Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Krüger, Thomas [Hrsg.]; Stephan, Hans-Georg [Hrsg.]; Raddatz, Klaus [Gefeierte Pers.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Korbel, Günther [Bearb.]; Raddatz, Klaus [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0211
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und dort, vielleicht für den speziellen germanischen Geschmack, gefertigt wurden. Für
Schweden geht Berta STJERNQUIST von verschiedenen einheimischen Werkstätten aus, ob-
gleich diese nicht näher zu lokalisieren sind.
In Böhmen, Mitteldeutschland und Süddeutschland enthalten Männer- und Frauengräber
Trinkhornbeschläge. In Mehrhoog läßt sich diese Frage leider aufgrund der Beigaben nicht
eindeutig entscheiden. Die in Grab 14 vorhandenen eisernen Schildnägel bezeugen eine männ-
liche Bestattung. Grab 4 ist nicht festzulegen, weil entsprechende Beigaben dort fehlen.
Bei der Durchsicht der publizierten Endbeschläge von Trinkhörnern fällt auf, daß diese fast
überall massiv und am Ende durch eine Platte verschlossen sind. Anders die Stücke aus
Mehrhoog: Die beiden Endbeschläge aus Grab 4 sind hohl, und es deutet nichts darauf hin,
daß sie einstmals mit einer Platte am Ende verschlossen gewesen sind. Trotz des verbrannten
Zustandes (Taf. 2) hätte man wenigstens am besser erhaltenen Endbeschlag einen solchen
Verschluß bemerken müssen. Er kann natürlich auch aus organischem Material bestanden
haben, das vergangen ist. Entsprechendes gilt auch für den allerdings stark verbrannten Be-
schlag aus Grab 14. Vielleicht kann man die hohle Ausführung der Endbeschläge von Mehr-
hoog im Sinne einer Benutzung der Hörner als Signalinstrumente verstehen.

3. Chronologie
Endbeschläge mit Schlitztüllen des Typs C erscheinen nach Clara REDLICH in Böhmen im er-
sten Jahrh. n. Chr. In den Ausstrahlungsgebieten Mittel- und Süddeutschlands und am Rhein
sind sie bis ins 2. Jahrh. nachzuweisen. Ähnliches gilt für die schwedischen Funde wie etwa
den von Simris. Es handelt sich somit um einen relativ langlebigen Typus, dessen Datierung
im Einzelfalle noch Probleme aufgibt.
Nicht anders verhält es sich mit den Randbeschlägen des Typs a und der Aufhängevorrich-
tung des Typs oc. Kontinentale und skandinavische Beispiele zeigen auch hier die Langlebig-
keit dieser Typen. Für die Funde von Mehrhoog stellt sich somit die Frage, wie die dortigen
Trinkhörner zu datieren sind und wie das ganze Gräberfeld, zumindest in seinem untersuch-
ten Abschnitt, chronologisch zu beurteilen ist. Dafür können zwei Beigabengruppen herange-
zogen werden: der relativ reichhaltige römische Import einerseits und die einheimischen Fun-
de, vor allem die Tongefäße, andererseits.
Wenden wir uns zunächst dem römischen Import zu. Für Grab 4 ist die dort gefundene bron-
zene Fibel mit Rollenstützplatte und rundem Querschnitt des Bügels heranzuziehen.
O. ALMGREN hat die Abhängigkeit dieser provinzialrömischen Fibel von vorausgehenden
latenezeitlichen Fibelformen herausgestellt (O. ALMGREN 1923, 106 ff.). Die Fibel aus
Mehrhoog steht der Gruppe II ALMGREN, Fig. 22, nahe, die in Westdeutschland stark ver-
breitet ist und unter anderem im Pyrmonter Brunnenfund vorkommt. Die Fibeln dieses Typs
und ihre Verwandten der Gruppe II, Fig. 19 und 45, sind frührömisch und erscheinen verein-
zelt noch mit Fibeln der späten Latenezeit. Damit kommt für eine Datierung des Stückes aus
Grab 4 Mehrhoog die Zeit der römischen Okkupation des Niederrheingebietes unter Augu-
stus in Betracht, speziell die beiden letzten Dezennien vor Chr. Geb.
Aus Grab 8 stammt eine frühe Augenfibel, die zur Gruppe III nach ALMGREN rechnet. Sie
entspricht dem Typ Fig. 45 mit geschlitzten, hohlen Augenöffnungen, der in den römischen
Rhein- und Donauprovinzen weit verbreitet ist und sich unter anderem auch im Pyrmonter
Brunnenfund vorfindet. Innerhalb der Augenfibeln stellt dieser Typus die Frühstufe dar, die
mit den entsprechenden Fibelformen der Spät-Latenezeit unmittelbar zusammenhängt. Die

165
 
Annotationen