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Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0130
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Der Boden der Marsch wurde vom Meer abgelagert. Die Überflutung des pleistozänen Fest-
landes durch die Nordsee begann im Boreal im Übergang zum Frühatlantikum. Die Meeresse-
dimente haben je nach Höhenlage des Pleistozäns an ihrer Basis eine unterschiedliche Mäch-
tigkeit. In den Urstromtälern der Flüsse, wie z. B. an der Ems, Weser und Elbe, erreichen sie
eine Mächtigkeit von 12—18 m, in anderen Küstenabschnitten mit hoch aufragenden pleisto-
zänen Rücken ist diese geringer. Sie schwankt je nach Höhenlage des Pleistozäns zwischen
1,0 bis 12,0 m. In örtlich begrenzten Gebieten, wie z. B. in den Gemarkungen der Ortschaften
Sengwarden und Breddewarden bei Wilhelmshaven (HAARNAGEL 1950, 13) und am Ost-
ufer der Elbe in der Ortschaft Bielenberg bei Glückstadt durchragen Geestkuppen die Marsch
(KERSTEN 1939, 39). In anderen Küstenabschnitten erstreckt sich die Geest in schmalen
Rücken bis zur Nordseeküste, wie z. B. der Geestrücken der Hohen Lieth zwischen Berensch
und Duhnen bei Cuxhaven (HAARNAGEL 1973, 21). Diese Gebiete, die nicht vom Meer
überflutet und seinen Sedimenten überdeckt wurden, waren vom Neolithikum bis zum
Mittelalter bevorzugte Siedlungsplätze, da sie einen trockenen Untergrund als Siedlungsge-
lände boten und durch Sturmfluten nicht gefährdet waren, aber ihre Bewohner die sie umge-
bende fruchtbare Marsch vor allem für die Viehhaltung nutzen konnten.
Die Fluren dieser Geestrücken müssen wegen der Funddichte eng begangen werden. Doch soll
im Folgenden nicht näher auf die hier anzuwendenden Methoden der Landesaufnahme einge-
gangen werden, da sie sich von denen des Binnenlandes nicht unterscheiden.
Überwiegend ist aber das Pleistozän im Küstengebiet von mächtigen Sedimentablagerungen
der Nordsee und ihrer Flußsysteme bedeckt. Diese mächtigen Ablagerungen verdanken ihre
Entstehung dem Anstieg des Meeresspiegels und der Tätigkeit der Tideströmungen, der Ebbe
und Flut, die je nach Geschwindigkeit der Strömung tonige oder sandige Sedimente zur Abla-
gerung brachten. Vor allem an den Ufern der Meeresbuchten, der Priele und der Flüsse sowie
ihrer Nebenarme wurden durch die hier vorherrschenden stärkeren Strömungen und durch
die Brandung höhere, sandige Wälle aufgeschüttet.
Der Meeresspiegelanstieg wurde in bestimmten Zeitabschnitten von Stillstandsphasen unter-
brochen. In diesen zog sich das Meer aus dem Überflutungsgebiet zurück. Während dieser
Regressionsphasen süßte das Land aus und das ehemals vom Meer beherrschte Gebiet be-
grünte. Es bildeten sich Vegetationsdecken von Brackwasserpflanzen, Gräsern und Schilf
aus. In den Niederungen der Flußtäler und vor allem am Geestrand kam es zur Bildung von
Schilf-, Bruchwald- und Hochmooren. In der Süßwassermarsch entstanden Wälder. Baum-
stubbenhorizonte und in Nordwest- und Südostrichtung umgestürzte Stämme, die beim Mer-
geln (Gewinnung von kalkhaltigem, sandigen Boden durch Bodenaushub mit dem Spaten oder
mit Maschinen zur Bodenverbesserung) in unterschiedlichen Tiefen angetroffen werden, be-
legen diese heute von Flußsedimenten überdeckten Wälder. Während dieser Perioden des
Meeresrückzuges bot sich die verlandete fruchtbare Marsch dem Menschen als Siedlungsge-
biet dar. Die Oberflächen der Regressions- oder Festlandsphasen wurden durch erneute Vor-
stöße des Meeres wieder überflutet und neu von Meeressedimenten überdeckt oder auch von
den Tideströmungen oder der Brandung abgetragen. Der Anstieg des Meeresspiegels wurde
also nur kurzfristig durch Regressionsphasen unterbrochen. Sie liegen entsprechend ihrem
Alter in unterschiedlichen Tiefen eingeschlossen in den Marschprofilen. Das Alter der Vege-
tationsdecken konnte mit Hilfe der Pollenanalyse sowie der C14-Bestimmung und, sofern eine
Besiedlung derselben erfolgt war, auch durch vorgeschichtliche Funde festgestellt werden.
Wir sind daher heute imstande, die Marschprofile in der Abfolge ihres Aufbaues zu datieren
und somit die Zeitabschnitte der Überflutungs- sowie der Festlandsphasen zeitlich zu fixieren
(BRAND, HAGEMAN, JELGERSMA u. SINDOWSKI 1965, 365).
In diesem Zusammenhang sind nur die jüngeren Festlandsperioden, in denen nachweislich

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