Bosau, Krs. Ostholstein, und Futterkamp, Krs. Plön, die Erforschung des konkreten Ablaufs
der Begegnung zweier unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen (Deutsche und Slawen) inner-
halb der großen Ostkolonisation unter kirchlicher (Bosau) und adliger (Futterkamp) Grund-
herrschaft zur Diskussion.
Die Untersuchungen konzentrierten sich zunächst auf Bosau. Durch archäologische For-
schungen wurden Grundriß und Alter der Gründerkirche ermittelt. Die Untersuchungen lie-
ßen weiterhin die Entwicklung von einer slawischen Siedlung mit Mittelpunkt unter der heuti-
gen Kirche zum heutigen Dorfgrundriß erkennen. Die Verlegung des Siedlungsmittelpunktes
erfolgte nicht im Zuge einer einmaligen kolonisationszeitlichen Planung, sondern ist erst die
Folge verschiedener Umformungen bis zur frühen Neuzeit hin. Im 13. Jahrhundert entstan-
den auf seit langem außerhalb des Dorfgrundrisses gelegenem Gebiet Siedlungsstellen, die
bald wieder aufgegeben wurden. Die Funde und Baugewohnheiten lassen den Schluß zu, daß
Teile der eingesessenen Bevölkerung innerhalb der deutschen Siedlungsgruppe aufgingen. Die
Ausgrabungen in Verbindung mit archäobotanischen und geographischen Forschungen erga-
ben wichtige Anhaltspunkte zur Datierung der Seespiegelschwankungen des „Großen Plöner
Sees”.
„Mittelpunkt der Bosauer Siedlungskammer war offenbar der Burgwall auf der Insel Bi-
schofswarder. Der Burgwall wurde vermessen, und Funde aus einer zu seinen Füßen und ei-
ner heute im See gelegenen Siedlung eingebracht. Außerdem wurden Vorbereitungen zur Er-
forschung einer im heute unbewohnten Gelände nördlich des Bischofssees entdeckten
slawisch-frühdeutschen Siedlung getroffen. Außer der Erforschung dieser Komplexe soll ver-
sucht werden, die bei Helmold von Bosau genannte, zu Bosau gehörende Siedlung Dulzanica
und eine mittelalterliche Mühle zu lokalisieren.
Zum Komplex Futterkamp wurde eine Untersuchung über den slawischen Burgwall ,Hoch-
borree’ schon durchgeführt. Dabei konnten wichtige Feststellungen über mehrfache Baupe-
rioden des Burgwalls vom Ende des 8. bis zum 12. Jahrhundert gemacht werden. Außerdem
stellte sich eine völlig unbekannte fortifikatorische Nutzung des Burgwalles im 14. bis 15.
Jahrhundert heraus.”21
Die Untersuchungen auf dem frühslawischen Burgwall von Bischofswarder im Zentrum die-
ser Siedlungskammer haben neben anderen Ergebnissen, wie etwa dem Nachweis eines me-
tallurgischen Betriebes im Rahmen des Burgwalles (das zugehörige Dorf liegt unter dem Was-
ser des Plöner Sees), durch das erhaltene Holz und die Möglichkeit einer dendrochronologi-
schen Anknüpfung an die Jahresringchronologie von Haithabu die Möglichkeit zu exakter
Datierung der frühslawischen, etwa 80 Jahre vor den Beginn von Haithabu, also bis etwa 730
n. Chr. Geb., zurückreichenden slawischen Keramik ergeben22.
Im Rahmen dieses großen Forschungsvorhabens kommt der botanischen Untersuchung von
AVERDIECK besondere Bedeutung zu. Er umschreibt sein Anliegen folgendermaßen: „Das
Projekt befaßt sich mit der Siedlungsgeschichte des westlichen Ostseeraumes aufgrund bota-
nischer Forschungsmethoden, insbesondere der Pollenanalyse. Mit paläobotanischen Ar-
beitsmethoden, vor allem mit Hilfe der Pollenanalyse, wird eine Rekonstruktion der Umge-
bung in den interessierenden Zeitabschnitten angestrebt. Siedlungsdichte und -bewegungen
21 H. HINZ, Christiana Albertina (17) neue Folge 1, Okt. 1974, 62 f.
22 Zur Schließung der bisherigen hochmittelalterlichen Lücke in der Jahresringchronologie für Schleswig-Holstein vgl. D.
ECKSTEIN, Naturwissenschaftliche Rundschau Bd 29, H. 3, März 1976, 81 ff. Ein ausführlicher Bericht ist in „Berichte
über die Ausgrabungen in Haithabu”, 9. Bericht im Druck; eine kurze Orientierung über dieses wesentliche Ergebnis der
dendrochronologischen Forschung in Norddeutschland bei H. JANKUHN, Haithabu, ein Handelsplatz der Wikingerzeit,
6. Auf., Neumünster 1976, 280 ff.; D. ECKSTEIN — K. SCHIETZEL, Ber. üb. d. Ausgrabungen in Haithabu 11, 1978,
141 ff.
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der Begegnung zweier unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen (Deutsche und Slawen) inner-
halb der großen Ostkolonisation unter kirchlicher (Bosau) und adliger (Futterkamp) Grund-
herrschaft zur Diskussion.
Die Untersuchungen konzentrierten sich zunächst auf Bosau. Durch archäologische For-
schungen wurden Grundriß und Alter der Gründerkirche ermittelt. Die Untersuchungen lie-
ßen weiterhin die Entwicklung von einer slawischen Siedlung mit Mittelpunkt unter der heuti-
gen Kirche zum heutigen Dorfgrundriß erkennen. Die Verlegung des Siedlungsmittelpunktes
erfolgte nicht im Zuge einer einmaligen kolonisationszeitlichen Planung, sondern ist erst die
Folge verschiedener Umformungen bis zur frühen Neuzeit hin. Im 13. Jahrhundert entstan-
den auf seit langem außerhalb des Dorfgrundrisses gelegenem Gebiet Siedlungsstellen, die
bald wieder aufgegeben wurden. Die Funde und Baugewohnheiten lassen den Schluß zu, daß
Teile der eingesessenen Bevölkerung innerhalb der deutschen Siedlungsgruppe aufgingen. Die
Ausgrabungen in Verbindung mit archäobotanischen und geographischen Forschungen erga-
ben wichtige Anhaltspunkte zur Datierung der Seespiegelschwankungen des „Großen Plöner
Sees”.
„Mittelpunkt der Bosauer Siedlungskammer war offenbar der Burgwall auf der Insel Bi-
schofswarder. Der Burgwall wurde vermessen, und Funde aus einer zu seinen Füßen und ei-
ner heute im See gelegenen Siedlung eingebracht. Außerdem wurden Vorbereitungen zur Er-
forschung einer im heute unbewohnten Gelände nördlich des Bischofssees entdeckten
slawisch-frühdeutschen Siedlung getroffen. Außer der Erforschung dieser Komplexe soll ver-
sucht werden, die bei Helmold von Bosau genannte, zu Bosau gehörende Siedlung Dulzanica
und eine mittelalterliche Mühle zu lokalisieren.
Zum Komplex Futterkamp wurde eine Untersuchung über den slawischen Burgwall ,Hoch-
borree’ schon durchgeführt. Dabei konnten wichtige Feststellungen über mehrfache Baupe-
rioden des Burgwalls vom Ende des 8. bis zum 12. Jahrhundert gemacht werden. Außerdem
stellte sich eine völlig unbekannte fortifikatorische Nutzung des Burgwalles im 14. bis 15.
Jahrhundert heraus.”21
Die Untersuchungen auf dem frühslawischen Burgwall von Bischofswarder im Zentrum die-
ser Siedlungskammer haben neben anderen Ergebnissen, wie etwa dem Nachweis eines me-
tallurgischen Betriebes im Rahmen des Burgwalles (das zugehörige Dorf liegt unter dem Was-
ser des Plöner Sees), durch das erhaltene Holz und die Möglichkeit einer dendrochronologi-
schen Anknüpfung an die Jahresringchronologie von Haithabu die Möglichkeit zu exakter
Datierung der frühslawischen, etwa 80 Jahre vor den Beginn von Haithabu, also bis etwa 730
n. Chr. Geb., zurückreichenden slawischen Keramik ergeben22.
Im Rahmen dieses großen Forschungsvorhabens kommt der botanischen Untersuchung von
AVERDIECK besondere Bedeutung zu. Er umschreibt sein Anliegen folgendermaßen: „Das
Projekt befaßt sich mit der Siedlungsgeschichte des westlichen Ostseeraumes aufgrund bota-
nischer Forschungsmethoden, insbesondere der Pollenanalyse. Mit paläobotanischen Ar-
beitsmethoden, vor allem mit Hilfe der Pollenanalyse, wird eine Rekonstruktion der Umge-
bung in den interessierenden Zeitabschnitten angestrebt. Siedlungsdichte und -bewegungen
21 H. HINZ, Christiana Albertina (17) neue Folge 1, Okt. 1974, 62 f.
22 Zur Schließung der bisherigen hochmittelalterlichen Lücke in der Jahresringchronologie für Schleswig-Holstein vgl. D.
ECKSTEIN, Naturwissenschaftliche Rundschau Bd 29, H. 3, März 1976, 81 ff. Ein ausführlicher Bericht ist in „Berichte
über die Ausgrabungen in Haithabu”, 9. Bericht im Druck; eine kurze Orientierung über dieses wesentliche Ergebnis der
dendrochronologischen Forschung in Norddeutschland bei H. JANKUHN, Haithabu, ein Handelsplatz der Wikingerzeit,
6. Auf., Neumünster 1976, 280 ff.; D. ECKSTEIN — K. SCHIETZEL, Ber. üb. d. Ausgrabungen in Haithabu 11, 1978,
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