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DÄNISCHES PORZELLAN
Porzellanvase, gemalt von Arnold
Kroo. Fliegender Storch an schilt-
bewachsenem Seeufer. Im Besitz
des Duke of Sutherland.
Wohlstandes umsehen
müsse. Er sah ein, dass
es sich für Däemark nicht
um die Begründung von
Grossindustrien handeln
könne, sondern dass vor
allem eine Kräftigung des
Handwerks notthue. Die
Fachtüchtigkeit des Hand-
werkerstandes sollte er-
höht, das Handwerk zum
Kunsthandwerk veredelt
werden, damit Dänemark
die Konkurrenz mit den
Erzeugnissen des Aus-
landes im eigenen Lande
aufnehmen und sich im
Auslande ein Absatzgebiet
erobern könne. Schou ver-
trat diese Ansichten, wo
er konnte, in Vereinen,
in den kommunalen Körperschaften, denen er ange-
hörte, im Vorstand der Kopenhagener Gewerbeschule,
vor allem aber im „Industrieverein", der ihn 1882 zum
Vorsitzenden wählte. Um in dieser einflussreichen
Stellung noch nachdrücklicher für die Verwirklichung
seiner Reformideen zu arbeiten und zugleich um seine
ganze Kraft der Neugestaltung der Porzellanfabrik zu
widmen, legte er das ihm 1881 übertragene Mandat
als Reichstagsabgeordneter nieder. Mit voller Energie
nahm er nun an beiden Punkten, in Frederiksberg,
am Orte seiner berufsmässigen Thätigkeit, und im
Industrieverein die Pionierarbeit zur Förderung des
heimischen Kunsthandwerks auf. Den Bau und die
Einrichtung der Porzellanfabrik leitete und über-
wachte er bis in die kleinsten Einzelheiten. Seine be-
sondere Aufmerksamkeit richtete er auf die Anlage der
Brennöfen, denen er eine neue, praktische Konstruk-
tion gab, die sich bis heute auf das beste bewährt
hat. Im Industrieverein arbeitete Schou Hand in Hand
mit gleichstrebenden Männern wie Professor C. Nyrop,
Hofjuwelier C. Michelsen u. a.
Die Erfolge der gemeinsamen Förderungsarbeit,
die an vielen Punkten gleichzeitig einsetzte, traten
bald sichtbar hervor. Die Künstler begannen sich
mit den Bedingungen handwerklicher Technik vertraut
zu machen und für praktische Zwecke zu arbeiten;
die Handwerker wurden zu Aufgaben geschult, die
hohe Anforderungen an ihre Leistungsfähigkeit stellten.
Ein belebendes Element wurde die seit 1885 vom
Industrieverein herausgegebene Zeitschrift „Tidsskrift
for Kunstindustri", die unter der Leitung von C. Nyrop
sofort Fühlung mit dem Handwerk gewann und jene
Richtung auf die künstlerischen Ziele der Gegenwart
einschlug, die acht Jahre später in England „The Studio"
und im vorigen Jahre in Deutschland die verschiedenen
neuen Zeitschriften für dekorative Kunst aufge-
nommen haben.
Im Jahre 1888 war das dänische Kunsthandwerk
so weit herangereift, dass es wagen durfte, zur Feier
des fünfzigjährigen Bestehens des Industrievereins eine
grosse nordische Industrieausstellung zu veranstalten.
Zur Beschickung der Abteilung für Kunstindustrie
wurden auch Deutschland, Russland, Frankreich und
Italien eingeladen, so dass dieser Teil der Ausstellung
ein internationales Gepräge erhielt. Die Anregung
zur Teilnahme Deutschlands an der Kopenhagener
Ausstellung war von dem Kaiser und der Kaiserin
Friedrich ausgegangen, welche im Jahre 1886 Ph. Schou
in Berlin empfangen und seitdem der Sache ein leb-
haftes Interesse bewahrt hatten. Geheimer Regierungsrat
Luders übernahm die Besorgung der deutschen Abtei-
lung; seiner strengen Auswahl von Erzeugnissen des deut-
schen Kunsthandwerks war es zu danken, dass Deutsch-
land unter den fremden Gruppen mit Ehren bestand.
Die nordische Industrieausstellung 1888 gehört zu
den gelungensten Veranstaltungen dieser Art, die die
neuere Zeit gesehen hat. Sie war nicht aus Spekulation
auf augenblicklichen materiellen Gewinn entstanden,
sondern aus der Absicht, eine Heerschau über die ver-
fügbaren Kräfte abzuhalten und die Qualität der besten
bis dahin erzielten Leistungen an den Arbeiten des Aus-
landes zu messen. Die hierauf gerichteten Bemühungen
bewirkten denn auch, dass in allen Abteilungen für
Kunst und Kunsthandwerk gute, ja zum Teil ausge-
zeichnete Arbeiten zu sehen waren. Einen besonderen
Reiz erhielt die Ausstellung durch die von dem be-
kannten Bierbrauer und Kunstmäcen C. Jacobsen ver-
anstaltete Sonderausstellung der modernen französi-
schen Kunst. Zum ersten Male sah man damals im
Norden in geschlossener Vorführung Gemälde von
Meistern wie Millet, Bonnat, Monet, Bastien-Lepage,
Cazin, Besnard; zum ersten Male konnte man die
edlen Werke der neueren französischen Kleinplastik
bewundern, jene Plaketten und Medaillen, die in ,
Deutschland von Hamburg aus der verdienten Wert-
schätzung nahe gebracht sind. Die guten Resultate,
welche die dänischen Abteilungen der Ausstellung
erhielten, stärkten das Bewusstsein der eigenen Kraft
und brachten neues Leben in die Propaganda der
Kunstbewegung. Die Kunst wurde — was so un-
endlich wichtig ist — Gegenstand der öffentlichen
und privaten Debatte und damit eines gesteigerten
allgemeinen Interesses. Auch das finanzielle Ender-
gebnis der Ausstellung war günstig. Den beträcht-
lichen Überschuss, der erzielt wurde, verwendete man
als Grundkapital für die Errichtung des Kopenhagener
Kunstindustriemuseums, das seit 1894 unter der Leitung
Pietro Krohn's zu einer treibenden Kraft im dänischen
Kunsthandwerk geworden ist.
DÄNISCHES PORZELLAN
Porzellanvase, gemalt von Arnold
Kroo. Fliegender Storch an schilt-
bewachsenem Seeufer. Im Besitz
des Duke of Sutherland.
Wohlstandes umsehen
müsse. Er sah ein, dass
es sich für Däemark nicht
um die Begründung von
Grossindustrien handeln
könne, sondern dass vor
allem eine Kräftigung des
Handwerks notthue. Die
Fachtüchtigkeit des Hand-
werkerstandes sollte er-
höht, das Handwerk zum
Kunsthandwerk veredelt
werden, damit Dänemark
die Konkurrenz mit den
Erzeugnissen des Aus-
landes im eigenen Lande
aufnehmen und sich im
Auslande ein Absatzgebiet
erobern könne. Schou ver-
trat diese Ansichten, wo
er konnte, in Vereinen,
in den kommunalen Körperschaften, denen er ange-
hörte, im Vorstand der Kopenhagener Gewerbeschule,
vor allem aber im „Industrieverein", der ihn 1882 zum
Vorsitzenden wählte. Um in dieser einflussreichen
Stellung noch nachdrücklicher für die Verwirklichung
seiner Reformideen zu arbeiten und zugleich um seine
ganze Kraft der Neugestaltung der Porzellanfabrik zu
widmen, legte er das ihm 1881 übertragene Mandat
als Reichstagsabgeordneter nieder. Mit voller Energie
nahm er nun an beiden Punkten, in Frederiksberg,
am Orte seiner berufsmässigen Thätigkeit, und im
Industrieverein die Pionierarbeit zur Förderung des
heimischen Kunsthandwerks auf. Den Bau und die
Einrichtung der Porzellanfabrik leitete und über-
wachte er bis in die kleinsten Einzelheiten. Seine be-
sondere Aufmerksamkeit richtete er auf die Anlage der
Brennöfen, denen er eine neue, praktische Konstruk-
tion gab, die sich bis heute auf das beste bewährt
hat. Im Industrieverein arbeitete Schou Hand in Hand
mit gleichstrebenden Männern wie Professor C. Nyrop,
Hofjuwelier C. Michelsen u. a.
Die Erfolge der gemeinsamen Förderungsarbeit,
die an vielen Punkten gleichzeitig einsetzte, traten
bald sichtbar hervor. Die Künstler begannen sich
mit den Bedingungen handwerklicher Technik vertraut
zu machen und für praktische Zwecke zu arbeiten;
die Handwerker wurden zu Aufgaben geschult, die
hohe Anforderungen an ihre Leistungsfähigkeit stellten.
Ein belebendes Element wurde die seit 1885 vom
Industrieverein herausgegebene Zeitschrift „Tidsskrift
for Kunstindustri", die unter der Leitung von C. Nyrop
sofort Fühlung mit dem Handwerk gewann und jene
Richtung auf die künstlerischen Ziele der Gegenwart
einschlug, die acht Jahre später in England „The Studio"
und im vorigen Jahre in Deutschland die verschiedenen
neuen Zeitschriften für dekorative Kunst aufge-
nommen haben.
Im Jahre 1888 war das dänische Kunsthandwerk
so weit herangereift, dass es wagen durfte, zur Feier
des fünfzigjährigen Bestehens des Industrievereins eine
grosse nordische Industrieausstellung zu veranstalten.
Zur Beschickung der Abteilung für Kunstindustrie
wurden auch Deutschland, Russland, Frankreich und
Italien eingeladen, so dass dieser Teil der Ausstellung
ein internationales Gepräge erhielt. Die Anregung
zur Teilnahme Deutschlands an der Kopenhagener
Ausstellung war von dem Kaiser und der Kaiserin
Friedrich ausgegangen, welche im Jahre 1886 Ph. Schou
in Berlin empfangen und seitdem der Sache ein leb-
haftes Interesse bewahrt hatten. Geheimer Regierungsrat
Luders übernahm die Besorgung der deutschen Abtei-
lung; seiner strengen Auswahl von Erzeugnissen des deut-
schen Kunsthandwerks war es zu danken, dass Deutsch-
land unter den fremden Gruppen mit Ehren bestand.
Die nordische Industrieausstellung 1888 gehört zu
den gelungensten Veranstaltungen dieser Art, die die
neuere Zeit gesehen hat. Sie war nicht aus Spekulation
auf augenblicklichen materiellen Gewinn entstanden,
sondern aus der Absicht, eine Heerschau über die ver-
fügbaren Kräfte abzuhalten und die Qualität der besten
bis dahin erzielten Leistungen an den Arbeiten des Aus-
landes zu messen. Die hierauf gerichteten Bemühungen
bewirkten denn auch, dass in allen Abteilungen für
Kunst und Kunsthandwerk gute, ja zum Teil ausge-
zeichnete Arbeiten zu sehen waren. Einen besonderen
Reiz erhielt die Ausstellung durch die von dem be-
kannten Bierbrauer und Kunstmäcen C. Jacobsen ver-
anstaltete Sonderausstellung der modernen französi-
schen Kunst. Zum ersten Male sah man damals im
Norden in geschlossener Vorführung Gemälde von
Meistern wie Millet, Bonnat, Monet, Bastien-Lepage,
Cazin, Besnard; zum ersten Male konnte man die
edlen Werke der neueren französischen Kleinplastik
bewundern, jene Plaketten und Medaillen, die in ,
Deutschland von Hamburg aus der verdienten Wert-
schätzung nahe gebracht sind. Die guten Resultate,
welche die dänischen Abteilungen der Ausstellung
erhielten, stärkten das Bewusstsein der eigenen Kraft
und brachten neues Leben in die Propaganda der
Kunstbewegung. Die Kunst wurde — was so un-
endlich wichtig ist — Gegenstand der öffentlichen
und privaten Debatte und damit eines gesteigerten
allgemeinen Interesses. Auch das finanzielle Ender-
gebnis der Ausstellung war günstig. Den beträcht-
lichen Überschuss, der erzielt wurde, verwendete man
als Grundkapital für die Errichtung des Kopenhagener
Kunstindustriemuseums, das seit 1894 unter der Leitung
Pietro Krohn's zu einer treibenden Kraft im dänischen
Kunsthandwerk geworden ist.