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WÜRTTEMBERGER KUNST UND KUNSTGEWERBE
K. Schmoll von Elsenwerth, Adressenmappe für das Jubiläum der Leipziger Universität
scheiden müssen und nicht gehalten werden dürften, so kam
der Drittelungsantrag zu Fall. □
d Deutlich war der Wunsch 'aller Parteien zutage getreten,
dem Vorstand ein ruhiges und möglichst ununterbrochenes
Arbeiten zu sichern. o
o Man kann also sagen: der Kampf im Kunstgewerbe-
verein, der sichtbarsten Stelle des Berliner kunstgewerb-
lichen Lebens, ist ausgekämpft. Die Machtprobe ist end-
gültig zugunsten der fortschrittlichen Partei entschieden. —
Was nun? Ausnutzung des Sieges bis zur dauernden
Kampfunfähigkeit der Gegner, oder kluge Mäßigung, die
auch dem Feinde goldene Brücken baut? □
d Wenn uns nicht alle Anzeichen trügen, so ist eine Strö-
mung, die das letztgenannte Ziel verfolgte, in starkem
Wachstum begriffen und sie verdient nachdrückliche Unter-
stützung in der Fachpresse. Es ist zu allen Zeiten ein
gutes Mittel gewesen, aus unfruchtbarer Gegnerschaft zu
gemeinsamer, nutzbringender Arbeit zu gelangen, daß
man eine Oppositionspartei von achtbarer Größe zu den
»Regierungsgeschäften« mit heranzieht. Voraussetzung
hierfür ist natürlich, daß die Oppositionspartei auch wirk-
lich an einer positiven Arbeit mithelfen will. Das letzte
Verhalten des Fachverbandes läßt uns annehmen, daß in
ihm Strömungen wirksam geworden sind, die diesen
Wunsch tragen, und eine Taktik, wie sie noch vor einigen
Jahren im »Fall Muthesius« befolgt wurde, künftig ver-
meiden wollen. o
o Wir würden uns also gar nicht wundern, wenn die
siegreiche Fortschrittpartei sich entschlösse, bei den näch-
sten Wahlen der gegnerischen Fachverband-
Partei ganz freiwillig einige Sitze (vielleicht
fünf) im Vorstand einzuräumen und sie so
zur positiven Mitarbeit einzuladen. Selbst-
verständlich müßte man verlangen, daß diese
Sitze nicht von jenen Herren eingenommen wür-
den, die sich seinerzeit in schroffsten Gegen-
satz zur Person des ersten Vorsitzenden ge-
setzt haben und infolgedessen nicht gut mit
ihm zusammen im Vorstande sein könnten.
Wird diese Zurückhaltung geübt, — und wir
glauben versichern zu dürfen, daß sie geübt
werden würde, — so können wir den beab-
sichtigten Schritt zur friedlichen Einigung nur
auf das Wärmste befürworten und hoffen, daß
dieses vom Vorort-Verein des »Verbandes
deutscher Kunstgewerbevereine« gegebene
Beispiel recht bald in den übrigen Vereinen
nachahmung finden möge! o
□ Chemnitz. Das diesjährige Sommerpro-
gramm wird des öfteren die Mitglieder zu
Ausflügen vereinen, deren ausgesprochener
Zweck die geschmackliche Durchbildung des
einzelnen, das Studium technischer Neuerungen
und kunstgewerblicher Arbeitsweisen und die
Steigerung gegenseitiger Wertschätzung der
einzelnen Berufsgattungen sein soll. n
d Dresden. Dresdner Kunstgewerbeverein.
Die nächste Ausstellung wird Weihnachten
1910 unter Mitwirkung des Vereins für Sächsi-
sche Volkskunde und des Bundes Heimat-
schutz stattfinden; sie soll ihr Gepräge durch
geschmückte Weihnachtstische erhalten. Eine
Werbeschrift soll besonders außerhalb Dres-
dens dem Dresdner Kunstgewerbe die ge-
bührende Anerkennung erobern und befestigen.
Der Verein zählt 400 Einzel- und 19 körper-
schaftliche Mitglieder. Die Einnahmen be-
trugen 8206 M. 80 Pf., die Ausgaben 6255 M.
70 Pf. Der Bestand von 1951 M. 10 Pf. ist höher als in
anderen Jahren, infolge der Zuwendungen der Staatsregie-
rung (300 M.) und des Rates zu Dresden (500 M. für die
Fachausstellung). Die diesjährige Fachausstellung wie auch
der Webkursus deckten sich in Einnahme und Ausgabe.
Die aus dem Vorstande ausscheidenden Herren wurden
(ebenso wie die Rechnungsprüfer) durch Zuruf wieder-
gewählt. An Stelle des Prof. Fritz Schumacher wurde
Prof. Hempel gewählt. Sodann wurden die Wirkl. Geh.
Räte Exz. Dr. Fiedler und D. Graf Vitztum von Eckstädt
zu Ehrenmitgliedern des Dresdner Kunstgewerbevereins
ernannt. Die kostenlose Ausführung der Plaketten für die
Ehrenmitglieder hat Erzgießer Franz übernommen, für die
Entwürfe soll ein Ehrenwettbewerb ausgeschrieben werden,
n Dresden. 3. Jahresversammlung des Deutschen Werk-
blindes in Berlin vom 10.—12. Juni 1910. Erster Tag.
Vormittag und Nachmittag: Besichtigungen (Fabriken der
AEG., neuere Bauten im Westen Berlins). Abend: Er-
öffnungsversammlung. 1. Begrüßung. 2. Vortrag von
Sektionsrat Dr. Vetter, Wien: »Die staatsbürgerliche Be-
deutung der Qualitätsarbeit«. Vortrag mit Lichtbildern von
Direktor Peter Jessen: <Die Weltausstellung Brüssel 1910<.
Zweiter Tag. Vormittag: Städtebauausstellung. 1, Vor-
trag von Geh. Baurat March. 2. Besichtigung der Städte-
bauausstellung. Nachmittag: Sitzungen. Von 2-5 Uhr
geschlossene Mitgliedersitzung (Geschäftsbericht und Refe-
rate, Wahlen). Von 5 Uhr an öffentliche Sitzung für Mit-
glieder und geladene Gäste. Die Reform des Submissions-
wesens, Stadtbaurat Hans Erlwein, Dresden. Dritter Tag.
WÜRTTEMBERGER KUNST UND KUNSTGEWERBE
K. Schmoll von Elsenwerth, Adressenmappe für das Jubiläum der Leipziger Universität
scheiden müssen und nicht gehalten werden dürften, so kam
der Drittelungsantrag zu Fall. □
d Deutlich war der Wunsch 'aller Parteien zutage getreten,
dem Vorstand ein ruhiges und möglichst ununterbrochenes
Arbeiten zu sichern. o
o Man kann also sagen: der Kampf im Kunstgewerbe-
verein, der sichtbarsten Stelle des Berliner kunstgewerb-
lichen Lebens, ist ausgekämpft. Die Machtprobe ist end-
gültig zugunsten der fortschrittlichen Partei entschieden. —
Was nun? Ausnutzung des Sieges bis zur dauernden
Kampfunfähigkeit der Gegner, oder kluge Mäßigung, die
auch dem Feinde goldene Brücken baut? □
d Wenn uns nicht alle Anzeichen trügen, so ist eine Strö-
mung, die das letztgenannte Ziel verfolgte, in starkem
Wachstum begriffen und sie verdient nachdrückliche Unter-
stützung in der Fachpresse. Es ist zu allen Zeiten ein
gutes Mittel gewesen, aus unfruchtbarer Gegnerschaft zu
gemeinsamer, nutzbringender Arbeit zu gelangen, daß
man eine Oppositionspartei von achtbarer Größe zu den
»Regierungsgeschäften« mit heranzieht. Voraussetzung
hierfür ist natürlich, daß die Oppositionspartei auch wirk-
lich an einer positiven Arbeit mithelfen will. Das letzte
Verhalten des Fachverbandes läßt uns annehmen, daß in
ihm Strömungen wirksam geworden sind, die diesen
Wunsch tragen, und eine Taktik, wie sie noch vor einigen
Jahren im »Fall Muthesius« befolgt wurde, künftig ver-
meiden wollen. o
o Wir würden uns also gar nicht wundern, wenn die
siegreiche Fortschrittpartei sich entschlösse, bei den näch-
sten Wahlen der gegnerischen Fachverband-
Partei ganz freiwillig einige Sitze (vielleicht
fünf) im Vorstand einzuräumen und sie so
zur positiven Mitarbeit einzuladen. Selbst-
verständlich müßte man verlangen, daß diese
Sitze nicht von jenen Herren eingenommen wür-
den, die sich seinerzeit in schroffsten Gegen-
satz zur Person des ersten Vorsitzenden ge-
setzt haben und infolgedessen nicht gut mit
ihm zusammen im Vorstande sein könnten.
Wird diese Zurückhaltung geübt, — und wir
glauben versichern zu dürfen, daß sie geübt
werden würde, — so können wir den beab-
sichtigten Schritt zur friedlichen Einigung nur
auf das Wärmste befürworten und hoffen, daß
dieses vom Vorort-Verein des »Verbandes
deutscher Kunstgewerbevereine« gegebene
Beispiel recht bald in den übrigen Vereinen
nachahmung finden möge! o
□ Chemnitz. Das diesjährige Sommerpro-
gramm wird des öfteren die Mitglieder zu
Ausflügen vereinen, deren ausgesprochener
Zweck die geschmackliche Durchbildung des
einzelnen, das Studium technischer Neuerungen
und kunstgewerblicher Arbeitsweisen und die
Steigerung gegenseitiger Wertschätzung der
einzelnen Berufsgattungen sein soll. n
d Dresden. Dresdner Kunstgewerbeverein.
Die nächste Ausstellung wird Weihnachten
1910 unter Mitwirkung des Vereins für Sächsi-
sche Volkskunde und des Bundes Heimat-
schutz stattfinden; sie soll ihr Gepräge durch
geschmückte Weihnachtstische erhalten. Eine
Werbeschrift soll besonders außerhalb Dres-
dens dem Dresdner Kunstgewerbe die ge-
bührende Anerkennung erobern und befestigen.
Der Verein zählt 400 Einzel- und 19 körper-
schaftliche Mitglieder. Die Einnahmen be-
trugen 8206 M. 80 Pf., die Ausgaben 6255 M.
70 Pf. Der Bestand von 1951 M. 10 Pf. ist höher als in
anderen Jahren, infolge der Zuwendungen der Staatsregie-
rung (300 M.) und des Rates zu Dresden (500 M. für die
Fachausstellung). Die diesjährige Fachausstellung wie auch
der Webkursus deckten sich in Einnahme und Ausgabe.
Die aus dem Vorstande ausscheidenden Herren wurden
(ebenso wie die Rechnungsprüfer) durch Zuruf wieder-
gewählt. An Stelle des Prof. Fritz Schumacher wurde
Prof. Hempel gewählt. Sodann wurden die Wirkl. Geh.
Räte Exz. Dr. Fiedler und D. Graf Vitztum von Eckstädt
zu Ehrenmitgliedern des Dresdner Kunstgewerbevereins
ernannt. Die kostenlose Ausführung der Plaketten für die
Ehrenmitglieder hat Erzgießer Franz übernommen, für die
Entwürfe soll ein Ehrenwettbewerb ausgeschrieben werden,
n Dresden. 3. Jahresversammlung des Deutschen Werk-
blindes in Berlin vom 10.—12. Juni 1910. Erster Tag.
Vormittag und Nachmittag: Besichtigungen (Fabriken der
AEG., neuere Bauten im Westen Berlins). Abend: Er-
öffnungsversammlung. 1. Begrüßung. 2. Vortrag von
Sektionsrat Dr. Vetter, Wien: »Die staatsbürgerliche Be-
deutung der Qualitätsarbeit«. Vortrag mit Lichtbildern von
Direktor Peter Jessen: <Die Weltausstellung Brüssel 1910<.
Zweiter Tag. Vormittag: Städtebauausstellung. 1, Vor-
trag von Geh. Baurat March. 2. Besichtigung der Städte-
bauausstellung. Nachmittag: Sitzungen. Von 2-5 Uhr
geschlossene Mitgliedersitzung (Geschäftsbericht und Refe-
rate, Wahlen). Von 5 Uhr an öffentliche Sitzung für Mit-
glieder und geladene Gäste. Die Reform des Submissions-
wesens, Stadtbaurat Hans Erlwein, Dresden. Dritter Tag.