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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,2.1910

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Heft 7 (1. Januarheft 1910)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9023#0039
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was füllet dcn felsigen Bau ein rosiger Lichtglanz,

^L^Datz sie erschrickt, die betende Schar gesegneter Hirten? . . .

Plötzlich stehen alldort drei liebliche Iünglingsgestalten,

Lngel, vom Himmel gesandt, den göttlichen Mittler zn schützen.

Raphael grützt, zn Häupten gestellt; es schwebct Eloa
Niedcr znr Nechten, und Selia legt die geweihete Lichthand
Betend und grüßend ans Herz des menschgewordenen Schöpfers.
Palmengezweig und goldnes Gefäh voll duftenden Weihrauchs
Glänzet in jeder Hand der vielen Engelsgenossen,

Welche den Fels umstehn, und Lorbeer schmückct dic Locken.

Alsbald greifen zum Spiel, zum hellen, die kundigen Finger,

Prüfet die Saiten das horchende Ohr, ob lieblich und milde
Töne der Klang; dann flietzt von den Saiten cin heiligcs Loblied
Mächtig und sanft; da dünkt es dcn Hirten: des rauschenden Sturmwinds
Nufen erdröhn, des schcrzenden Zephirs Säuseln erklinge
Aber die Blumen dahin, ersterbend im Schatten der Bäume . . .

Aber dem lieblichen Harfengelispel vermischen die Engel

Leise dies Wiegenlied für den schlummernden, göttlichen Liebling:

„Träume, du glückliches Kind, in der Mutter holden Umarmung!

Schlafe den seligsten Schlaf, nicht künftiger Tage gedenkend,

Wo das erlösende Werk den Mittler in KLmpfe hineinrust!

Wonne umwohn die geweihete Wiege, umwehe die weichen
Wangen dem Westwind gleich, und winde dir würdige Kränze!

Ach! wie schlummerst du gott-umhaucht im Arme der Armut!

Oh, welch allesbesiegende Lieb in deiner cntflammten,

Göttlichen Brust! welch weltenumfassende Licbe im Kinde!

Wer ermitzt mit dcr Gottheit Armatz jenes Erbarmen,

Wclches die göttliche Brust erfüllt? wer findet dic Tiefe,

Du Allgroher, im Kindcsgemüt, der immerdar leuchtct
Hoch auf flammendem Lherubsgespann durch ewige Näume!

Siehe, vernichten wirst du wie*cin würgender Geist die Gewalten
Satans, wirst ihn hinab in glühende Ströme des Todes
Schlcudern, datz er cntsctzt dem Mächtigen machtlos fluchet.

Doch vom Schauer des Grabs, aus eisiger Kälte des Hasses
Wirst du erhöhen das Menschengeschlecht zur Sonne des Lebens,
Streuen in jedes erlösete Herz den Scgen des Fricdens!

Dann träuft nicder ins Menschengemüt paradicsischer Goldtau!
Siegreich wirst du über die Welt dein Banner entfalten,

Drinnen das Zeichen erglänzt crsehnter Geistes-Entsühnung.

Rundschau

Iahreswechsel

^m August zeigte sich Beobach-
Otern des Mars, der seit neun
Iahren der Erde nicht so nahe
gekommen war, an der südlichen

Polgcgend einc erstaunliche Er-
scheinung: ein ungcheurer schwarzer
Spalt hatte dort die Oberfläche
zerrissen. Zu gleicher Zeit un-
gefähr löste sich ein glänzender

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tz Ianuarheft WO

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