KUNSTGEWERBLICHE KUNDSCHAU
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der die alten gearbeitet wurden. (Hier ist endlich mit
aller Deutlichkeit Farbe bekannt und der Restaurierungs-
praxis der letzten Vergangenheit, die uns so viele kümmer-
liche Nachahmungen geschenkt hat, begegnet worden. Red.)
Die ausgesetzten Preise bestehen in der Übertragung der
Ausführung, die für jeden der Altäre 2000 Mk. betragen
darf. Zunächst sind bis 15. Mai an die Direktion einzu-
liefern: Zeichnungen und Modelle im Maßstabe von 1 : 5
und Einzelformen in Naturgröße. Der Wettbewerb ist auf
sächsische oder in Sachsen lebende Künstler beschränkt.
Preisrichter sind die Dresdener Herren Qurlitt, Gußmann,
Dülfer, Wrbä und Lossow. Photographische Unterlagen
können von der Kunstgewerbeschule gegen 3 Mk. bezogen
werden. n
° München. Im Namen des Kirchenvorstandes in
Immenstadt in Allgäu erläßt die Gesellschaft für christliche
Kunst einen Wettbewerb zur Erlangung künstlerischer Ent-
würfe für die Ausmalung der vor einigen Jahren urnge-
bauten katholischen Kirche. Die Darstellung soll sich auf
das Leben des hl. Nikolaus beziehen. Die Kosten dürfen
16—20000 Mk. betragen. Als Preise sind 600, 400 und
300 Mk. festgesetzt. Preisrichter ist die ständige Jury der
Gesellschaft. Einlieferung bis 15. Mai. u
n Tiefenfurt. Die Schlesische Porzellanfabrik m. b H.
P. Donath wünscht Entwürfe von passenden Gegenständen
für ein feinbürgerliches Speise- und Kaffeeservice und setzt
zur Preisverteilung 1000 Mk. aus für Preise von 500, 300
und 200 Mk. Der Ankauf von nicht preisgekrönten Ent-
würfen, auch wenn sie den Bedingungen des Wettbewerbes
etwa nicht entsprachen, bleibt vorbehalten. Preisrichter
sind Dr. von Falke-Berlin und die Professoren Masner,
Seeger und Poelzig in Breslau. Einlieferung bis 1. Mai.
WIRTSCHAFTLICHE FRAGEN
d In der Sitzung vom 2. März des Reichstages wurde
eine Resolution der »Wirtschaftlichen Vereinigung« betr.
das von den Innungen gewünschte Recht der Festsetzung
von Mindestpreisen abgelehnt. Einige Tage später brachte
die nationalliberale Partei im Reichstage eine Anfrage ein,
wie es denn jetzt mit dem Patentgesetze stehe; die Ge-
bühren müßten herabgesetzt werden, um es auch minder-
bemittelten Erfindern zu ermöglichen, ihre Erfindungen
auszunutzen. Der Minister stellte die Veröffentlichung
eines vorläufigen Entwurfes der noch lange nicht geklärten
Patentfrage im Laufe dieses Jahres in Aussicht. Man be-
absichtigt, den Ausführungszwang im Inlande fallen und
nur für solche Inländer bestehen zu lassen, die das Patent
nur im Auslande praktisch verwerten. Mit dem Auslande
werde man, um Repressalien zu vermeiden, Sonderverträge
abschließen müssen. °
d München. Die Ortsgruppe München des Bayerischen
Landesverbandes für das Tapezierergewerbe hatte am
7. März eine öffentliche Versammlung einberufen, in der
gegen die furtgesetzte Umgehung des Tapez ermeislers bei
Vergebung staatlicher und gemeindlicher Arbeiten protes-
tiert wurde. °
d Infolge der gemäß dem Reichstarif in Kraft tretenden
Lohnerhöhung von 10 Proz. hat der Süddeutsche Maler-
und Tünchermeister-Verband einen Aufschlag von 20 bis
25 Prozent auf alle Maler- und Ansireicherarbeiten be-
schlossen, o
□ Berlin. Am 9. März fand in Berlin die zweite deutsche
Konferenz zur Förderung der Arbeitcr.nmninteressen statt.
Der ständige Ausschuß hielt gesetzliche Maßnahmen für
notwendig, um den Beruf und das Familienleben der Ar-
beiterin in Einklang zu bringen. Mierfür sei als eins der
Ziele die Verkürzung der Arbeitszeit zu erstreben und zu-
nächst ein Verbot der Überarbeitszeit zu fordern. Fräulein
Helene Simon referie te über den Anteil der Frau an der
deutschen Industrie. Obwohl der Frauenüberschuß in der
deutschen Bevölkerung von 1S95—1907 um 156633 Per-
sonen abgenommen hat, ist im gleichen Zeitraum eine Zu-
nahme der in der Industrie tätigen Frauen um 582806 Per-
sonen zu verzeichnen. Im ganzen waren im Jahre 1907
im Hauptberufe gewerblich tätig 2103924 Frauen. Vom
erwähnten Zuwachs der gewerblich arbeitenden Frauen
fallen 354124 Personen auf die ungelernte Arbeit. Diese
Zunahme der minderwertigen Arbeit drückt selbstverständ-
lich auf die Lohnhahung und ist einer Steigerung der
Qualität und der Entwicklung der Technik hinderlich Maß-
nahmen dagegen sind Fortbildungszwang und fachgewerb-
liche Ausbildung und würden eine höhere Entlohnung der
Qualitätsarbeit und Minderung des Erwerbszwanges für
junge Mütter zur Folge haben. Es würden nicht mehr
allein die Billigkeit und die wirtschaftliche Not die Grund-
lagen der Frauenarbeit bilden. a
a Durch den Abgeordneten Schöndorf wurde im Baye-
rischen Landtage der Antrag eingebracht, die Regierung
möge beim Bundesrat dahin wirken, daß eine Regelung
der Zugehörigkeit von Betrieben zu Fabrik oder Handwerk
durch gesetzliche Maßnahmen alsbald in die Wege geleitet
werde. Der Zweck dieser Regelung soll natürlich sein,
Fabrikbetriebe mit handwerksmäßig ausgebildeten Arbeitern
zu den Kosten, die den Handwerkerorganisationen für die
gewerbliche Ausbildung des Handwerkerstandes erwachsen,
in angemessener Weise heranzuziehen. Diesem Wunsche
ist eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen, weil die
Industrie, wenigstens in unserer jetzigen Übergangszeil,
viele handwerklich ausgebildete Kräfte übernimmt und dem
Handwerk entzieht. Die zweite Folge jener Regelung wird
aber sein, daß die Industrie, wenn ihr nun doch einmal
die Kosten für die handwerkliche Ausbildung der Arbeiter
aufgebürdet wird, diese Ausbildung, und zwar in noch
zweckentsprechenderer Weise, selbst übernehmen wird.
Auf jeden Fall wird der Antrag des Handwerkerstandes
dazu beitragen, klare Zustände zu schaffen. □
o Der Gewerberat des Allgemeinen Gewerbevereins in
München hat dem Stadtmagistrat für 17 verschiedene Hand-
werkszweige Sachverständige vorgeschlagen als Gutachter
für gemeindliche Submissionsofferten, die zu den Kosten-
voranschlägen des Stadtbauamtes in einem auffallenden
Mißverhältnis stehen oder sonstige Zweifel über die rich-
tige Ausführung der in Frage kommenden gewerblichen
Leistungen zulassen. Die Vereinbarung von Minimalpreis-
tarifen mit dem Stadtbauamte wurde für 16 Handwerks-
zweige auf Grund einer umfassenden Umfrage für möglich
erklärt und Sachverständige wurden zur Vereinbarung dfeser
Tarife mit dem Stadtbauamt in Vorschlag gebracht. o
o Um eine Vertiefung der Gesüimacksbildung im Kauf-
mannsstande zu erreichen und eine Förderung des Kölner
Kunstgewerbes zu erzielen, hat sich in Köln ein »Ausschuß
für Kunst im Handel und Gewerbe« gebildet, der enge
Fühlung mit dem Kunstgewerbemuseum halten soll. □
LITERARISCHE UND ÄSTHETISCHE UMSCHAU
d In einer bergbautechnischen Studie Der Ersatz des
Menschen durch die Maschine« (Berliner Tageblatt vom
20. März) kommt Dr. Otto Kammerer, Professor an der
Technischen Hochschule zu Charlottenburg, zu dem Schluß,
»die hier geleistete Ingenieurarbeit wird im Bergbau zu
der gleichen Wirkung führen, die auf anderen Gebieten
bereits eingetreten ist: die primitive Handarbeit wird ver-
drängt durch die vom hochwertigen Arbeiter gesteuerte
Maschine.« Selbstverständlich wird überall die zweifache