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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 9.1898

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4886#0240
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KLEINE MITTEILUNGEN

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künstlerischen Hilfsmittel in reichstem Masse vorhanden
sind. Die durch die Abbildungen in Art et Decoration ver-
anschaulichten Porzellanegehören zwei verschiedenen Formen-
kreisen an. Die einen, Jardiniercn, Vasen, Tintenfässer u.a.,
zeigen ein eingehen-
des Studium von
Pflanzenformen, an
welche sie sich eng
anlehnen; dieanderen,
und diese letzteren
allein sind bei den
Herren Keller & Rei-
ner ausgestellt, sind
in den wenig geglie-
derten Formen gehal-
ten, welche die moder-
nen Franzosen, nach
dem Vorbilde Ost-
asiens, für ihre Stein-
zeugarbeiten bevor-
zugen und wie sie die
dem Artikel „Moderne
Keramik" im Juni-und
Juli-Heft des Kunstge-
werbeblattes beigege-
benen Abbildungen mehrfach
dargestellt haben. Mit diesen
ZiergefässenbescheidenenUm-
fanges, die nicht allein in ihren
Formen den Steinzeugarbeiten
gleichen, sondern sie auch in
ihrer ganzen übrigen Erschei-
nung, in den stumpfen, ge-
brochenen Farbtönen und der
matten, glanzlosen Glasur auf
das Genaueste nachzuahmen
suchen, befindet die Werkstatt
von Glatigny sich nun auf
einem völlig verkehrten Wege,
welchen sie je eher desto besser
verlassen sollte. Es ist doch
ein völliges Unding, die Auf-
gabe eines edeln Werkstoffes,
mittels dessen sich die glän-
zendsten Wirkungen auf dem
einschlägigen Gebiete erzielen
lassen, darin zu sehen, dass
man ihn zu einem möglichst
täuschenden Ersatzmittel für
einen sehr viel minderwerti-
geren Stoff herabwürdigt. Über
die Dekoration der sich an
Pflanzenformen anlehnenden
Porzellane, welche auf den
Abbildungen ebenfalls allzu-
wuchtig in der Form erschei-
nen, lässt sich nach denselben
ein Urteil nicht fällen. —r.

SEVRES. Anfangs August
hat in Sevres eine Aus-
stellung von Schülerar-
beiten der mit der dortigen
National-Manufaktur verbun-
denen keramischen Unter-

Buchdeckel in Silber aus dem 17. Jahrhundert.

Vignette, gezeichnet von F. Eckhardt, Maler und Lehrer an der
Kunstgewerbeschule, Hamburg.

richtsanstalt stattgefunden. Diese Ausstellung bekundete, dem
Journal des arts zufolge, nach dem einstimmigen Urteile
der Besucher, einen Fortschritt gegen die Ausstellungen
früherer Jahre.1' f Namentlich fanden in ihr die Arbeiten der

vorgeschrittensten,
im letzten Jahre ihres
vierjährigen Kursus
stehenden Schüler
Beachtung und An-
erkennung. Diese Ar-
beiten sind vom er-
sten Entwurf an bis
zu ihrer völligen Voll-
endung durch die
Schüler herzustellen.
Wie das genannte
Blatt weiter bemerkt,
zeigt die Ausstellung
sowohl wie ein Be-
such der National-
Manufaktur, dass in
Sevres allgemein das
Bestreben herrscht,
Neues zu schaffen,
ohne doch dabei in
ein Haschen nach Originalität
zu verfallen, und dass die
grosse Staatsfabrik, welcher so
häufig der Vorwurf des Schlen-
drians gemacht wird, in ihrer
Art mit den kühnsten Ver-
suchen ausländischer Fabriken
Schritt hält. Man ist dort
jetzt fleissig an der Herstel-
lung der bedeutenden Arbeiten
für die Pariser Weltausstellung
igoo beschäftigt, von denen
sich schon jetzt voraussetzen
lässt, dass ihnen der verdiente
Erfolg nicht versagt bleiben
wird. —r.

BÜCHERSCHAU

Sammlung Göschen. Die

Baukunst des Abendlandes
von Dr. Karl Schäfer. Mit
22 Figuren. Leipzig 1898.
Preis 0,80 M.
Eine gedrängt und über-
sichtlich geschriebene Abhand-
lung über die hervorragend-
sten Denkmäler der Baukunst
des Abendlandes, soweit sie
für den gebildeten Laien, für
welchen die Sammlung Gö-
schen bestimmt ist, von In-
teresse sind. Dem Verfasser
erschien der Nachweis der Stil-
eigentümlichkeiten der einzel-
nen Epochen an einem her-
vorragenden Hauptwerk wich-
tiger, als die vollständige Auf-
zählung der Denkmäler eines
 
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