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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Raddatz, Klaus [Honoree]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0212
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Form Fig. 45 ALMGREN kommt in den frühesten römischen Niederlassungen am Rhein vor.
Sie ist demnach ebenfalls in die beiden letzten Dezennien vor Chr. Geb. zu datieren.
Grab 14 enthält eine provinzialrömische Bronzefibel mit Rollenstützbalken, die der Fibel aus
Grab 4 Mehrhoog weitgehend entspricht. Ähnlich ist auch die in Grab 15 gefundene Bronze-
fibel mit geschlossener Rollenkappe und fünffach profiliertem Bügel zu datieren.
Damit zeigen allein die Fibelfunde von Mehrhoog, daß der ausgegrabene Ausschnitt des
Brandgräberfeldes ans Ende des ersten vorchristlichen Jahrhunderts zu datieren ist. Besonde-
re Beweiskraft kommt in diesem Zusammenhang der frühen Augenfibel aus Grab 8 zu, wäh-
rend die Fibeln der Gräber 4, 14 und 15 auch noch am Anfang des 1. Jahrh. n. Chr. denkbar
sind.
Die Datierung des Gräberfeldausschnittes von Mehrhoog hängt aber keineswegs nur von den
Fibeln ab. Grab 15 enthält einen Terra-sigillata-Teller arretinischer Herkunft, in dessen Mitte
in einem einfach umrandeten rechteckigen Feld von 9 mmx6 mm Größe der Stempel
L. TETTI/CRITO deutlich lesbar ist. Dieser Stempel ist zwar in Arezzo selbst nicht belegt,
doch ist die Ware des vielfach zerbrochenen und in den verschiedenen Stücken ungleich ver-
brannten Tellers eindeutig die der Arretina. Der Teller gehört zum TS-Service I. Der Stempel
entspricht dem Typus 1966 k nach OXE-COMFORT (A. OXE, H. COMFORT 1968). Eine
Parallele findet sich im Rheinland bisher nur aus Neuss in der Sammlung Selz. In Haltern ist
der Stempel nicht mehr belegt, wohl aber in Oberaden, wo ihn S. LOESCHCKE in verschie-
denen Formen behandelt hat (S. LOESCHCKE, C. ALBRECHT 1942). Damit ist gesichert,
daß dieser Stempel zwischen 12 und 9 v. Chr. im Aufmarsch- und Okkupationsgebiet an der
unteren Lippe geläufig war und daß Grab 15 Mehrhoog in eben diesen chronologischen Zu-
sammenhang zu stellen ist.
Die bisherigen zeitlichen Hinweise verstärken sich, wenn man den dünnwandigen Becher aus
Grab 6 in die Betrachtung einbezieht (Abb. 4,17). Es handelt sich um einen jener bauchigen
Becher mit innen gekehltem Rand, die zuletzt von Mercedes VEGAS in mehreren Arbeiten
behandelt worden sind (Mercedes VEGAS 1975; dort auch die älteren Arbeiten der Autorin).
Der in zahlreiche Bruchstücke zerfallene Becher aus Grab 6 Mehrhoog hat bereits zerstört im
Feuer der Brandbestattung gelegen. Seine Bruchstücke zeigen unterschiedlich starke Brand-
einwirkung, was gelblich-bräunliche, rotbraune und grauschwarze glänzende Verfärbung ein-
zelner Scherben zur Folge hat. Übereinstimmend zeigen aber die meisten Scherben eine unge-
mein feine, geglättete, teilweise glänzende Oberfläche, ferner die Dünnwandigkeit, wie sie für
diese Becher bezeichnend ist, sowie den rötlich-gelblichen Ton. Der Becher von Mehrhoog
entspricht somit allen Kriterien, die für diese in Neuss hergestellte Ware festgestellt wurden
(Mercedes VEGAS 1975, 5 mit Taf. 1, 1.4). Auch der für die in Neuss hergestellten Becher ty-
pische ziegelbraune, mehlige Ton fehlt nicht. Für die Datierung des Bechers von Mehrhoog
ist wichtig, daß Becher dieses Typs in Haltern, auf dem Lorenzberg und in Augsburg-
Oberhausen fehlen und daß der Typ somit im letzten Jahrzehnt v. Chr. verschwindet (VE-
GAS 1975, 5). Wir werden damit nochmals auf die Benutzungszeit von Oberaden verwiesen,
in die ja auch der Stempel auf dem Terra-sigillata-Teller hindeutete.
Die römischen Importfunde gestatten es mithin, die Gräber 6 und 15 Mehrhoog in das Ende
des 2. Jahrzehnts v. Chr. zu datieren. Ähnlich, vielleicht geringfügig jünger bis in das erste
nachchristliche Jahrzehnt, sind die mit provinzialrömischen Fibeln ausgestatteten Gräber 4, 8
und 14 anzusetzen.
Präzisere Datierungen vermögen die einheimischen Fundgegenstände aus dem Gräberfeld
Mehrhoog nicht zu liefern. Es bleibt lediglich zu prüfen, ob sie den aus dem provinzialrömi-
schen Material ableitbaren Datierungsweisen widersprechen. Die rundschultrige Urne aus
Grab 1 (Abb. 4,1) mit kammstrichverziertem Unterteil begegnet wiederholt in Gräbern der

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