RAUMKUNSTAUSSTELLUNO DES KUNSTGEWERBEVEREINS ZU HAMBURG — 75
können sie in Verbindung mit anderen
Metallfärbungen dort angewendet wer-
den , wo es sich darum handelt,
schlechte Stellen eines Gegenstandes zu
verdecken. Hierzu sind fleckige Fär-
bungen, die aber auch auf dem Wege
der chemischen Metallfärbung erzielt
werden können, sehr geeignet. □
a Zu den galvanischen Metallfärbungen
an der Anode gehören noch die von
Rieder und Lismann angegebenen Ver-
fahren. °
□ Rieder versetzt verschiedene Lö-
sungen mit Gelatine und ähnlichen
Stoffen und gießt den zu färbenden
Gegenstand in einer Tonzelle in diese
bald erstarrenden Substanzen ein. Die
Tonzelle wird in ein Gefäß gestellt, das
mit der nicht mit dem Verdickungs-
mittel versetzten Lösung gefüllt ist. In
diese Lösung taucht die Kathode. Die
Färbung soll nun durch die an dem als
Anode dienenden Gegenstande sich
entwickelnden Gase, deren Entweichen
der verdickte Elektrolyt verhindert wer-
den. Besonders vorteilhaft dürfte dieses
Verfahren nicht sein. °
o Mehr Beachtung verdient das von
Lismann-München angegebene Verfahren zur Nachahmung
der natürlichen Patina auf elektrolytischem Wege. Die
natürliche Patina ist ein basisch kohlensaures Kupferoxyd.
Die auf chemischem Wege hergestellten grünen Metall-
färbungen haben aber meist eine ganz andere Zusammen-
setzung und bilden häufig eine sehr rohe Nachahmung der
schönen natürlichen Patina, sie unterscheiden sich von
dieser meist durch eine giftig grüne Farbe. □
□ Um die Patina möglichst naturgetreu nachzuahmen,
bringt Lismann die Gegenstände als Anode in eine sehr
verdünnte Lösung kohlensaurer Salze. Quellwasser, welches
BRUNO WIECK, ARCHITEKT
MODELL EINES LANDHAUSES
meist kohlensaure Salze enthält, ist hierzu am geeignetsten,
falls es nicht andere Beimengungen enthält, die die Bildung
kohlensaurer Salze verhindern. Lismann verwendete das
Wasser der Münchener Quellwasserleitung, welches 0,017%
an Kalk und Magnesia gebundene Kohlensäure enthält.
Als Kathode verwendete er ein Kupferblech, welches flachen
Gegenständen bis auf 4 cm genähert werden kann. Bei
Gegenständen mit größeren Erhöhungen und Vertiefungen
muß der Abstand größer sein, damit sich auch die tiefer
liegenden Partien patinieren, unter Umständen muß man
die Form der Anode der Form der Ware anpassen, so,
daß alle Teile des Gegenstandes nahezu
gleichen Abstand von der Anode haben.
Die Stromdichte nahm Lismann un-
gefähr 1 Ampere pro Quadratmeter, wo-
bei eine Spannung von ungefähr 3 Volt
erforderlich war. o
□ Durch den Strom werden die kohlen-
sauren Salze und auch das Wasser zer-
setzt, der Sauerstoff des Wassers wirkt
oxydierend, die Kohlensäure bildet
kohlensaures Kupfer. Der Elektrolyt
wird durch regelmäßigen Zu- und Ab-
fluß fortwährend erneuert. Um dunklere
Töne zu erzielen, verwendet man erst
Wasser, welches arm an kohlensauren
Salzen ist, dieses wirkt nur oxydierend,
oder man oxydiert den Gegenstand vor
der Behandlung in diesem Bade auf
andere Weise. □
□ Das Verfahren liefert sehr schöne
Patinierungen, die sich in geschlossenen
Räumen gut halten, im Freien aber auch
nicht widerstandsfähiger sind, als andere
künstliche Patinierungen. Außerdem ist
das Verfahren anderen Patinierungs-
methoden gegenüber sehr zeitraubend.
BRUNO WIECK, ARCHITEKT
MODELL EINES LANDHAUSES
(Fortsetzung folgt.)
können sie in Verbindung mit anderen
Metallfärbungen dort angewendet wer-
den , wo es sich darum handelt,
schlechte Stellen eines Gegenstandes zu
verdecken. Hierzu sind fleckige Fär-
bungen, die aber auch auf dem Wege
der chemischen Metallfärbung erzielt
werden können, sehr geeignet. □
a Zu den galvanischen Metallfärbungen
an der Anode gehören noch die von
Rieder und Lismann angegebenen Ver-
fahren. °
□ Rieder versetzt verschiedene Lö-
sungen mit Gelatine und ähnlichen
Stoffen und gießt den zu färbenden
Gegenstand in einer Tonzelle in diese
bald erstarrenden Substanzen ein. Die
Tonzelle wird in ein Gefäß gestellt, das
mit der nicht mit dem Verdickungs-
mittel versetzten Lösung gefüllt ist. In
diese Lösung taucht die Kathode. Die
Färbung soll nun durch die an dem als
Anode dienenden Gegenstande sich
entwickelnden Gase, deren Entweichen
der verdickte Elektrolyt verhindert wer-
den. Besonders vorteilhaft dürfte dieses
Verfahren nicht sein. °
o Mehr Beachtung verdient das von
Lismann-München angegebene Verfahren zur Nachahmung
der natürlichen Patina auf elektrolytischem Wege. Die
natürliche Patina ist ein basisch kohlensaures Kupferoxyd.
Die auf chemischem Wege hergestellten grünen Metall-
färbungen haben aber meist eine ganz andere Zusammen-
setzung und bilden häufig eine sehr rohe Nachahmung der
schönen natürlichen Patina, sie unterscheiden sich von
dieser meist durch eine giftig grüne Farbe. □
□ Um die Patina möglichst naturgetreu nachzuahmen,
bringt Lismann die Gegenstände als Anode in eine sehr
verdünnte Lösung kohlensaurer Salze. Quellwasser, welches
BRUNO WIECK, ARCHITEKT
MODELL EINES LANDHAUSES
meist kohlensaure Salze enthält, ist hierzu am geeignetsten,
falls es nicht andere Beimengungen enthält, die die Bildung
kohlensaurer Salze verhindern. Lismann verwendete das
Wasser der Münchener Quellwasserleitung, welches 0,017%
an Kalk und Magnesia gebundene Kohlensäure enthält.
Als Kathode verwendete er ein Kupferblech, welches flachen
Gegenständen bis auf 4 cm genähert werden kann. Bei
Gegenständen mit größeren Erhöhungen und Vertiefungen
muß der Abstand größer sein, damit sich auch die tiefer
liegenden Partien patinieren, unter Umständen muß man
die Form der Anode der Form der Ware anpassen, so,
daß alle Teile des Gegenstandes nahezu
gleichen Abstand von der Anode haben.
Die Stromdichte nahm Lismann un-
gefähr 1 Ampere pro Quadratmeter, wo-
bei eine Spannung von ungefähr 3 Volt
erforderlich war. o
□ Durch den Strom werden die kohlen-
sauren Salze und auch das Wasser zer-
setzt, der Sauerstoff des Wassers wirkt
oxydierend, die Kohlensäure bildet
kohlensaures Kupfer. Der Elektrolyt
wird durch regelmäßigen Zu- und Ab-
fluß fortwährend erneuert. Um dunklere
Töne zu erzielen, verwendet man erst
Wasser, welches arm an kohlensauren
Salzen ist, dieses wirkt nur oxydierend,
oder man oxydiert den Gegenstand vor
der Behandlung in diesem Bade auf
andere Weise. □
□ Das Verfahren liefert sehr schöne
Patinierungen, die sich in geschlossenen
Räumen gut halten, im Freien aber auch
nicht widerstandsfähiger sind, als andere
künstliche Patinierungen. Außerdem ist
das Verfahren anderen Patinierungs-
methoden gegenüber sehr zeitraubend.
BRUNO WIECK, ARCHITEKT
MODELL EINES LANDHAUSES
(Fortsetzung folgt.)