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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,2.1910

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Heft 8 (2. Januarheft 1910)
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Berg, ...: Groß-Berlin: Gesichtspunkte für die Beurteilung des Wettbewerbs Groß-Berlin und seine Bedeutung für die Entwicklung des modernen Städtebaus überhaupt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9023#0108
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Dieser zukünftigerr Bedeutung Berlins entsprechend müssen die
Keime der Monumentalbildung, die der Große Kurfürst gelegt hat,
weiter entwickelt werden.

Ein Teil der Stadt ist als Monumentalstadt auszubilden, und
da ein geschlossenes großes Viertel dafür nicht mehr zur Verfügung
steht, so sind die vorhandenen durch allmähliche Monumentalaus-
bildung der zwischen ihnen liegenden Plätze und Straßenführungen
zu einem zusammenhängenden Ganzen zu vereinigen.

Die Monumentalstadt beginnt mit dem Schlosse und der Museums-
insel und erstreckt sich dann über die Linden bis zum Brandenburger
Tor. Dort teilt sie sich. Ein Arm hat sich nach Süden zu dehnen,
als eine breite Monumentalstraße, ungefähr bis zu dem Landwehr-
kanal. Hier ist nach Abbruch des Potsdamer Bahnhofes ein großer
die Anhalter und Potsdamer Bahn vereinigender Hauptbahnhof an-
zulegen, der den vom Süden kommenden Fremden gleich günstige
Gelegenheit bietet, von hisr aus in die Geschäftsstadt, in die Monu-
mentalstadt und in die Wohnstadt zu gelangen. Dieser Südarm
der Monumentalstadt schafft auch die Verbindung mit den hier ge-
legenen Monumentalanlagen, Abgeordneten- und Herrenhaus, und
den verschiedenen hier gelegenen Museen. Die weitere Ausbildung
der Monumentalstadt hat sich dann vom Brandenburger Tor aus nörd-
lich am Tiergarten entlang zu erstrecken, vereinigend Reichstagsge-
bäude, Generalstab usw. über die Zelte, einschließlich des rechten Spree-
ufers (siehe Skizze). Schloß Bellevue bis zur Charlottenburger
Brücke. Hier vereinigt sich dieser nördliche Arm mit einem gleich-
falls vom Brandenburger Tor ausgehenden südlich am Tiergarten
entlang laufenden Monumentalarm. Von der Charlottenburger Brücke
aus erstreckt sich die Monumentalstadt rmter Zusammenbindung von
technischer Hochschule, Hochschule für Musik, Zoologischem Garten und
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche bis zum Kurfürstendamm.

Für die sämtlichen der Monumentalstadt angehörigen Straßen
und Plätze sind nur Bauten und Anlagen monumentalen Charakters
zuzulassen. Hochschulen, Museen, Kirchen, Konzertsäle, Theater, Aus-
stellungsgebäude, Verwaltungsgebäude für Staats- und Kommunal-
behörden oder große Privatgesellschaften, Stadtpaläste, ausnahms-
weise an bestimmten Stellen Gasthäuser und Pensionate. Läden,
Geschäftshäuser und Wohnungen sind vollständig auszuschließen. Durch
derartige Bestimmungen gibt man unserer Nachwelt die Möglich-
keit, eine zusammenhängende einheitliche Monumentalstadt zu schassen,
die der zukünftigen Bedeutung Groß-Berlins entspricht. Bedenkt man,
wie kurzlebig heute große Bauten sein können (Palais Rhedern,
Pergamon-Museum usw.), so darf man heute vor der Grund«
legung einer Monumentalstadt nicht zurückschrecken, die sich erst
nach fünfzig bis hundert Iahren verwirklichen soll. Auch bei
der Monumentalstadt ist, wie in der Wohnstadt und Geschäftsstadt,
die Schaffung der Vorbedingung für die Möglichkeit zukünftiger
Lntwicklung wichtigeralsdiegegenwärtige Entwicklung. Diese
MonumentalstaLt wird dann im Herzen des zukünftigen Groß-Berlins
liegen, in Verbindung mit dem herrlichen Tiergarten als Kranz ihn
umschließcnd, sich anschließend an das geschäftliche Zentrum, die Ge-

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