Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

DOI Artikel:
Bruening, Adolf: Der Kronleuchter, [3]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0131
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER KRONLEUCHTER

119

aus dem Ende des 16. Jahrhunderts giebt das Relief
mit der Darbringung Jesus im Tempel auf der Bronze-
thür des Domes zu Pisa von Giovanni da Bologna.
Für das 17. und 18. Jahrhundert sind wir vor allem
auf Frankreich angewiesen. Doch auch hier finden wir
nur vereinzelte Stücke. Doch genügen sie, um im
Verein mit den Ornamentstichen uns ein annäherndes
Bild der wichtigeren Formen zu verschaffen. In
grösserem Umfange wird die Bronze übrigens erst
gegen Ende des 17. Jahrhunderts zu Kronleuchtern
verwandt. Bis dahin war das Silber das herrschende

Kompositionen mit reichem figürlichen Schmuck, deren
lockeres Gefüge wohl eher für leichte getriebene Silber-
arbeit als für schweren Bronzeguss sich eignen dürfte.
(Vgl. Abbildg. S. 114). Während ausgeführte Arbeiten
dieser Art kaum noch erhalten sein dürften, sind da-
gegen die einige Jahrzehnte späteren Entwürfe Daniel
Marot's, von denen die Abbildungen S. 116 eine Vor-
stellung geben, noch durch mehrere Exemplare von
Bronze oder Holz in den Pariser und Londoner Samm-
lungen vertreten. Bezeichnend für den Marot'schen
Typus ist der bauchige Mittelkörper, an den die Arme

Entwürfe zu schmiedeeisernen Kronen aus dem Schlosserbuch von Garbriel Huquier. Louis XV.

Material gewesen. Im Jahre 1682 waren in Versailles
sämtliche Lüster aus Silber. Die Sitte silberner Zimmer-
einrichtungen herrschte damals in ganz Europa. Nur
wenige davon sind noch erhalten. Einen silbernen
Kronleuchter aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts
besitzt noch das Kensingtonmuseum in London. In
Frankreich machten die wiederholten Edikte Lud-
wigs XIV. seit 1689 der Herrschaft des Silbers ein
Ende. Es wanderte centnerweise in die Schmelztiegel.
An seine Stelle trat die goldschimmernde Bronze. Einen
gewissen Ersatz für jene verlorenen Silberlüster mögen
vielleicht die Entwürfe Berain's bieten, phantastische

ansetzen. Die Anlegestelle ist häufig durch Masken
verkleidet. Den Schaft schmücken zuweilen Medaillons.
Die plastischen Rundfiguren an den Leuchtern Berain's
sind hier bis auf diesen bescheidenen figürlichen Zierat
zusammengeschmolzen.

Neben diese etwas schwerfällige Form tritt zu
Anfang des 18. Jahrhunderts ein etwas lebhafter be-
wegtes Modell, an das sich der Name Boulle's knüpft.
Statt der schweren Kastenform des Mittelstammes tritt
ein schlankeres Konsol ein, und der Oberteil empfängt
durch die Hinzufügung von Bügeln, die mit Köpfen
geschmückt sind, ein leichtes, gefälliges Aussehen.
 
Annotationen