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KLEINE MITTEILUNGEN
auf ihren Zweck, den Bremischen Gewerbetreibenden Unter-
stützung zu bieten, durch mustergültige Eigenschaften an
Handwerkserzeugnissen hinsichtlich der Farbe, Form und
Technik, durch 199 Nummern vermehrt. Die Vermehrung
der Vorbildersammlung erstreckte sich vorwiegend auf den
am meisten benutzten graphischen Teil. Durch das Zeichen-
bureau wurden in Erledigung von Aufträgen 75 Blatt Zeich-
nungen angefertigt. Mit dem Berichtsjahre hat die Anstalt
das 25. Jahr ihres Bestehens zurückgelegt. -u-
HANNOVER. Dem Bericht über die Verwaltung des
Kestner-Museums über die Zeit vom 1. Juli 1888
bis j. Januar i8g8 entnehmen wir folgendes: Die
Thätigkeit der Verwaltung war in den ersten Jahren im
wesentlichen auf die wissenschaftliche Erwerbung des ererbten
Schatzes gerichtet. Das Sammeln wurde mit bescheidenen
Mitteln begonnen und konnte, da diese Mittel durch die
lokalen Zufallsangebote meist erschöpft wurden, kein syste-
matisches sein. Erst als die städtischen Kollegien einen
Anschaffungsfonds von 20000 M. beschlossen, wurde es mög-
lich, die Sammlung in dürftig oder gar nicht vertretenen Ab-
teilungen auszubauen. Gepflegt wurden durchaus nur Klein-
kunst und Kunstgewerbe, doch hat die Verwaltung keine
Fachsammlungen geschaffen, sondern in erster Linie die
künstlerische Bildungdes Publikums fördern wollen. Dieser Ge-
sichtspunkt ist auch für die Aufstellung massgebend geblieben,
sie möchte das Gesamtbild jeder einzelnen Kunstepoche,
möglichst in einem Saale, künstlerisch geschlossen zur An-
schauung bringen. Freilich gehören hierzu ganz andere
Räume, als das heutige Kestner-Museum sie bietet. Schon
die richtige Nutzbarmachung und Fortentwicklung der vor-
handenen Sammlungen fordert gebieterisch eine Erweiterung
oder einen Neubau des Hauses. Für die Kupferstichsammlung
(etwa 80000 Blatt) mit den zugehörigen alten Drucken,
Handschriften und Autographen und der Bibliothek und
Photographiensammlung ist gerade das Vierfache des jetzigen
Raumes nötig. In anderen Abteilungen steht es nicht besser;
bei jeder grösseren Neuerwerbung entsteht Not. Ausser den
jährlichen Ankäufen wird aber später die Heinr. Stamme'sche
Sammlung und das in der Gründung begriffene «Museum
stadtgeschichtlicher Altertümer" hinzukommen. Ebenso wären
in einem neuen Kestner-Mussum auch die kommenden Be-
dürfnisse der Sammlung des Kunstgewerbevereins im Leibniz-
hause, dessen Erweiterungsbau immer die Feuergefährlich-
keit entgegensteht, im voraus zu berücksichtigen. -u-
NEISSE. Dem ersten Bericht des Neisser Kunst- und
Altertumsvereins i8gj entnehmen wir folgendes: Seit
langer Zeit haben Sammler und Händler viele wert-
volle Neisser Kunstschätze angekauft und in alle Winde zer-
streut, weil sich in Neisse selbst kein Raum befand, wo die
ehrwürdigen Andenken und Erinnerungen an eine ruhmvolle
und hochinteressante Vergangenheit gesammelt wurden. Um
zu retten, was noch zu retten war, bildete sich am 5. Juli
1897 der Neisser Kunst-und Altertumsverein. Der Magistrat
überwies dem Verein einige Räumlichkeiten in der alten
Kommandantur und als Grundstock einen Schrank, der
Gläser, Zinn- und Silbergeschirr enthielt. Dann aber gingen
auch von anderen Seiten so viele Gegenstände ein, dass das
Inventar nach kaum sechsmonatlichem Bestehen des Vereins
bereits 708 Nummern aufwies, darunter besonders Zinn-
geschirre und Willkommen verschiedener Innungen. Geöffnet
war die Sammlung bisher Sonntags von 11 —12V2 Uhr, der
Besuch war ein sehr erfreulicher, es wird beabsichtigt, die-
selbe auch an einzelnen Wochentagen den Gewerbetreibenden
zugänglich zu machen. Dem Bericht sind grössere und
kleinere Mitteilungen aus der Neisser Geschichte und Kultur-
geschichte und eine Stadtansicht vom Jahre 1596 beigefügt.
KASSEL. Nach dem Jahresbericht der Gewerblichen
Zeichen- und Kunstgewerbeschule für das Schuljaht
1897I98 wurde die Anstalt von 328 Abend- und
Sonntagschülern im Sommer- und 470 im Winterhalbjahr
von 145 Tagesschülern im Sommer- und von 204 im Winter-
halbjahr besucht. Auf Grund hervorragender Leistungen
wurden fünf Schüler zum sogenannten Künstlerexamen, d. h.
zur erleichterten Prüfung für Einjährig-Freiwillige zugelassen.
Die Prüfung für das Zeichenlehreramt bestanden sechs Be-
werber und fünf Bewerberinnen. Schon im Jahresbericht
1895/96 ist auf die durch die Errichtung der Kgl. Bau-
gewerkschule bedingten baulichen Veränderungen hinge-
wiesen worden. Diese Änderungen wurden zum Teil während
des Spätsommers 1897 ausgeführt. Eine für die Stellung
der Anstalt bedeutungsvolleMassregel bedeutet derMinisterial-
erlass vom 27. Januar 1898, nach welchem die Kunstgewerbe-
schulen in die Reihe der Hochschulen gestellt werden.
-u-
KREFELD. Im Kaiser Wilhelm-Museum findet zur
Zeit eine „Ausstellung künstlerischer Möbel und
Geräte" statt, die sowohl von französischen Möbel-
künstlern (Majorelle, Plumet, Sauvage, Selmersheim u. a.)
als auch von deutschen zahlreich beschickt ist. Unter den
Arbeiten der letzteren verdient ein Mobiliar für ein Speise-
zimmer, nach Entwürfen von H. E. von Berlepsch von
J. Buyten & Söhne, Düsseldorf, ausgeführt, besondere Er-
wähnung. Von den übrigen Münchenern sind vertreten
E. Berner, H. Obrist, B. Pankok, A. Petrasch, K. Riemer-
schmid, F. Ringer. O. Eckmann sandte Tapeten, Beleuchtungs-
körper, Mosaikverglasungen und Teppiche, Walter Leistikow
hat zum ersten Mal mit Glück versucht, Scherrebeker Gobelins
für^Möbelzwecke zu verwenden. Die Beteiligung der Düssel-
dorfer' Künstler beschränkt sich auf Prof. G. Oeder, welcher
ein treffliches kleines Sammlermöbel ausgestellt hat, und
Willy- von Beckerath, der Mosaikverglasungen und Gobelin-
bezüge sandte.
PARIS. Die angewandte Kunst im Pariser Salon. Seit
der Salon des Marsfeldes seine Räume dem Kunsthand-
werk geöffnet hat, sind nach und nach eine Reihe von
namhaften Pariser Künstlern von der sogenannten „hohen"
Kunst abgefallen, um sich dem Kunstgewerbe zuzuwenden;
mit anderen Worten: sie haben die Herstellung von Bildern
und Statuen, deren einzige Daseinsberechtigung in der Existenz
jener unter dem Namen „Museum" bekannten Totenkammern
der Kunst zu finden ist, aufgegeben, um hinfort nicht mehr für
die Ausstellungen und für die Gemäldegalerien, sondern für
KLEINE MITTEILUNGEN
auf ihren Zweck, den Bremischen Gewerbetreibenden Unter-
stützung zu bieten, durch mustergültige Eigenschaften an
Handwerkserzeugnissen hinsichtlich der Farbe, Form und
Technik, durch 199 Nummern vermehrt. Die Vermehrung
der Vorbildersammlung erstreckte sich vorwiegend auf den
am meisten benutzten graphischen Teil. Durch das Zeichen-
bureau wurden in Erledigung von Aufträgen 75 Blatt Zeich-
nungen angefertigt. Mit dem Berichtsjahre hat die Anstalt
das 25. Jahr ihres Bestehens zurückgelegt. -u-
HANNOVER. Dem Bericht über die Verwaltung des
Kestner-Museums über die Zeit vom 1. Juli 1888
bis j. Januar i8g8 entnehmen wir folgendes: Die
Thätigkeit der Verwaltung war in den ersten Jahren im
wesentlichen auf die wissenschaftliche Erwerbung des ererbten
Schatzes gerichtet. Das Sammeln wurde mit bescheidenen
Mitteln begonnen und konnte, da diese Mittel durch die
lokalen Zufallsangebote meist erschöpft wurden, kein syste-
matisches sein. Erst als die städtischen Kollegien einen
Anschaffungsfonds von 20000 M. beschlossen, wurde es mög-
lich, die Sammlung in dürftig oder gar nicht vertretenen Ab-
teilungen auszubauen. Gepflegt wurden durchaus nur Klein-
kunst und Kunstgewerbe, doch hat die Verwaltung keine
Fachsammlungen geschaffen, sondern in erster Linie die
künstlerische Bildungdes Publikums fördern wollen. Dieser Ge-
sichtspunkt ist auch für die Aufstellung massgebend geblieben,
sie möchte das Gesamtbild jeder einzelnen Kunstepoche,
möglichst in einem Saale, künstlerisch geschlossen zur An-
schauung bringen. Freilich gehören hierzu ganz andere
Räume, als das heutige Kestner-Museum sie bietet. Schon
die richtige Nutzbarmachung und Fortentwicklung der vor-
handenen Sammlungen fordert gebieterisch eine Erweiterung
oder einen Neubau des Hauses. Für die Kupferstichsammlung
(etwa 80000 Blatt) mit den zugehörigen alten Drucken,
Handschriften und Autographen und der Bibliothek und
Photographiensammlung ist gerade das Vierfache des jetzigen
Raumes nötig. In anderen Abteilungen steht es nicht besser;
bei jeder grösseren Neuerwerbung entsteht Not. Ausser den
jährlichen Ankäufen wird aber später die Heinr. Stamme'sche
Sammlung und das in der Gründung begriffene «Museum
stadtgeschichtlicher Altertümer" hinzukommen. Ebenso wären
in einem neuen Kestner-Mussum auch die kommenden Be-
dürfnisse der Sammlung des Kunstgewerbevereins im Leibniz-
hause, dessen Erweiterungsbau immer die Feuergefährlich-
keit entgegensteht, im voraus zu berücksichtigen. -u-
NEISSE. Dem ersten Bericht des Neisser Kunst- und
Altertumsvereins i8gj entnehmen wir folgendes: Seit
langer Zeit haben Sammler und Händler viele wert-
volle Neisser Kunstschätze angekauft und in alle Winde zer-
streut, weil sich in Neisse selbst kein Raum befand, wo die
ehrwürdigen Andenken und Erinnerungen an eine ruhmvolle
und hochinteressante Vergangenheit gesammelt wurden. Um
zu retten, was noch zu retten war, bildete sich am 5. Juli
1897 der Neisser Kunst-und Altertumsverein. Der Magistrat
überwies dem Verein einige Räumlichkeiten in der alten
Kommandantur und als Grundstock einen Schrank, der
Gläser, Zinn- und Silbergeschirr enthielt. Dann aber gingen
auch von anderen Seiten so viele Gegenstände ein, dass das
Inventar nach kaum sechsmonatlichem Bestehen des Vereins
bereits 708 Nummern aufwies, darunter besonders Zinn-
geschirre und Willkommen verschiedener Innungen. Geöffnet
war die Sammlung bisher Sonntags von 11 —12V2 Uhr, der
Besuch war ein sehr erfreulicher, es wird beabsichtigt, die-
selbe auch an einzelnen Wochentagen den Gewerbetreibenden
zugänglich zu machen. Dem Bericht sind grössere und
kleinere Mitteilungen aus der Neisser Geschichte und Kultur-
geschichte und eine Stadtansicht vom Jahre 1596 beigefügt.
KASSEL. Nach dem Jahresbericht der Gewerblichen
Zeichen- und Kunstgewerbeschule für das Schuljaht
1897I98 wurde die Anstalt von 328 Abend- und
Sonntagschülern im Sommer- und 470 im Winterhalbjahr
von 145 Tagesschülern im Sommer- und von 204 im Winter-
halbjahr besucht. Auf Grund hervorragender Leistungen
wurden fünf Schüler zum sogenannten Künstlerexamen, d. h.
zur erleichterten Prüfung für Einjährig-Freiwillige zugelassen.
Die Prüfung für das Zeichenlehreramt bestanden sechs Be-
werber und fünf Bewerberinnen. Schon im Jahresbericht
1895/96 ist auf die durch die Errichtung der Kgl. Bau-
gewerkschule bedingten baulichen Veränderungen hinge-
wiesen worden. Diese Änderungen wurden zum Teil während
des Spätsommers 1897 ausgeführt. Eine für die Stellung
der Anstalt bedeutungsvolleMassregel bedeutet derMinisterial-
erlass vom 27. Januar 1898, nach welchem die Kunstgewerbe-
schulen in die Reihe der Hochschulen gestellt werden.
-u-
KREFELD. Im Kaiser Wilhelm-Museum findet zur
Zeit eine „Ausstellung künstlerischer Möbel und
Geräte" statt, die sowohl von französischen Möbel-
künstlern (Majorelle, Plumet, Sauvage, Selmersheim u. a.)
als auch von deutschen zahlreich beschickt ist. Unter den
Arbeiten der letzteren verdient ein Mobiliar für ein Speise-
zimmer, nach Entwürfen von H. E. von Berlepsch von
J. Buyten & Söhne, Düsseldorf, ausgeführt, besondere Er-
wähnung. Von den übrigen Münchenern sind vertreten
E. Berner, H. Obrist, B. Pankok, A. Petrasch, K. Riemer-
schmid, F. Ringer. O. Eckmann sandte Tapeten, Beleuchtungs-
körper, Mosaikverglasungen und Teppiche, Walter Leistikow
hat zum ersten Mal mit Glück versucht, Scherrebeker Gobelins
für^Möbelzwecke zu verwenden. Die Beteiligung der Düssel-
dorfer' Künstler beschränkt sich auf Prof. G. Oeder, welcher
ein treffliches kleines Sammlermöbel ausgestellt hat, und
Willy- von Beckerath, der Mosaikverglasungen und Gobelin-
bezüge sandte.
PARIS. Die angewandte Kunst im Pariser Salon. Seit
der Salon des Marsfeldes seine Räume dem Kunsthand-
werk geöffnet hat, sind nach und nach eine Reihe von
namhaften Pariser Künstlern von der sogenannten „hohen"
Kunst abgefallen, um sich dem Kunstgewerbe zuzuwenden;
mit anderen Worten: sie haben die Herstellung von Bildern
und Statuen, deren einzige Daseinsberechtigung in der Existenz
jener unter dem Namen „Museum" bekannten Totenkammern
der Kunst zu finden ist, aufgegeben, um hinfort nicht mehr für
die Ausstellungen und für die Gemäldegalerien, sondern für