DIE WELTAUSSTELLUNG IN BRÜSSEL
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KARL BERTSCH IN MÜNCHEN,
ANRICHTE DES SPEISEZIMMERS
AUSGEFÜHRT VON DEN DEUTSCHEN
o WERKSTÄTTEN IN MÜNCHEN □
sind diese Anstalten weniger produktiv als nachfolgend.
Im übrigen mühen sie sich, jeweilig den lokalen Anforde-
rungen gerecht zu werden. Köln zum Beispiel muß allerlei
Kirchliches üben und ist damit einigermaßen dem roma-
nischen und gotischen Stil verpflichtet. Barmen und Eiber-
feld, die mitten im Industriebezirk liegen, müssen den For-
derungen des Marktes besondere Teilnahme widmen. —
Im einzelnen wäre zu berichten: Köln hat mannigfache
Veränderungen im Direktorium gehabt; erst letzthin ist
Halmhuber nach Hannover gegangen und Thormählen
soll aus Magdeburg kommen. Unter solchen Umständen
wäre es ungerecht, zu tadeln. Soviel aber darf gesagt
sein, daß die Anstalt eine Verjüngung ihrers Lehrkollegiums
braucht, und daß sie eines neuen Lehrgebäudes bedarf.
Aus einem Stall wie der, in dem die Anstalt zurzeit unter-
gebracht ist, kann nichts Gutes kommen; Menschen mitfeinem
Empfinden müssen darin tobsüchtig oder stumpf werden.
So ist es sehr erfreulich, daß der treffliche F. Bantzky der
Schule einen Neubau errichtet. Notwendig bleibt aber immer
noch, daß die städtischen Baubeamten sich darauf besinnen,
wieviel Nützliches eine Kunstgewerbeschule leisten kann,
wenn man ihr Wohlwollen entgegenbringt. — Aachen
gehört schon zur Diaspora; dort ist die Moderne noch
eine rare Pflanze. Das Romanische herrscht und eine
ultrakonservative Furcht vor allem, was dem Zeitgeiste
gehört. Da hat es denn die kleine Schar der modern
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXI. H. 11
empfindenden Lehrer an dieser Kunstgewerbeschule nicht
gar so leicht; es gibt manchen Widerstand zu brechen.
Doch läßt sich wohl sagen, daß die letzte Zeit schon
Besserung brachte. Der sehr vernünftige, sparsame und
doch geschmackvolle Bau, den Direktor Abele aus einer
früheren Fabrik herrichtete, hat viel Zustimmung gefunden;
der Bildhauer Burger bekam von der Stadt größere Auf-
träge und konnte ihr einige wertvolle Kunstwerke schaffen.
So etwas ändert natürlich die Stimmung, und man darf
hoffen, daß die Aachener Schule bald den ihr gebührenden
Einfluß bekommen wird. In der Düsseldorfer Ausstellung
verdient zweifellos die Aachener Bildhauerklasse das größte
Lob; auch die Architekturklassen scheinen auf guten Wegen;
der Schmied Giesberth erweist sich als ein vorzüglicher
Techniker, der mit Liebe alte, lange Zeit vergessen ge-
wesene Verbindungen wieder belebt. (Er ist ein Schüler
des Meisters Lauterbach aus Elberfeld.) — Die Elbafelder
Anstalt muß mit einer breiten Basis rechnen; sie hat eine
recht erhebliche Schülerzahl und besonders viele Abend-
schüler. Solche Institute verlangen von ihrem Leiter ein
gutes pädagogisches Geschick; er muß mit vielerlei Men-
schen auszukommen wissen, mit einem vielköpfigen Lehrer-
kollegium, mit sehr verschieden veranlagten, verschieden
interessierten Schülern, und nicht zum wenigsten mit den
Handwerkern der Stadt. Es ist erfreulich, daß der Direktor
Otto Schulze solchen Anforderungen mit glücklichem Takt
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