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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Raddatz, Klaus [Honoree]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0189
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können an dem Verhältnis von natürlicher zu kulturbeeinflußter Vegetation abgeschätzt wer-
den. Für die Archäologie lassen sich auf diese Weise Vorstellungen gewinnen, die bei ungün-
stigen Fundverhältnissen anders nicht zu erreichen sind. Die genannte Arbeitsmethode wird
unabhängig von archäologischer Tätigkeit eingesetzt. Sie wird aber auch in engster Zusam-
menarbeit mit den Ausgrabungen und den begleitenden siedlungsgeographischen Forschun-
gen angewandt. Erfolgreiche Untersuchungen wurden zunächst an archäologisch gut bekann-
ten Plätzen vorgenommen: Preetz, Plön, Bosau, Segeberg und Oldesloe. Ein Netz von Vor-
untersuchungen ist über das gesamte Ostholstein und die angrenzenden Gebiete gelegt wor-
den.
Die Maschen des Untersuchungsgebietes sollen im Laufe der Zeit so verengt werden, daß eine
sichere Parallelisierung und Chronologie der siedlungsgeschichtlich interessanten Erschei-
nungen gewährleistet wird.”
Das vielleicht wichtigste Ergebnis dieser Untersuchungen ist für die Siedlungskammer Bosau
die eben veröffentlichte Feststellung23, daß die synanthrope Pollenkurve hier zwischen der
germanischen und der slawischen Besiedlungsphase keine Zäsur erkennen läßt.
Während normalerweise in Ostholstein und Ostschleswig, wie das auch Elsbeth LANGE für
Teile der DDR feststellen konnte24 und J. HERRMANN das im Anschluß an die Bearbeitung
von Tornow auch archäologisch bestätigte, keine Berührung zwischen germanischer und sla-
wischer Bevölkerung erkennbar ist, hat es — auch dieses in Übereinstimmung mit Elsbeth
LANGE — an einzelnen Stellen offenbar einen direkten Kontakt beider Bevölkerungsgruppen
gegeben. In diesem Zusammenhang wird wohl auf Anregung von U. WILLERDING die
Überprüfung der Aussagemöglichkeit von Pollendiagrammen für solche Fragen notwendig
werden25.
Über diese Erkenntnisse zu Siedlungsfragen hinaus hat die botanische Forschung einen aus-
gezeichneten Überblick über die vegetationsgeschichtliche Entwicklung in Ostholstein wäh-
rend der Eisenzeit und des frühen und hohen Mittelalters erbracht.
Zu den bemerkenswertesten auf naturwissenschaftlichem Wege gewonnenen Ergebnissen
muß die Weiterentwicklung der Phosphat-Analyse durch Hans Michael KIEFMANN gerech-
net werden26. Er beschreibt die Richtung seiner Fragestellung folgendermaßen:
„Nach den ersten positiven Ergebnissen mittels der Phosphat-Kartierung als erfolgreicher
Prospektionsmethode für die archäologischen Untersuchungen und im Hinblick auf gute
Aufschlüsse über die Flurentwicklung, konnte auch festgestellt werden, daß die unterschiedli-
che Phosphatverteilung auf großen Flächen, außer von menschlicher Siedlungstätigkeit, auch
bestimmt wurde von anderen Einflüssen. Unterschiedliche Ergebnisse wurden auch erzielt bei
der Verwendung dreier verschiedener Phosphatextraktionsmethoden. Im Sinne einer Opti-
mierung der Phosphatmethode für unsere Zwecke wurden zur objektiven Beurteilung mögli-
cher Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen natürlichen Bedingungen im Boden
23 F.-R. AVERDIECK, in: „Bosau I” (vgl. Anm. 16), 150 ff.
24 E. LANGE, Botanische Beiträge zur mitteleuropäischen Siedlungsgeschichte, Ergebnisse zur Wirtschaft und Kulturland-
schaft in frühgeschichtlicher Zeit, Berlin 1971, 37 f.; dazu: H. JANKUHN, Rodung und Wüstung in vor- und frühge-
schichtlicher Zeit, Vorträge und Forschungen Bd XVIII, 1975, 79 ff.; neu abgedruckt in: H. JANKUHN, Archäologie und
Geschichte Bd 1, Beiträge zur siedlungsarchäologischen Forschung, Berlin-New York 1976, 213 ff. bes. 120 f.
25 U. WILLERDING, Nachr. a. Niedersachs. Urgesch. 44, 1975, 389. In der Besprechung der Arbeit von E. LANGE weist
WILLERDING darauf hin, daß die oft beobachtete Anhäufung von Pollen im unmittelbaren Siedlungsbereich nicht auf na-
türlichen Pollentransport,sondern auf Einbettung in das Erntegut zurückgeht und deshalb Pollenproben weit außerhalb der
Siedlungen ein ganz anderes Bild von der Häufigkeit der Getreideproben vermitteln können.
26 H.M. KIEFMANN — I. SCHLADE, Offa 29, 1972, 143 ff.; H.M. KIEFMANN, Archäol. Korresp.bl. 3, 1973, 469 ff.;
ders., Informationsbl. zu Nachbarwissenschaften der Ur- und Frühgeschichte 6, 1975; ders., Historisch-geographische Un-
tersuchungen zur älteren Kulturlandschaftsentwicklung in der Siedlungskammer Bosau, Ostholstein, unter besonderer Be-
rücksichtigung der Phosphatmethode, (ungedr.) math.-nat. Dissertation Kiel 1975.

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