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DER PRÄLATENALTAR IM FRANKFURTER KUNSTGEWERBEMUSEUM
Waschbecken von F. R. Carabin, Paris.
Das Material des Altars ist rheinisches Nuss-
baumholz, zu dessen Dekoration die reichste und
minutiöseste Marketeriearbeit in verschiedenfarbigen
Hölzern, weissem und grün gefärbtem Elfenbein heran-
gezogen ist. Leider kann unsere Tafel keine Vor-
stellung von der Feinheit, der eleganten Ausführung
und dem wunderbar abgewogenen Farbenreiz dieser
Einlagearbeit geben. Technisch steht die Ausführung
auf einer Höhe, der nur ein einziges uns bekannt
gewordenes Stück ähnlicher Arbeit an die Seite ge-
setzt werden kann. Während die Bekleidung der
glatten Flächen in Furnieren eingelegt ist, geschah die
Einlage auf den Säulen in der Art, dass die Rezi-
pienten in das volle Holz eingeschnitten und mit den be-
treffenden farbigen Holzarten ausgelegt wurden. Diese
Arbeit ist von einer so wunderbarem Exaktheit, dass
auch mit der Lupe kein Fehlschnitt, kein Überfahren
des Grabstichels über den Kontur hinaus zu bemerken
ist. Dabei bewegt sich die Ornamentik in so miniatur-
artig kleinem Massstab, dass einzelne Pflanzenstengel
und Ranken, sowie die Teilungsstriche in den kleinen
Parkettierungen der Aufsichtsflächen Bruchteile eines
Millimeters messen.
Der plastischen Schnitzerei ist ein verhältnis-
mässig bescheidener Raum zugewiesen: sie beschränkt
sich auf den Rahmen des Mittelbildes, die ausser-
ordentlich fein und originell gezeichneten korinthi-
sierenden Säulenkapitäle, die langgezogenen Konsolen
an Sockel und Unterbau, die Voluten, Konsolen und
Endigungen des oberen Abschlusses, und endlich auf
die aufgelegten Ornamente der Halbkreisnische, welche
mit eingelegten Ornamentstreifen abwechseln, ohne
sich im Muster zu wiederholen. Alle diese in hartem
Holze geschnitzten plastischen Ornamentteile sind ver-
goldet.
Alles figurale Bildwerk des Altars, zu welchem
ausser den oben genannten Darstellungen noch sechs
Einzelputten mit den Leidenswerkzeugen in den Flächen
des Sockels und eine Grablegung im Sockel des
Kruzifixes hinzutreten, sind in Silber ausgeführt; die
letztgenannten nebst dem Hauptbilde der Kreuzigung
und den Figuren von Maria und Johannes in flachem
Relief getrieben, der gekreuzigte Christus, die beiden
Engel und das Gottesauge vollrund gegossen. In
gleicher Weise sind noch zwei kleine Vasen zu den
Seiten des Kruzifixes ausgeführt. Bei der Erwerbung
des Altars waren alle diese Silberteile durch Kopien
in Ölmalerei auf Holz ersetzt, deren geschickte, augen-
scheinlich von geübter Hand ausgeführte Grisaille-
behandlung sofort den Gedanken nahe legte, dass
diese, der übrigen Pracht der Ausführung nicht
entsprechenden Zuthaten nichts anderes sein konnten,
als ein notdürftiger Ersatz für ursprünglich silberne
Originale, welche vielleicht von einem späteren Be-
sitzer veräussert worden sind. Selbst die Zeit dieser
Veräusserung lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit
aus dem nebensächlichen Umstände vermuten, dass
die zuletzt erwähnten kleinen Väschen (auch diese,
sowie die frei schwebenden Engel waren auf flache
Brettchen wie Kulissen gemalt) unverkennbar Motive
des Louis-seize-Stils zeigten, während die übrige
Formengebung des Altars in ganz einheitlicher Weise
sich an die Formen der deutschen Barockkunst an-
schliesst. Diese Beobachtung schien auch die Mög-
lichkeit auszuschliessen, dass man es in den Grisaille-
malereien mit Entwürfen zu thun habe, welche bei
Anfertigung des Stückes etwa zur Probe eingesetzt,
und durch irgend einen ungünstigen Umstand nicht
über das Stadium der Probe hinausgekommen seien.
DER PRÄLATENALTAR IM FRANKFURTER KUNSTGEWERBEMUSEUM
Waschbecken von F. R. Carabin, Paris.
Das Material des Altars ist rheinisches Nuss-
baumholz, zu dessen Dekoration die reichste und
minutiöseste Marketeriearbeit in verschiedenfarbigen
Hölzern, weissem und grün gefärbtem Elfenbein heran-
gezogen ist. Leider kann unsere Tafel keine Vor-
stellung von der Feinheit, der eleganten Ausführung
und dem wunderbar abgewogenen Farbenreiz dieser
Einlagearbeit geben. Technisch steht die Ausführung
auf einer Höhe, der nur ein einziges uns bekannt
gewordenes Stück ähnlicher Arbeit an die Seite ge-
setzt werden kann. Während die Bekleidung der
glatten Flächen in Furnieren eingelegt ist, geschah die
Einlage auf den Säulen in der Art, dass die Rezi-
pienten in das volle Holz eingeschnitten und mit den be-
treffenden farbigen Holzarten ausgelegt wurden. Diese
Arbeit ist von einer so wunderbarem Exaktheit, dass
auch mit der Lupe kein Fehlschnitt, kein Überfahren
des Grabstichels über den Kontur hinaus zu bemerken
ist. Dabei bewegt sich die Ornamentik in so miniatur-
artig kleinem Massstab, dass einzelne Pflanzenstengel
und Ranken, sowie die Teilungsstriche in den kleinen
Parkettierungen der Aufsichtsflächen Bruchteile eines
Millimeters messen.
Der plastischen Schnitzerei ist ein verhältnis-
mässig bescheidener Raum zugewiesen: sie beschränkt
sich auf den Rahmen des Mittelbildes, die ausser-
ordentlich fein und originell gezeichneten korinthi-
sierenden Säulenkapitäle, die langgezogenen Konsolen
an Sockel und Unterbau, die Voluten, Konsolen und
Endigungen des oberen Abschlusses, und endlich auf
die aufgelegten Ornamente der Halbkreisnische, welche
mit eingelegten Ornamentstreifen abwechseln, ohne
sich im Muster zu wiederholen. Alle diese in hartem
Holze geschnitzten plastischen Ornamentteile sind ver-
goldet.
Alles figurale Bildwerk des Altars, zu welchem
ausser den oben genannten Darstellungen noch sechs
Einzelputten mit den Leidenswerkzeugen in den Flächen
des Sockels und eine Grablegung im Sockel des
Kruzifixes hinzutreten, sind in Silber ausgeführt; die
letztgenannten nebst dem Hauptbilde der Kreuzigung
und den Figuren von Maria und Johannes in flachem
Relief getrieben, der gekreuzigte Christus, die beiden
Engel und das Gottesauge vollrund gegossen. In
gleicher Weise sind noch zwei kleine Vasen zu den
Seiten des Kruzifixes ausgeführt. Bei der Erwerbung
des Altars waren alle diese Silberteile durch Kopien
in Ölmalerei auf Holz ersetzt, deren geschickte, augen-
scheinlich von geübter Hand ausgeführte Grisaille-
behandlung sofort den Gedanken nahe legte, dass
diese, der übrigen Pracht der Ausführung nicht
entsprechenden Zuthaten nichts anderes sein konnten,
als ein notdürftiger Ersatz für ursprünglich silberne
Originale, welche vielleicht von einem späteren Be-
sitzer veräussert worden sind. Selbst die Zeit dieser
Veräusserung lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit
aus dem nebensächlichen Umstände vermuten, dass
die zuletzt erwähnten kleinen Väschen (auch diese,
sowie die frei schwebenden Engel waren auf flache
Brettchen wie Kulissen gemalt) unverkennbar Motive
des Louis-seize-Stils zeigten, während die übrige
Formengebung des Altars in ganz einheitlicher Weise
sich an die Formen der deutschen Barockkunst an-
schliesst. Diese Beobachtung schien auch die Mög-
lichkeit auszuschliessen, dass man es in den Grisaille-
malereien mit Entwürfen zu thun habe, welche bei
Anfertigung des Stückes etwa zur Probe eingesetzt,
und durch irgend einen ungünstigen Umstand nicht
über das Stadium der Probe hinausgekommen seien.