DÄNISCHES PORZELLAN
221
Porzellanschale, gemalt von Gerhard Heilmann. Bckkassinen am Strande.
ausstellung in Kopenhagen
fanden, errangen sie 1889
auf dem internationalen
Forum der Pariser Welt-
ausstellung einen noch be-
deutsameren Sieg, indem
sie mit dem Grand Prix
gekrönt wurden. Auch
auf der Weltausstellung in
Chicago, wo die Kopen-
hagener Porzellane im
Mittelpunkt der dänischen
Abteilung prangten, er-
hielten sie die höchste
Auszeichnung. Mit den
offiziellen Anerkennungen
hat die Gunst des Pu-
blikums gleichen Schritt
gehalten. In Frankreich,
England und Amerika er-
freut sich das dänische
Porzellan allgemeiner Be-
liebtheit. Die Manufaktur hat zur Versorgung dieser
Absatzgebiete in Paris, London und New York eigene
Verkaufsfilialen begründet und vermag — trotzdem
ihre Fabrikräume neuer-
dings beträchtlich erwei-
tert sind — der Nachfrage
kaum zu genügen.
Und welchen Um-
ständen verdankt das dä-
nische Porzellan seine bei-
spiellosen Erfolge? Fassen
wir die Faktoren, die be-
stimmend waren, noch ein-
mal kurz zusammen. Es
wardie geschärfte Erkennt-
nis der Bedingungen des
Materials: sie gab den
Farben den Vorzug, die
in sicherem Schutz unter
der Glasurhaut liegen und
im scharfen Brand mit der
Masse eins werden. Es
war der gewaltige Ruck
vom industriellen hinauf
auf das künstlerische Ni-
veau: die Abdankung der
,r , , , ,. Porzellanvase, gemalt von C. F.
Konturmalerei und. die Im Besitz sr. Maf. des
Einführung der malerisch-
dekorativen Auffassung,
das Aufgeben der alten
Stile und die Einführung
einer frischen Naturkunst,
deren mit feinem Ge-
schmack gewählten Vor-
würfe den Stempel des
Nationalen, Persönlichen
tragen. Es war endlich
die Einsicht, dass es nicht
das Viele, sondern das
Wenige ist, womit man
künstlerische Wirkungen
erzielt, eine Einsicht, die
dahin führte, mit wenigen
Farben, mit schlichten For-
men, mit einfachen Moti-
ven zu arbeiten. — Es ist
wohl nicht zu viel gesagt,
wenn wir behaupten, dass
das neudänische Porzellan
die Grundforderungen erfüllt, die wir an alle moderne
Kunstarbeit stellen müssen.
Kein Wunder, dass der neue dänische Porzellan-
stil anderwärts Nachfolge
findet. Seit kurzem hat
Meissen begonnen, in ver-
wandter Richtung zu ar-
beiten, und es wird nicht
ausbleiben, dass die übri-
gen europäischen Porzel-
lanmanufakturen densel-
ben Weg einschlagen.
Wenn der dänische Stil
der allgemeine Porzellan-
stil der Neuzeit geworden
ist, so wird daraus der
Kopenhagener Fabrik ein
materieller Vorteil sicher-
lich nicht erwachsen. Um
so höher wird ihr Erfinder-
ruhm erstrahlen. Man
wird anerkennen müssen,
dass Kopenhagen mit tau-
sendfältigen Zinsen zu-
rückzahlt, was es einst von
Meissen, Berlin undSevres
Liisberq. Ziehende Schwäne. r , ,
Kaisers von Russland. empfangen hat.
Kunstgewerbeblatt. N. F. IX. H. 12
33
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Porzellanschale, gemalt von Gerhard Heilmann. Bckkassinen am Strande.
ausstellung in Kopenhagen
fanden, errangen sie 1889
auf dem internationalen
Forum der Pariser Welt-
ausstellung einen noch be-
deutsameren Sieg, indem
sie mit dem Grand Prix
gekrönt wurden. Auch
auf der Weltausstellung in
Chicago, wo die Kopen-
hagener Porzellane im
Mittelpunkt der dänischen
Abteilung prangten, er-
hielten sie die höchste
Auszeichnung. Mit den
offiziellen Anerkennungen
hat die Gunst des Pu-
blikums gleichen Schritt
gehalten. In Frankreich,
England und Amerika er-
freut sich das dänische
Porzellan allgemeiner Be-
liebtheit. Die Manufaktur hat zur Versorgung dieser
Absatzgebiete in Paris, London und New York eigene
Verkaufsfilialen begründet und vermag — trotzdem
ihre Fabrikräume neuer-
dings beträchtlich erwei-
tert sind — der Nachfrage
kaum zu genügen.
Und welchen Um-
ständen verdankt das dä-
nische Porzellan seine bei-
spiellosen Erfolge? Fassen
wir die Faktoren, die be-
stimmend waren, noch ein-
mal kurz zusammen. Es
wardie geschärfte Erkennt-
nis der Bedingungen des
Materials: sie gab den
Farben den Vorzug, die
in sicherem Schutz unter
der Glasurhaut liegen und
im scharfen Brand mit der
Masse eins werden. Es
war der gewaltige Ruck
vom industriellen hinauf
auf das künstlerische Ni-
veau: die Abdankung der
,r , , , ,. Porzellanvase, gemalt von C. F.
Konturmalerei und. die Im Besitz sr. Maf. des
Einführung der malerisch-
dekorativen Auffassung,
das Aufgeben der alten
Stile und die Einführung
einer frischen Naturkunst,
deren mit feinem Ge-
schmack gewählten Vor-
würfe den Stempel des
Nationalen, Persönlichen
tragen. Es war endlich
die Einsicht, dass es nicht
das Viele, sondern das
Wenige ist, womit man
künstlerische Wirkungen
erzielt, eine Einsicht, die
dahin führte, mit wenigen
Farben, mit schlichten For-
men, mit einfachen Moti-
ven zu arbeiten. — Es ist
wohl nicht zu viel gesagt,
wenn wir behaupten, dass
das neudänische Porzellan
die Grundforderungen erfüllt, die wir an alle moderne
Kunstarbeit stellen müssen.
Kein Wunder, dass der neue dänische Porzellan-
stil anderwärts Nachfolge
findet. Seit kurzem hat
Meissen begonnen, in ver-
wandter Richtung zu ar-
beiten, und es wird nicht
ausbleiben, dass die übri-
gen europäischen Porzel-
lanmanufakturen densel-
ben Weg einschlagen.
Wenn der dänische Stil
der allgemeine Porzellan-
stil der Neuzeit geworden
ist, so wird daraus der
Kopenhagener Fabrik ein
materieller Vorteil sicher-
lich nicht erwachsen. Um
so höher wird ihr Erfinder-
ruhm erstrahlen. Man
wird anerkennen müssen,
dass Kopenhagen mit tau-
sendfältigen Zinsen zu-
rückzahlt, was es einst von
Meissen, Berlin undSevres
Liisberq. Ziehende Schwäne. r , ,
Kaisers von Russland. empfangen hat.
Kunstgewerbeblatt. N. F. IX. H. 12
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