MODERNE KERAMIK
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trat auch der Wendepunkt ein, der ihn zur Töpferei
führte. Fern von Paris, in St. Amand, einem Dorfe,
wo er die geeignete Thonerde fand, machte er seine
ersten keramischen Versuche, denen er dann bis zu
seinem sechs Jahre später erfolgten Tode mit Hinten-
ansetzung aller übrigen Arbeiten oblag.
Was Carries bei den Japanern anzog, war gerade
jene Gattung mit überlaufenden vielfarbigen Glasuren.
Er empfand ferner, dass nicht ein blosses mit jenen
Mitteln erzieltes Farbenspiel den Reiz der Sache be-
dingte, sondern lediglich die künstlerische Abstimmung
der Töne. Obgleich von seinen Vorbildern begeistert,
ging Carries doch seine eigenen Wege. Für sein Em-
pfinden waren die japanischen Glasuren zu glänzend
und leuchtend, sie verliehen durch ihren Glanz und
die Spiegelung den an sich ruhigen und harmonischen
Tönen etwas Unruhiges und Zerstreutes. Es war ihm
Eckstück des Teppichs auf Seite 161,
mehr um eine warme farbige Patina zu thun als um
glänzende Emails; so fertigte er matte Glasuren, und
dieser Geschmack für gebrochene, stumpfe, wenngleich
tiefe und satte Töne ist geradezu zur Losung für die
französische Keramik unserer Zeit geworden. Da es
Carries zumeist auf die malerische Behandlung ankam,
sind seine Formen nicht sehr verschieden und auf etwa
ein Dutzend Haupttypen zurückzuführen. Bevorzugt
wurden Gefässe mit möglichst viel Fläche, namentlich
solche mit breiten Schultern, von denen die hellen
Glasuren in breiter Masse oder in einzelnen Strähnen
auf den dunklen Grund hinabfliessen; der stumpfe
Glanz rührt daher, dass das Flussmittel zurücktritt und
der Glasur ein Quantum Thonmaterial zugesetzt wird;
so nähern sich die Glasuren dem, was man Engoben
oder farbige. Erden nennt.
Auch an grösseren monumentalen Aufgaben, einem
zweiteiligen Portal mit Sta-
tuen und Masken aus Stein-
zeug, nach einem Entwürfe
von Grasset, hat sich Carries
versucht, ohne . die Vollen-
dung des Werkes zu erleben.
Carries war überhaupt ein
denkender, erfinderischer
Kopf, der auf seineWeise auch
die Technik auf neue Wege
zu lenken berufen schien,hätte
ihn nicht ein frühzeitiger
Tod — am 1. Juli 1894 —,
im Alter von 39 Jahren,
mitten aus Versuchen und
Entwürfen gerissen. Seine
keramischen Arbeiten sind
grossenteils in die Hände
von Liebhabern gelangt.
Einige der schönsten besitzen
das Palais de Luxembourg,
sowie die Sammlungen des
musee des arts decoratifs zu
Paris. Eine kleine, gewählte
Zahl ist auch nach Deutsch-
land in das Hamburgische
Museum für Kunst und Ge-
werbe gelangt.
Dem Vorgang von
Carries, ihre Kräfte in den
Dienst der dekorativen Kün-
ste zu stellen, ist seitdem eine
ganze Reihe begabter und
erfindungsreicher Künstler
Frankreichs gefolgt. Wir
nennen vor allem den Land-
schaftsmaler Michel Cazin,
von dem kürzlich das Luxem-
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trat auch der Wendepunkt ein, der ihn zur Töpferei
führte. Fern von Paris, in St. Amand, einem Dorfe,
wo er die geeignete Thonerde fand, machte er seine
ersten keramischen Versuche, denen er dann bis zu
seinem sechs Jahre später erfolgten Tode mit Hinten-
ansetzung aller übrigen Arbeiten oblag.
Was Carries bei den Japanern anzog, war gerade
jene Gattung mit überlaufenden vielfarbigen Glasuren.
Er empfand ferner, dass nicht ein blosses mit jenen
Mitteln erzieltes Farbenspiel den Reiz der Sache be-
dingte, sondern lediglich die künstlerische Abstimmung
der Töne. Obgleich von seinen Vorbildern begeistert,
ging Carries doch seine eigenen Wege. Für sein Em-
pfinden waren die japanischen Glasuren zu glänzend
und leuchtend, sie verliehen durch ihren Glanz und
die Spiegelung den an sich ruhigen und harmonischen
Tönen etwas Unruhiges und Zerstreutes. Es war ihm
Eckstück des Teppichs auf Seite 161,
mehr um eine warme farbige Patina zu thun als um
glänzende Emails; so fertigte er matte Glasuren, und
dieser Geschmack für gebrochene, stumpfe, wenngleich
tiefe und satte Töne ist geradezu zur Losung für die
französische Keramik unserer Zeit geworden. Da es
Carries zumeist auf die malerische Behandlung ankam,
sind seine Formen nicht sehr verschieden und auf etwa
ein Dutzend Haupttypen zurückzuführen. Bevorzugt
wurden Gefässe mit möglichst viel Fläche, namentlich
solche mit breiten Schultern, von denen die hellen
Glasuren in breiter Masse oder in einzelnen Strähnen
auf den dunklen Grund hinabfliessen; der stumpfe
Glanz rührt daher, dass das Flussmittel zurücktritt und
der Glasur ein Quantum Thonmaterial zugesetzt wird;
so nähern sich die Glasuren dem, was man Engoben
oder farbige. Erden nennt.
Auch an grösseren monumentalen Aufgaben, einem
zweiteiligen Portal mit Sta-
tuen und Masken aus Stein-
zeug, nach einem Entwürfe
von Grasset, hat sich Carries
versucht, ohne . die Vollen-
dung des Werkes zu erleben.
Carries war überhaupt ein
denkender, erfinderischer
Kopf, der auf seineWeise auch
die Technik auf neue Wege
zu lenken berufen schien,hätte
ihn nicht ein frühzeitiger
Tod — am 1. Juli 1894 —,
im Alter von 39 Jahren,
mitten aus Versuchen und
Entwürfen gerissen. Seine
keramischen Arbeiten sind
grossenteils in die Hände
von Liebhabern gelangt.
Einige der schönsten besitzen
das Palais de Luxembourg,
sowie die Sammlungen des
musee des arts decoratifs zu
Paris. Eine kleine, gewählte
Zahl ist auch nach Deutsch-
land in das Hamburgische
Museum für Kunst und Ge-
werbe gelangt.
Dem Vorgang von
Carries, ihre Kräfte in den
Dienst der dekorativen Kün-
ste zu stellen, ist seitdem eine
ganze Reihe begabter und
erfindungsreicher Künstler
Frankreichs gefolgt. Wir
nennen vor allem den Land-
schaftsmaler Michel Cazin,
von dem kürzlich das Luxem-