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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0117

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2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

Sie wurde vom Editor Karl Hegel in den deutschen Städtechroniken als Haupt-
zeuge einer dritten, vom Autor unabhängigen Redaktion klassifiziert.^
Rep. 52a, Nr. 54 zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass nur die historiogra-
phischen Notizen des Piic/ie/ selektiert wurden, sondern der Text erfuhr darin
zugleich einen Prozess der Aneignung und Umformung, wie im Folgenden
dar gestellt werden soll. Längst transportierte die Handschrift außerdem nicht
mehr nur die von Stromer gesammelten historiographischen Nachrichten, son-
dern sie waren mit Notizen aus der »Chronik aus Kaiser Sigmunds Zeit« ver-
quickt, wie in diesem Kapitel ebenfalls näher beleuchtet wird.
Uber die Entstehungsumstände von Rep. 52a, Nr. 54 ist nicht viel bekannt:
Weder der Schreiber noch der Besitzer des 60 Blätter starken, sorgfältig und
gleichmäßig geschriebenen Pergamentcodex sind darin genannt. Erst ab dem
16. Jahrhundert sollten die stolzen Eigentümer der Handschriften verstärkt ihre
Namen vermerken, weshalb sie nun zum Teil sogar mit den Verfassern der Tex-
te verwechselt wurden/'"*' Dafür ist im Fall der Handschrift Rep. 52a, Nr. 54 der
terminus ante quem eindeutig verbürgt. Auf dem vorderen Deckel wurde ein
Pergamentzettel mit der Aufschrift aufgeklebt: 1506. Pfzcnnncn sind uwzddmH
aller gesUncdf uor anderldalMmnderl /am /n nnd Nnmzberg erganngm.
Ob die beiden Stadtwappen, die sich auf einer der ursprünglich zwei silbernen
Schließen erhalten haben - auf der Vorderseite der halbe Reichsadler und die
fünffache Schrägteilung von Rot und Silber, auf dem Rückdeckel der so ge-
nannte Jungfrauenadler - auf den Inhalt verweisen oder ob sie den Nürnberger
Rat als (ursprünglichen oder späteren) Eigentümer der Handschrift ausweisen,
wie Joachim Schneider vermutet hat, bleibt ungeklärt/"^
Die Abschrift von Stromers Piic/iel setzt ein auf Folio 1 recto mit einer auf-
wendigen A-Initiale. Statt mit der Vorrede aus Stromers Autographen, in der er
das Anfangsjahr seiner Arbeiten am Piic/iel nennt und mit dem Namen und der
Lebenszeit seines Ururgroßvaters im 13. Jahrhundert beginnt/"^ setzt sie mit der
- offenbar falsch verstandenen - Jahresangabe Anno donnnz M CCC X ff X ein,
zu der von den Nürnberger Judenverfolgungen im Jahr 1349, der Zerstörung
des Judenviertels und dem Bau einer Marienkirche auf dem Grund der ehema-
ligen Synagoge berichtet wird/"" Den Wortlaut der Partien, die der Kompilator
sich zu übernehmen entschied, ließ er dagegen weitgehend unangetastet: Der
Vergleich mit der Edition, die auf Stromers Autographen zurückgeht/"" offen-
bart, dass sich der kompilierte Text hier vergleichsweise eng an seine Vorlagen

305 Vgl.CDSl,I,S. 17.
306 Vgl. KuRRAs, 1983, S. XI.
307 SCHNEIDER, 1991, S. 9, erklärt, die Handschrift sei für die Ratsbibliothek sogar angefertigt wor-
den.
308 Vgl. CDS 1,1, Nr. 26, S. 60.
309 Vgl. CDS 1,1, Nr. 1, S. 25f.: Auch der Editor Hegel entschloss sich dazu, die historiographi-
schen Nachrichten in einem eigenen Kapitel I an den Anfang zu rücken, vgl. ebd., S. 25-59,
während im Kapitel II die genealogischen Notizen folgen, die im Autographen freilich auf
fol. Ir beginnen, vgl. S. 60-98, während unter Kapitel III auf Wirtschaft und Technik bezogene
Passagen subsumiert wurden, vgl. S. 99-106.
310 Vgl. CDS 1,1, S. 19. Ein buchstabengetreuer Vergleich wäre freilich nur zwischen den beiden
Handschriften selbst möglich, da der in der Edition abgedruckte Text normalisiert wurde.
 
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