WÜRTTEMBERGER KUNST UND KUNSTGEWERBE
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Vormittag: Tonindustrieausstellung. 1. Ein-
führender Vortrag von Herrn Ingenieur Hans
Urbach. 2. Besichtigung. 3. Öffentliche Dis-
kussion über die künstlerische Verwertung
neuer Baustoffe. Nachmittag: Empfang in
Nikolassee bei Herrn Geheirarat Dr. ing. Her-
mann Muthesius und Herrn Hermann Freuden-
berg: n
a Düsseldorf. Der Central-Gewerbe-Verein
für Rheinland, Westfalen und benachbarte Be-
zirke zu Düsseldorf hat folgendes Ausstellungs-
programin aufgestellt, das in den schönen
Räumen des Kunstgewerbemuseums abge-
wickelt werden soll: 1. Vom 30. April bis
Mitte Juli eine vom Handelsministerium an-
geordnete Ausstellung der 12 preußischen
Kunstgewerbeschulen in Aachen, Barmen, Köln,
Krefeld, Düsseldorf, Elberfeld, Solingen, Trier,
Bielefeld, Frankfurt a.M., Höhr, Hanau, Kassel.
(Ein ausführlicher Bericht über diese Aus-
stellung folgt — Red.) 2. August und Sep-
tember die erste große deutsche Ausstellung
des Vereins für Arbeiterwohnungswesen. 3.
Vom 15. Oktober bis Ende Dezember Weih-
nachtsausstellung des Semperbundes. — Das
Museum wurde vom 1. Januar bis 31. März
1910 von 6482 Personen besucht. — Die
Bibliothek wurde vom 1. Januar bis 31. März
1910 von 287S Personen besucht. — Ver-
leihungen. In der Zeit vom 1. Januar bis
31. März 1910 wurden an 313 Vereine und
einzelstehende Personen 627 Gegenstände,
372 Bücher, 1865 Vorlagen im Gesamtwerte
von 39378 Mark leihweise abgegeben. n
n Königsberg i. Br. Im Kunstgewerbe-
Verein berichtete Professor Cauer über die
vorbereitende Tätigkeit der für die geplante
Friedhofausstellung auf dem alten Friedhofe
in der Königstraße eingesetzten Kommission.
Es sind aus Privatmitteln schon 6000 Mark
zusammengekommen und weitere Beihilfen stehen in Aus-
sicht von der Stadt, der Provinzialverwaltung und vom
Ministerium. Auswärtige Gesellschaften werden zur Be-
teiligung eingeladen und eine Jury soll die auszustellenden
Objekte prüfen. — Am 28. April hielt Herr Glasschleifer
Handich einen interessanten Demonstrationsvortrag über
das Glasschleifen. °
□ Magdeburg. Im Kunstgewerbe-Verein sprach Architekt
Paul Dobert über »Alt-Magdeburger Architektur«. Er hob
die Schönheit und Überlegtheit des alten Stadtplanes
gegenüber den in unseren Tagen begangenen Bausünden
hervor. Seine Worte werden gewiß dazu beitragen, daß
man sich bei künftigen Stadterweiterungen usw. wieder
mehr auf die Regeln der Vernunft und Ästhetik besinnen
wird. o
NEUE BÜCHER
□ Dr. Max Osborns treffliches Buch über Berlin als
Kunststadt (Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Preis geb.
M. 4.—) hat uns die Augen darüber geöffnet, daß in Berlin
die Kunst doch mehr Tradition besitzt, als man gemeinhin
anzunehmen pflegte. Der ausgezeichnet orientierte Ver-
fasser hat gesammelt, was insbesondere an guter alter
K. Schmoll v. Eisenwerth, Adressen-Titel für das Jubiläum der Leipziger Universität
Architektur in der Reichshauptstadt zu finden war, und
seine Forschungen hatten ein so ergiebiges Resultat', daß
er sogar eine scharf jurierte Auslese treffen konnte.' Sein
Buch hat gewissermaßen den Grund dazu gelegt, daß die
Berliner das Maß von Selbstachtung, dessen man zur
künstlerischen Produktion allerwegen bedarf, aus der Be-
trachtung ihrer engeren Heimat entnehmen können. {Karl
Schefflers geistvolles, aber mehr pessimistisches Buch über
Berlin kann als Korreferat zu Osborns reich illustrierter
Schrift dienen, indem es recht eigentlich beweist, wie sauer
der von sich aus unergiebige Kulturboden der Stadt Berlin
beackert werden mußte, um das aus ihm zu gewinnen,
was an Kunstdenkmälern noch vor uns steht.) Wir be-
halten uns einen ausführlichen Vergleich der beiden wert-
vollen Bücher vor, und hoffen aus der Erkenntnis der
früher begangenen Fehler und gewaltsamen Maßregeln
eine Direktive für die künftige Kunstpflege in Berlin ge-
winnen zu können. Heute möchten wir darauf hinweisen,
daß schon Bestrebungen im Gange sind, in einem »Führer
durch das künstlerische Berlin* alle Taten und Erzeugnisse
zu sammeln, die eine erfolgreiche moderne Kunstbetätigung
in Berlin beweisen sollen. Das Büchlein soll im Verlag
der »Hilfe« zum Herbst erscheinen und es werden kapitel-
weise die meisten der Berliner Kunstschriftsteller, so auch
wieder Dr. Max Osborn, daran beteiligt sein. Der Ge-
danke geht vom Deutschen Werkbund aus und ist sehr
zu begrüßen. /? ^
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