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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 21.1910

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4873#0186

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einjährigen Dienst gewährt worden sei; auf welchem Wege
und auf Grund welcher Leistungen dieses Ziel erreicht
wurde. Es wäre interessant, das Resultat dieser Umfrage
zu erfahren, damit Klarheit darüber geschaffen werden
kann, welche Leistungen eine solche Bevorzugung be-
gründen könnten und wessen Urteil dafür maßgebend sein
soll. Wir haben öfters gehört, daß Innungen und Meister
den Arbeiten der von Kunstgewerbe-Schuldirektoren warm
empfohlenen Schüler die erforderliche Qualität absprachen.
Ist nun aber hier die technische Vollendung oder die
starke künstlerische Konzeption entscheidend? Man sollte
denken, daß für angehende »Kulturträger beide Eigen-
schaften mindestens gleich schwer ins Gewicht fallen
müßten. Jedenfalls stimmen wir Herrn Prof. Perthes zu,
daß bei der Entscheidung auch über diesen Kulturträger-
Paragraphen mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse des Le-
bens obwalten muß. Ein mit konzentrierter Schaffenskraft
erzeugtes Kunstwerk wiegt doch gewiß die Leistungen
eines Sekundaners auf humanistischen Gymnasien auf. o

KUNST- UND GEWERBE-FÖRDERUNG
DURCH KOMMUNEN

□ Köln. Die Stadtverordnetenversammlung beschloß die
Errichtung eines Kunstbeirats und dessen Satzungen. Er
soll die Stadt Köln in ihren auf Förderung der Kunst- c. Bewerten
interessen abzielenden Bestrebungen, insbesondere auch
in der Verwendung des zu begründenden städtischen
Kunstfonds unterstützen und die Stadt in ihren eigenen
Anlagen und Einrichtungen auf dem Gebiet der öffent-
lichen Kunstpflege beraten. Der Beirat besteht aus dem
Oberbürgermeister, mehreren Beigeordneten, Stadtverord-
neten, den Direktoren der Museen, Künstlern, Architekten,
Kunstverständigen und Kunstfreunden. □

□ Halle a. S. In Berücksichtigung jahrelanger Klagen
der Handwerker beschlossen die städtischen Behörden eine
Neuregelung des Submissionswesens. Der Zuschlag soll
künftig nicht der Mindestfordernde, sondern wer dem be-
hördlichen Kostenanschlag am nächsten kommt, erhalten.
Ein Sachverständigenbeirat steht dem Magistrat bei Ver-
gebung der Arbeiten zur Seite. Bei gleichen Preisforde-
rungen und gleicher Leistungsfähigkeit erhalten Hand-
werker mit dem Meistertitel den Vorzug. Von der Zu-
schlagserteilung können alle Bewerber ausgeschlossen
werden, die die zwischen Arbeitern und Arbeitgebern ver-
einbarten Tarife über die Lohnhöhe und Arbeitszeit nicht
innehalten. Bei Ausständen oder Aussperrungen entscheidet
der Magistrat, ob Frist zu gewähren ist. o

AUS DEN VEREINEN

o Berlin. Wie allerwärts, so waren auch in Berlin die
Gegensätze zwischen den beiden kunstgewerblichen Rich-
tungen« noch im vorigen Jahre sehr scharf. Das zeigte
sich damals, als im »Verein für deutsches Kunstgewerbe*
eine Generalversammlung zur Wahl des Vorstandes ein-
berufen war. Es gab einen sogenannten »großen Tag«.
Die Parteien prallten heftig aneinander und der Kampf
endete mit einem Siege der Fortschrittpartei über eine
recht respektable Minorität der Angehörigen des »Fach-
verbandes für die wirtschaftlichen Interessen des Kunst-
gewerbes , der man aber ein weiteres Wachsen prognosti-
zierte. So bereiteten sich also zu Anfang dieses Jahres
die Mitglieder der Fortschrittpartei vor, um einem ver-
stärkten Ansturm jener Minderheit bei der neuen Vorstands-
wahl kräftig zu begegnen. Auch der Vorstand selbst traf
seine Maßregeln. Er wünschte den Verein vor einem c. Beyerlen
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Stickerei

plötzlichen Frontwechsel und darauffolgenden Erschütte-
rungen, die mit dem etwaigen Siege der Opposition ver-
bunden sein würden, zu bewahren, und schlug von sich
aus vor, es sollte alljährlich nur der dritte Teil des Vor-
standes ausscheiden, aber ein Jahr lang nicht wieder wähl-
bar sein. Damit sollte einerseits dem Vereinsleben und
der Vorstandstätigkeit eine gewisse Stabilität gesichert,
andererseits aber ihm neue Arbeitskräfte zugeführt werden!
Aber siehe da, als es zur Wahl kam, zeigte es sich, daß
der Fachverband überhaupt keine Kandidaten aufgestellt
hatte, sondern ohne Widerspruch der Wiederwahl des bis-
herigen Vorstandes unter dem Vorsitz von Geheimrat
Muthesius und Direktor Peter Jessen zustimmte, die dann
auch erfolgte. Nur der Vorschlag betreffend die jährliche
Drittelung wurde vom Fach verband heftig bekämpft- selt-
samerweise, denn nach diesem Wahlmodus hätte er' doch
Gelegenheit bekommen, wenigstens ein Drittel der Vor-
standsämter mit seinen Anhängern zu besetzen. Da auch
die Freunde des Vorstandes gegen dessen Vorschlag waren,
weil so auch die führenden und tätigsten Herren hätten'

Intarsien

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