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FÜR ODER WIDER KÜNSTLERKONKURRENZEN
Entwurf zu einer farbigen Fensterverglasung von Patriz Huber, München.
des Resultats der Konkurrenzen erhellt auch daraus,
dass häufig die gekrönten Entwürfe gar nicht zur Aus-
führung gewählt werden. Dies scheint mir nicht ledig-
lich eine Geldfrage, sondern verursacht durch den
Zwiespalt zwischen der Überzeugung der Juroren und
der Ausschreiber. Häufig auch ist das Resultat eine
beiderseitige Enttäuschung, und dann geht der Aus-
schreibende zu einem ihm wohlbekannten oder für seine
Aufgabe als passend empfohlenen Künstler und erteilt
den direkten Auftrag. Dieser Weg mit persönlichem
Verkehr ist menschenwürdiger und ermöglicht allein
eine gründliche Klärung und ein vollkommenes Sich-
verstehen.
Die Arbeitsweise mittels Konkurrenzen erinnert
mich an zwei Leute, die sich durchs Telephon vor-
stellen und so sich kennen lernen wollen. Sie reden
mit Schatten. Sie erhalten nur ein ungenaues, ver-
schwommenes Bild von einander. Ebenso wenig er-
schöpfend ist das Bekanntwerden der beiderseitigen
Parteien und ihrer Wünsche auf dem Wege der schrift-
lichen Wettbewerbsbestimmungen.
Selbst die Arbeitsweise der Jury garantirt nicht die
passendste beste Kunst. Die Jury lässt sich bisweilen
blenden durch brillanten Vortrag der Lösungen, auch
ist die eingehende Prüfung der vielen Projekte in
kurzer Zeit wohl fast ausgeschlossen. Es wird eben
mehr die rein künstlerische ideale Konzeption als die
wirklich genau den örtlichen Verhältnissen gerecht
werdende Lösung gekrönt. Also schon die Arbeit der
Jury enthält eine gewisse Ungenauigkeit und Flüchtigkeit.
Eigentlich müsste doch die Jury den definitiven Ort
für die ausgeführte Lösung genau aus der Natur kennen
und nicht ungenau aus Plänen und Bildern allein.
Darum erachte ich die erzieherische Wirkung des Wett-
bewerbes auf die Kunst für zweifelhaft, wenn nicht gar
für schädlich. Die Kunst wird in einer Weise hervor-
gebracht, die mehr der grauen Theorie als dem grünen-
den Baum des Lebens gleicht.
Die Konkurrenzkrankheit hat sich so ausgebreitet,
dass man von einer ganzen Konkurrenzlitteratur sprechen
kann, welche die Aufgaben verbreitet, die Lösungen
mitteilt und bespricht. Zugleich ist eine ganz neue
Klasse von Künstlern damit erzeugt, welche fast aus-
schliesslich vom Wettbewerb lebt. Solche Künstler be-
teiligen sich fast an jedem Wettbewerb, der in ihr
Gebiet schlägt, und beschäftigen gar eine Menge Ge-
hilfen für diesen Zweck. Diese Künstler bekommen
einen Blick für das, worauf es ankommt, haben einen
bestechenden Vortrag bei ihren Projekten, und da die
Jury oft bei ähnlichen Aufgaben dieselbe ist, so ver-
mögen sie deren Geschmack zu treffen und zu siegen.
Ihre Chancen werden noch grösser, weil sie ihre ganze
Zeit und Kraft auf die Wage werfen und so jedem
Wettbewerb aussichtsvoll gegenüberstehen.
Man kann wohl im allgemeinen sagen, dass beim
FÜR ODER WIDER KÜNSTLERKONKURRENZEN
Entwurf zu einer farbigen Fensterverglasung von Patriz Huber, München.
des Resultats der Konkurrenzen erhellt auch daraus,
dass häufig die gekrönten Entwürfe gar nicht zur Aus-
führung gewählt werden. Dies scheint mir nicht ledig-
lich eine Geldfrage, sondern verursacht durch den
Zwiespalt zwischen der Überzeugung der Juroren und
der Ausschreiber. Häufig auch ist das Resultat eine
beiderseitige Enttäuschung, und dann geht der Aus-
schreibende zu einem ihm wohlbekannten oder für seine
Aufgabe als passend empfohlenen Künstler und erteilt
den direkten Auftrag. Dieser Weg mit persönlichem
Verkehr ist menschenwürdiger und ermöglicht allein
eine gründliche Klärung und ein vollkommenes Sich-
verstehen.
Die Arbeitsweise mittels Konkurrenzen erinnert
mich an zwei Leute, die sich durchs Telephon vor-
stellen und so sich kennen lernen wollen. Sie reden
mit Schatten. Sie erhalten nur ein ungenaues, ver-
schwommenes Bild von einander. Ebenso wenig er-
schöpfend ist das Bekanntwerden der beiderseitigen
Parteien und ihrer Wünsche auf dem Wege der schrift-
lichen Wettbewerbsbestimmungen.
Selbst die Arbeitsweise der Jury garantirt nicht die
passendste beste Kunst. Die Jury lässt sich bisweilen
blenden durch brillanten Vortrag der Lösungen, auch
ist die eingehende Prüfung der vielen Projekte in
kurzer Zeit wohl fast ausgeschlossen. Es wird eben
mehr die rein künstlerische ideale Konzeption als die
wirklich genau den örtlichen Verhältnissen gerecht
werdende Lösung gekrönt. Also schon die Arbeit der
Jury enthält eine gewisse Ungenauigkeit und Flüchtigkeit.
Eigentlich müsste doch die Jury den definitiven Ort
für die ausgeführte Lösung genau aus der Natur kennen
und nicht ungenau aus Plänen und Bildern allein.
Darum erachte ich die erzieherische Wirkung des Wett-
bewerbes auf die Kunst für zweifelhaft, wenn nicht gar
für schädlich. Die Kunst wird in einer Weise hervor-
gebracht, die mehr der grauen Theorie als dem grünen-
den Baum des Lebens gleicht.
Die Konkurrenzkrankheit hat sich so ausgebreitet,
dass man von einer ganzen Konkurrenzlitteratur sprechen
kann, welche die Aufgaben verbreitet, die Lösungen
mitteilt und bespricht. Zugleich ist eine ganz neue
Klasse von Künstlern damit erzeugt, welche fast aus-
schliesslich vom Wettbewerb lebt. Solche Künstler be-
teiligen sich fast an jedem Wettbewerb, der in ihr
Gebiet schlägt, und beschäftigen gar eine Menge Ge-
hilfen für diesen Zweck. Diese Künstler bekommen
einen Blick für das, worauf es ankommt, haben einen
bestechenden Vortrag bei ihren Projekten, und da die
Jury oft bei ähnlichen Aufgaben dieselbe ist, so ver-
mögen sie deren Geschmack zu treffen und zu siegen.
Ihre Chancen werden noch grösser, weil sie ihre ganze
Zeit und Kraft auf die Wage werfen und so jedem
Wettbewerb aussichtsvoll gegenüberstehen.
Man kann wohl im allgemeinen sagen, dass beim