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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 21.1910

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Kunstgewerbliche Rundschau
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DIE STOCKHOLMER AUSSTELLUNG 1Q09



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Fachzeichnungen für Silberschmiede, Ziseleure, die alles
andere sein könnten, nur keine mustergültigen Entwürfe für
Silberschmiede: ein Gerank, das ausgesprochenen graphi-
schen Charakter trägt und in garnichts auf das künftige
Material hinweist. Auf Tafel 10 befindet sich eine Fach-
zeichnung: Aufnahme eines silbernen Barockkelches, die
wohl recht sauber ausgeführt
ist, aber doch eigentlich nur eine
ganz leichte Anfängerarbeit dar-
stellt. Die Ziselierarbeiten auf
Seite 13 sind wohl in technischer
Hinsicht vorzüglich, doch fehlt
ihnen ursprünglicher, künstleri-
scher Geist. Dagegen ist nicht
zu leugnen, daß sich im Schrift-
zeichnen und Modellieren einige
recht wertvolle Ansätze zeigen.
Wir hegen gute Hoffnung auf
die Tätigkeit des neuberufenen
Direktors Leven, dem der Ruf
eines ausgezeichneten Fach-
mannes und klugen Künstlers
vorausgeht. Er wird seine erste
Aufgabe darin gefunden haben,
den Lehr- und Stundenplan
gründlich zu reorganisieren. Die
Hauptsache mußte da wohl eine
vernünftige Scheidung der ver-
schiedenen Berufe und die Ein-
führung von mehreren vernach-
lässigten Fächern bilden. (Ist
geschehen. Red.) °

□ Hannover. Handwerker-und
Kunstgewerbeschule. Die Schule
besitzt eine allgemeine Abtei-
lung (Vorklasse), je eine Ab-
teilung für Dekorationsmaler,
Bildhauer, Tischler, Kunst-
schmiede und Kupferschmiede,
sowie eine Abteilung für Bau-
handwerker und eine Maschinen-
bauschule. Besonders gute Ar-
beiten sahen wir in der Klasse
von Professor Hammel, derseine
Schüler sehr gut zum Erfassen
eines Raumes anzuleiten weiß.
Interieurskizzen waren mit so
gutem architektonischen Emp-
finden und farbigem Feingefühl
durchgeführt, daß sie sich ge-
radezu als Werke der hohen
Kunst darstellten. In der Klasse
für Kunstschlosser werden
Kunstschmiedearbeiten hervor-
gebracht, die sich dem Besten
aus früher Zeit an die Seite
stellen dürfen. Ein ähnliches
Können besitzen in unseren
Tagen nicht Viele, und es
wäre sehr zu wünschen, daß nicht

Agnes Branting: Te
Ausgeführt im

nur die Schüler-Schlosser-
klasse, sondern auch die Schlossermeisterkurse, die derselbe
Lehrer abhält, recht eifrig besucht würden. An der Kunst-
gewerbeschule in Hannover werden außer diesen Meister-
kursen für Schlosser auch noch solche für Tischler und
Maler abgehalten. Ihr besonderer Zweck ist es, den Teil-
nehmern Gelegenheit zu bieten, sich mit allen Neuerungen
und Spezialtechniken auf dem Gebiete ihres Handwerkes
bekannt zu machen, sich theoretisch und praktisch weiter

zu bilden, Kenntnis der zu verwendenden Materialien und
Rohstoffe zu erlangen, mustergültige Werkstatteinrichtungen,
sowie die für ihren Geschäftsbetrieb geeigneten Kraft- und
Arbeitsmaschinen kennen zu lernen und sich eine über-
sichtliche Buchführung und zuverlässige Kostenrechnung
einzuüben. Werkmeister oder Beamte für Fabrikbetriebe

sollen durch diese Meisterkurse
aber nicht ausgebildet werden.
Die Erfolge sind so ausgezeich-
net gewesen, daß sie die heftig-
sten Gegner solcher Kurse zu
aufrichtiger Bewunderung zu
bekehren vermochten. □

AUSSTELLUNGEN

□ Berlin. Die »Ausstellung
von Wohnungseinrichtungen und
Erzeugnissen der Berliner Holz-
industrie^ , die vom Mai bis
August in den Ausstellungs-
hallen am Zoo stattfand, wurde
von der Tischlerinnung und den
vereinigten Verbänden der Ber-
liner Holzindustrie veranstaltet,
um in erster Linie ein Bild von
der technischen Leistungsfähig-
keit des Berliner Tischlergewer-
bes zu geben. In dieser Hin-
sicht müssen die Leistungen
rückhaltlos gelobt werden; man
kann dreist behaupten, daß in
keiner anderen deutschen Stadt
eine sauberere und präzisere
Arbeit geliefert werden könne.
Da sich die Massenproduktion
von Stühlen, Spiegeln, Verti-
kows usw. infolge des Streiks
vom Jahre 1907 — nur in ge-
schäftlicher Hinsicht muß man
sagen: leider — von Berlin in
die Provinz verzogen hat, kom-
men die Berliner Tischler gar
nicht mehr in Versuchung, mit
minderwertiger, billiger Ware
ihre guten technischen Eigen-
schaften in der Konkurrenz mit
den unterbietenden Nachbarn
dran zu geben. Nun, für diese
Ausstellung waren derartige
Produkte ja ohnehin ausge-
schlossen, aber man muß doch
sagen, daß die ausgestellten
Gegenstände nicht etwa das
Merkmal einer für den beson-
deren Zweck erquälten Arbeit an
sich tragen, sondern alle ein hoch-
stehendes, und gewohnheits-
mäßig geübtes Können verraten.
□ Was nun die ästhetische Seite betrifft, so erhielt man
aus dem Katalog nicht die erwünschte Klarheit über die
Absichten der Ausstellungsveranstalter. Es hieß, man
wolle zeigen, daß man mit der Zeit gegangen und wohl
imstande sei, »bei den ziemlich weitgehenden Ansprüchen,
die das kaufkräftige Publikum in bezug auf geschmackvolle
und künstlerische Ausstattung der Wohnräume neuerdings
stellt, vollauf und in jeder Richtung zu entsprechen. Nun
scheint es uns, daß gerade die größten Möbelfabriken

11 eines Türvorhanges.
Institut »Licium«
 
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