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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0164
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152

KLEINE MITTEILUNGEN

Kirchen, oder an Laternen oder Anschlagsäulen, oder
eingebaut im Innern öffentlicher Gebäude oder an Ab-
hängen u. s. \v. Die Wahl des Materials und die Stilart ist
freigegeben, auch bleibt es den Bewerbern überlassen, ob sie
Zeichnungen für künstlerische Einzelausführung oder gewerb-
liche Massenherstellung entwerfen wollen. Der Preis des
Brunnens ohne die Aufstellungskosten darf 300 M. nicht
übersteigen. Massstab der Zeichnung 1:5, das gewählte
Material und Kostenanschlag ist der Zeichnung beizufügen.
Der Verein verwendet 300 M. für Preise der drei oder vier
besten Entwürfe, behält sich jedoch weitere Ankäufe vor.
Auch für die nicht preisgekrönten Arbeiten bleibt dem
Verein das Vervielfältigungsrecht vorbehalten. Einzuliefern
bis zum 15. Juni i8g8 an den Geschäftsführer des Vereins
Dr. W. Bode in Hildesheim. -u-

KÖLN. In dem von der Firma Gebrüder Stolhverck
erlassenen Preisausschreiben für ihren Fabrikaten
beizulegende Gruppenbildchen wurde der erste Preis
gleichwertig mit je 1000 M. den Malern Adolf Münzer
(München) und Oscar Zwintscher (Meissen) zuerkannt; je
einen zweiten Preis von 600 M. erhielten: G. Ad. Closs
(Stuttgart), A. Haas (München), A. Unger (Berlin), W. Wulff
(Karlsruhe), Helene Schulz (Berlin); je einen dritten Preis
von 300 M.: Hans Anker (Berlin), Alb. Baur jr. (Düsseldorf),
P. O. Engelhard (München), A. Höfer (München), A. Klingner
(Berlin), H. Krause (Berlin), E. Neumann (München), F. Ph.
Schmidt (Dresden), Ad. Wagner (Kassel), P. Wendung
(Friedenau). -u-

Im ersten Heft dieses Jahrganges hatten wir eine Anzahl
von Proben moderner Verglasungskunst gebracht, welche
unter Verwendung amerikanischer Opalescentgläser ent-
standen sind. Diese Arbeiten schlössen die Anwendung von
Malerei ebenso aus wie die Arbeiten des Müncheners Carl
Ule, der dieselbe bei den in diesem Hefte abgebildeten Glas-
fenstern nur im äussersten Falle auf einigen Blattrippen u. dergl.
anwendet. Er erreicht nur durch verschiedene Farben und ver-
schiedene Struktur des Glases eine besondere Wirkung. Teils ist
ganz rauh geripptes Glas, deutsches Material, für den Grund
verwendet, während Blätter und Blüten in Kathedralglas
(deutschem) oder Opalglas (amerikanischem) ausgeführt sind,
teils ist dagegen für den Grund Kathedralglas und für Blätter
und Blüten gemustertes Glas, englisches Fabrikat mit Be-
rippung, Körnung, mit Sternchen- oder Blumenmuster ge-
nommen worden. Zuweilen sind auch ganz glatte Gläser,
deutsches Antikglas oder farbige Butzenscheiben zu beson-

deren Effekten benutzt. Der Hauptreiz liegt bei diesen
Arbeiten in dem wechselnden Spiel zwischen glatten und
rauhen Flüchen. Während man früher mit Rücksicht auf
die Herstellungskosten mit geometrischen Mustern vorlieb
nehmen musste, lassen sich, wenn nicht zu teures Material
in Anwendung kommt, solche Fensterdekorationen zu den-
selben Preisen herstellen, ein Vorzug, der gewiss nicht zu
unterschätzen ist. — Bezüglich der den vorliegenden Arbeiten
zu Grunde liegenden Motive sei noch erwähnt, dass diese
fast ausschliesslich dem Pflanzenleben entlehnt sind. Orange,
Oleander, Liliaceen, Sonnenblume, Rose, Tulpe, Nelke,
Löwenzahn, Alpenveilchen etc. im Verein mit modernen
Motiven wie Kugelbäume, Horizont mit Abendhimmel,
stilisirte Tierfiguren wie der Pfau und andere sind in ge-
schickter Weise verwendet. Ein besonderer Vorzug dieser
Arbeiten ist schliesslich noch der, dass die zum Zusammen-
fügen verschiedenfarbiger Glasstücke notwendigen Bleiruthen
möglichst so angeordnet sind, dass sie die Zeichnung er-
geben, ohne dass dadurch für den Glasschnitt besondere
Schwierigkeiten erwachsen, auch sollen die Glasstücke
thunlichst gleiche Grösse haben, damit Grund und Dar-
stellung sich im Werte gleich bleiben. Wo grössere Grund-
flächen erwünscht erscheinen, wenn es sich um Erhaltung
einer bestimmten Lichtquelle handelt, so wird diese Fläche
mir in einfache Tafeln geteilt, die, wie z. B. aus der Ab-
bildung S. 138 ersichtlich, sich auch mit pflanzlichen Dar-
stellungen in organischen Zusammenhang bringen lassen.
Entwürfe zu Arbeiten ähnlicher Art bringen wir von dem
Münchener Maler Patriz Huber, während das für die Villa
Loewe in Berlin ausgeführte Glasfenster (auf S. 141 u. ff. ab-
gebildet) lediglich der Anwendung der Glasmalerei seine
schöne Wirkung verdankt. Unsere Abbildung kann leider
von der trefflichen farbigen Wirkung dieses Fensters keine
Vorstellung geben. Der Künstler desselben, Glasmaler A.
Lüthi in Frankfurt a. M., führt seine Fenster nicht nur selbst
aus, sondern ist auch in der Lage, als Maler und Architekt
seine Kartons selbst zu zeichnen und so von vornherein die
spätere Wirkung in der Ausführung zu berechnen. Es ist
dies ein Vorzug, der nicht genug und nicht gebührend
immer gerade bei gemalten Glasfenstern gewürdigt wird.

Der Hamburger Maler Hans Christiansen in Paris hat zu
Heft 2 .wie zu dem vorliegenden Hefte die Zeichnung des Um-
schlags geliefert, während von Ed. Liesen in Berlin, was wir
nachträglich bemerken, der Entwurf zur Umschlagszeichnung
des letzten Heftes herrührt.

Berichtigung. — Unter Wettbewerb Dresden auf S. 112
hatten wir erwähnt, dass die 24 preisgekrönten Postkarten
an die Firma Giesecke & Devrient zur Reproduktion über-
geben seien. Die Reproduktion dieser Karten ist jedoch der
Firma Meissner & Buch in Leipzig übertragen und werden
in deren Verlage Ende April erscheinen.

Herausgeber und für die Redaktion verantwortlich: Professor Karl Hoffacker, Architekt in Charlottenburg-Berlin.

Druck von August Pries in Leipzig.
 
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