von
dem Papst Gregorio XII. geschenkt. Einer der schönsten
Gegenstände der Ausstellung ist ein Kusstäfelchen aus ver-
goldetem Silber im Besitz der Bruderschaft des St. Rocco.
Es hat die Form eines Triptychons. Aus den feinsten Gold-
blumen und -blättern hebt sich die Gottesmutter mit dem
Kinde hervor. Elf orientalische Perlen umgeben die Dar-
stellung. Unten das Wappen des Mocenigo. Die beiden
Thürchen sind mit Email ausgeschmückt. Aus dem 15. Jahr-
hundert (s. Abb. S. g8). Fast ebenso schön ist die „Pace"
Nr. 9. In der Mitte eine Pietä, seitwärts die beiden
Heiligen Rochus und Sebastian. Aus dem 15. Jahrhundert
(s. Abb. S. 101). Ein Kruzifix mit Hochreliefs von Propheten
an den Enden der Kreuzarme und unten die freistehenden
Figuren derMaria und des Johannes, getragen von zwei als Füll-
horn gebildeten Zweigen, muss auch unter den schönsten
Gegenständen genannt werden. 16. Jahrhundert. (S.Abb.S.100.)
Interessant durch sein ehrwürdiges Alter war der Silberkelch,
welcher von de Rossi als der älteste von allen zu uns gekom-
menen Altarbechern bezeichnet wurde. Dieser Kelch von ein-
facher Becherform stammt aus dem 5. Jahrhundert.
Oben in schwarzem Email folgende Inschrift: DEI
TONIS DEI VRSVS DIACONVS SANCTO PETRO
ET SANCTO POULO OPTULIT. Aus der Pfarr-
kirche di Lamo Fettre. Unter den Pluvialen dürfte
Festgabe der Universität Heidelberg zum 70. Geburtstage Sr.
Grossherzogs Friedrich von Baden. Entworfen von Professor H.
Kgl. Hoheit des
Götz, Karlsruhe.
1) Siehe den Aufsatz von Emil Jacobsen: Plaket-
ten im Museo Carrer. Repertori'um für Kunstwissen-
schaft. 1893.
in
Marcusplatzes und der Kirche sieht man diesen Reliquario
in feierlicher Prozession geführt. In einem anderen Bilde
wird die Wiederauffindung des im Kanal verlorenen Kreuzes
geschildert. Das Kruzifix in der Hand des Geistlichen,
welcher in aufrechter Stellung im Wasser schwimmend das-
selbe triumphirend in die Höhe hält, erscheint genau wie
dasjenige, welches hier vor unseren Augen steht. Das
Kruzifix und Reliquarium „della vera Croce" zeigt die ge-
wöhnliche Form aus dieser Epoche, dem 15. Jahrhundert,
aber in der feinsten, kunstvollendetsten Weise ausgeführt.
In der Mitte der Gekreuzigte, unten gehen zwei Arme em-
por mit den kleinen Figuren Marias und Johannes. Halb-
figuren von Propheten wachsen aus dem Hauptstamm heraus, ■
Goldblumen entspriessen den Querannen. Der Katalog be-
lehrt uns, dass es Filippo de Meizieres, Gran Cancelliere
del Regno di Cipro war, welcher im Jahre 1369 der „Scuola
di S. Giovanni Evangelista" diese heilige Reliquie des wahren
Kreuzes geschenkt hatte. Ein Kusstäfelchen (Silber) mit
einer Pietä aus San Cassiano Venedig zeigte dieselbe Kom-
position wie eine Plakette im Museo Carrer, welche nach
Vincenzo Lazari auf Girolamo Campagna zurückgeht. Die
Formen der Christusfigur in dieser Plakette sind aber, wie
ich gezeigt habe, vielmehr michelangiolesk und haben An-
klänge an die Christusstatue in S. Maria sopra Minerva zu
Rom.1) Dasselbe gilt für die „Pace" der Ausstellung. Unten
das Datum MDCVI. Ferner ist hervorzuheben ein Reliquien-
kästchen aus dem 14. Jahrhundert von ausgezeichneter
deutscher Arbeit. Mit reicher figürlicher Ausschmückung
und Emailmalereien. Gotischer Stil. Aus San Tommaso zu
Venedig. Eine sehr bedeutende, kostbare Arbeit war die
grosse silberne „Paliotto" von einem römischen Goldschmiede
um den Schluss des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts
ausgeführt. Diese kolossale Altarbekleidung ist in zwei Zonen
geteilt. In der oberen der thronende Christus zwischen den
zwölf Aposteln. In der unteren der thronende St. Petrus
zwischen zwölf Heiligen. Das kostbare Werk wurde der
Kirche S. Pietro di Castello zu Venedig im Jahre 1408 von
dem Papst Gregorio XII. geschenkt. Einer der schönsten
Gegenstände der Ausstellung ist ein Kusstäfelchen aus ver-
goldetem Silber im Besitz der Bruderschaft des St. Rocco.
Es hat die Form eines Triptychons. Aus den feinsten Gold-
blumen und -blättern hebt sich die Gottesmutter mit dem
Kinde hervor. Elf orientalische Perlen umgeben die Dar-
stellung. Unten das Wappen des Mocenigo. Die beiden
Thürchen sind mit Email ausgeschmückt. Aus dem 15. Jahr-
hundert (s. Abb. S. g8). Fast ebenso schön ist die „Pace"
Nr. 9. In der Mitte eine Pietä, seitwärts die beiden
Heiligen Rochus und Sebastian. Aus dem 15. Jahrhundert
(s. Abb. S. 101). Ein Kruzifix mit Hochreliefs von Propheten
an den Enden der Kreuzarme und unten die freistehenden
Figuren derMaria und des Johannes, getragen von zwei als Füll-
horn gebildeten Zweigen, muss auch unter den schönsten
Gegenständen genannt werden. 16. Jahrhundert. (S.Abb.S.100.)
Interessant durch sein ehrwürdiges Alter war der Silberkelch,
welcher von de Rossi als der älteste von allen zu uns gekom-
menen Altarbechern bezeichnet wurde. Dieser Kelch von ein-
facher Becherform stammt aus dem 5. Jahrhundert.
Oben in schwarzem Email folgende Inschrift: DEI
TONIS DEI VRSVS DIACONVS SANCTO PETRO
ET SANCTO POULO OPTULIT. Aus der Pfarr-
kirche di Lamo Fettre. Unter den Pluvialen dürfte
Festgabe der Universität Heidelberg zum 70. Geburtstage Sr.
Grossherzogs Friedrich von Baden. Entworfen von Professor H.
Kgl. Hoheit des
Götz, Karlsruhe.
1) Siehe den Aufsatz von Emil Jacobsen: Plaket-
ten im Museo Carrer. Repertori'um für Kunstwissen-
schaft. 1893.