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EHRENPREISE FÜR DAS 16. DEUTSCHE BUNDESSCHIESSEN
AUS NEUEREN SCHULBERICHTEN
□ Altona. Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Die
Schulleitung legt bei der Ausbildung des kunstgewerb-
lichen Nachwuchses Wert darauf, jenen umfassenden, über
einseitiges Spezialistentum hinausgeschrittenen künstle-
rischen Sinn in Anschauung und künstlerischem und
technischem Können zu entwickeln, der in der heutigen
Zeit für diejenigen Künstler, die leitende Stellen einehmen
wollen, erforderlich ist. Die Altonaer Innungen und Ver-
eine haben sich nicht, wie die Innungen an anderen Orten,
gegen die Lehrwerkstätten gesträubt, sondern sie früher als
jene bei sich eingeführt, in der richtigen Erkenntnis, daß
die früher betriebene, mehr theoretische Art des Unter-
richtes nicht die Resultate ergab, die man wünschte. Der-
zeit bestehen sieben Schulwerkstätten, denen sich die Mo-
dellierklassen anschließen. Die Maurer modellieren mit
Miniatur-Mauersteinen genau wie in der Praxis im großen,
die Zimmerleute stellen Modelle ganzer Häuser und Haus-
teile unter Bevorzugung heimischer Bauweise her, die
Gärtner üben an kleinen Modellen das Disponieren und
Aussuchen schwieriger Gelände-Formationen. °
o Barmen. Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Die
Schule verfügt über einige besonders gute, und auch außer-
halb ihres derzeitigen Wirkungskreises bekannte Kräfte.
Wir nennen die Maler Wiethüchter, Fahrenkrog, fernerden
Maler und Lithographen Schneidler, dessen Arbeiten in
ihrer mit großer Konsequenz durchgeführten konstruktiven
Richtigkeit, ihrer schön belebten Raumeinteilung die Schüler
sehr günstig beeinflussen. Wir möchten auch die Tischler-
klasse hervorheben, unter Leitung von Pankok, der vom
Meister Engler im Werkstattunterricht unterstützt wird.
Die Schule hält schon seit mehreren Jahren im Auftrage
des Handelsministers jährlich einen kleinen Fachkursus für
Tischler ab zur Ausbildung von Fortbildungsschullehrern,
n Berlin. Städtische höhere Webeschule. Die Schule
hat in ihrem Lehrplan die Bedürfnisse der Berliner Textil-
und Konfektionsindustrie zu berücksichtigen. Es gibt in
Deutschland mehrere höhere Webeschulen, für die die Vor-
bedingungen jedesmal andere sind. Ein großer Teil der
Textilindustrie hat sich von Berlin infolge der höhereu
Löhne usw. verzogen, so daß die Konfektionsbranche mehr
in den Vordergrund getreten ist. In der Tagesschule
werden Kurse abgehalten für Ein- und Verkäufer, für
Musterzeichner, für Weberei, Druckerei, Maschinen- und
Handstickerei, Posamentiererei und Möbelbesatzbranchen,
für Konfektionäre und Direktricen, Modezeichner, Zu-
schneider, Sticker und Stricker usw., Posamentier und
Posamentierhandarbeiterinnen, und schließlich für Färberei-
techniker und Textilchemiker. Bei einer Schule, die schnell
und direkt an die beteiligten Branchen Arbeitskräfte abzu-
liefern hat, kann man den künstlerischen Unterricht nicht
so weit ausholen lassen, wie an anderen Schulen, die mehr
ihre eigenen Zwecke verfolgen können. Trotzdem haben
wir auch hier recht gute Anregungen zur geschmacklichen
Verbesserung bemerken können; wir erinnern an die dies-
jährigen, von uns veröffentlichten Lehrer- und Schüler-
arbeiten aus der Berliner Posamenten-Ausstellung. Der
Lehrer Flemming u. a. übt in dieser Hinsicht einen guten
Einfluß aus. Leider verhalten sich die kleinen Handwerker,
Tapezierer usw. noch recht bockbeinig jeder künstlerischen
Beeinflussung gegenüber. Sie erweisen lieber ihre eigene
Unfähigkeit, indem sie im tollsten Durcheinander veraltete
und abgebrauchte Motive kopieren, statt sich in der Schule
von den berufenen Fachkräften Rat und Anleitung zu holen,
die man ihnen gern und vielleicht auch unentgeltlich er-
teilen würde. Die diesjährige Posamenten-Ausstellung im
Kunstgewerbemuseum scheint aber nun endlich dem ein-
schlägigen Handwerk und der Industrie die Augen geöffnet
zu haben. n
□ Düsseldorf. Kunstgewerbeschule. An anderer Stelle
(in nächster Nummer) spricht sich der Direktor der Schule,
Professor W. Kreis, über die neugeschaffene Architektur-
abteilung aus, die die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule in
den Rang einer kunstgewerblichen Hochschule erhebt.
Diese Schule scheint uns, im Verein mit zwei oder drei
anderen, die Führung in kunstgewerblicher Hinsicht über-
nommen zu haben. Schon unter Professor Peter Behrens
änderte sich das Bild, indem die Raumkunst als innerer
Kern in den Unterricht gelegt wurde, der bestimmt ist, den
Schülern zum Teil das zu vermitteln, was sie zurzeit an
technischen Hochschulen noch vergeblich suchen müßten.
Neuerdings wurde auch eine Abteilung für Gartenkunst
eingerichtet, zu der Angehörige des Gärtnerberufes nur
dann zugelassen werden können, wenn sie den erfolg-
reichen Besuch des vollen Lehrganges einer höheren staat-
lichen oder staatlich anerkannten Gärtnerlehranstalt z. B.
in Dahlem, Oeisenheim und Proskau nachweisen können.
Die von Behrens eingeleiteten Schriftkurse für Kunstgewerbe-
schullehrer haben sich sehr bewährt und wurden von
Fräulein Anna Simons aus London, einer Schülerin des
englischen Schriftkünstlers Johnson, sehr erfolgreich fort-
gesetzt. □
Ehrenpreis für das 10. Deutsche Bundesschießen in Hamburg 1009
Entworfen von A. Kling-Hamburg, ausgeführt von Jon. Gröwel-Hamburg
EHRENPREISE FÜR DAS 16. DEUTSCHE BUNDESSCHIESSEN
AUS NEUEREN SCHULBERICHTEN
□ Altona. Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Die
Schulleitung legt bei der Ausbildung des kunstgewerb-
lichen Nachwuchses Wert darauf, jenen umfassenden, über
einseitiges Spezialistentum hinausgeschrittenen künstle-
rischen Sinn in Anschauung und künstlerischem und
technischem Können zu entwickeln, der in der heutigen
Zeit für diejenigen Künstler, die leitende Stellen einehmen
wollen, erforderlich ist. Die Altonaer Innungen und Ver-
eine haben sich nicht, wie die Innungen an anderen Orten,
gegen die Lehrwerkstätten gesträubt, sondern sie früher als
jene bei sich eingeführt, in der richtigen Erkenntnis, daß
die früher betriebene, mehr theoretische Art des Unter-
richtes nicht die Resultate ergab, die man wünschte. Der-
zeit bestehen sieben Schulwerkstätten, denen sich die Mo-
dellierklassen anschließen. Die Maurer modellieren mit
Miniatur-Mauersteinen genau wie in der Praxis im großen,
die Zimmerleute stellen Modelle ganzer Häuser und Haus-
teile unter Bevorzugung heimischer Bauweise her, die
Gärtner üben an kleinen Modellen das Disponieren und
Aussuchen schwieriger Gelände-Formationen. °
o Barmen. Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Die
Schule verfügt über einige besonders gute, und auch außer-
halb ihres derzeitigen Wirkungskreises bekannte Kräfte.
Wir nennen die Maler Wiethüchter, Fahrenkrog, fernerden
Maler und Lithographen Schneidler, dessen Arbeiten in
ihrer mit großer Konsequenz durchgeführten konstruktiven
Richtigkeit, ihrer schön belebten Raumeinteilung die Schüler
sehr günstig beeinflussen. Wir möchten auch die Tischler-
klasse hervorheben, unter Leitung von Pankok, der vom
Meister Engler im Werkstattunterricht unterstützt wird.
Die Schule hält schon seit mehreren Jahren im Auftrage
des Handelsministers jährlich einen kleinen Fachkursus für
Tischler ab zur Ausbildung von Fortbildungsschullehrern,
n Berlin. Städtische höhere Webeschule. Die Schule
hat in ihrem Lehrplan die Bedürfnisse der Berliner Textil-
und Konfektionsindustrie zu berücksichtigen. Es gibt in
Deutschland mehrere höhere Webeschulen, für die die Vor-
bedingungen jedesmal andere sind. Ein großer Teil der
Textilindustrie hat sich von Berlin infolge der höhereu
Löhne usw. verzogen, so daß die Konfektionsbranche mehr
in den Vordergrund getreten ist. In der Tagesschule
werden Kurse abgehalten für Ein- und Verkäufer, für
Musterzeichner, für Weberei, Druckerei, Maschinen- und
Handstickerei, Posamentiererei und Möbelbesatzbranchen,
für Konfektionäre und Direktricen, Modezeichner, Zu-
schneider, Sticker und Stricker usw., Posamentier und
Posamentierhandarbeiterinnen, und schließlich für Färberei-
techniker und Textilchemiker. Bei einer Schule, die schnell
und direkt an die beteiligten Branchen Arbeitskräfte abzu-
liefern hat, kann man den künstlerischen Unterricht nicht
so weit ausholen lassen, wie an anderen Schulen, die mehr
ihre eigenen Zwecke verfolgen können. Trotzdem haben
wir auch hier recht gute Anregungen zur geschmacklichen
Verbesserung bemerken können; wir erinnern an die dies-
jährigen, von uns veröffentlichten Lehrer- und Schüler-
arbeiten aus der Berliner Posamenten-Ausstellung. Der
Lehrer Flemming u. a. übt in dieser Hinsicht einen guten
Einfluß aus. Leider verhalten sich die kleinen Handwerker,
Tapezierer usw. noch recht bockbeinig jeder künstlerischen
Beeinflussung gegenüber. Sie erweisen lieber ihre eigene
Unfähigkeit, indem sie im tollsten Durcheinander veraltete
und abgebrauchte Motive kopieren, statt sich in der Schule
von den berufenen Fachkräften Rat und Anleitung zu holen,
die man ihnen gern und vielleicht auch unentgeltlich er-
teilen würde. Die diesjährige Posamenten-Ausstellung im
Kunstgewerbemuseum scheint aber nun endlich dem ein-
schlägigen Handwerk und der Industrie die Augen geöffnet
zu haben. n
□ Düsseldorf. Kunstgewerbeschule. An anderer Stelle
(in nächster Nummer) spricht sich der Direktor der Schule,
Professor W. Kreis, über die neugeschaffene Architektur-
abteilung aus, die die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule in
den Rang einer kunstgewerblichen Hochschule erhebt.
Diese Schule scheint uns, im Verein mit zwei oder drei
anderen, die Führung in kunstgewerblicher Hinsicht über-
nommen zu haben. Schon unter Professor Peter Behrens
änderte sich das Bild, indem die Raumkunst als innerer
Kern in den Unterricht gelegt wurde, der bestimmt ist, den
Schülern zum Teil das zu vermitteln, was sie zurzeit an
technischen Hochschulen noch vergeblich suchen müßten.
Neuerdings wurde auch eine Abteilung für Gartenkunst
eingerichtet, zu der Angehörige des Gärtnerberufes nur
dann zugelassen werden können, wenn sie den erfolg-
reichen Besuch des vollen Lehrganges einer höheren staat-
lichen oder staatlich anerkannten Gärtnerlehranstalt z. B.
in Dahlem, Oeisenheim und Proskau nachweisen können.
Die von Behrens eingeleiteten Schriftkurse für Kunstgewerbe-
schullehrer haben sich sehr bewährt und wurden von
Fräulein Anna Simons aus London, einer Schülerin des
englischen Schriftkünstlers Johnson, sehr erfolgreich fort-
gesetzt. □
Ehrenpreis für das 10. Deutsche Bundesschießen in Hamburg 1009
Entworfen von A. Kling-Hamburg, ausgeführt von Jon. Gröwel-Hamburg