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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0160

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2.2. Stadtchronistik als »Identitätserzählung<

159

iwi^of das iwiiig grad (nMM swü TdMro7iciMs) sd7?t 7?td der iwrdi^iwido7i zu Nürnberg
überantwortet habe.^ Nach Meisterlin habe der seit dem 12. Jahrhundert hei-
lige Kaiser jedoch nicht nur seine Bistumsgründung, sondern auch das zwi-
schen Bamberg und seinem ererbten Herzogtum Bayern gelegene Nürnberg
besonders iiod gehabt: Während er selbst nämlich ZM Bdotdorg rMO iwdo7i M7id gof
dienen wollte, habe er oii sacii des roiciis zn Nnrenderg OMlsc/widcM lassen dnred
sein anzyfienf.^ Meister lins Darstellung suggeriert also, der fromme Herr-
scher habe der Welt entsagt und sich durch einen »Thronrat« vertreten las-
sen. Während Bamberg die Rolle des geistlichen Zentrums in Heinrichs Reich
zugewiesen wird, wird Nürnberg als sein weltliches Pendant, als - anachro-
nistisch - politische »Hauptstadt« des Reichs vorgestellt. Die Voraussetzung
dafür ist freilich adäquates Regierungspersonal, owciüig gra/cn, dannerderren,
ridor nnd edei dneedf,^ an denen es nach Meisterlin in Nürnberg jedoch kei-
nesfalls gemangelt habe.
Das Ende dieser städtischen Glanzperiode stellt nach Meisterlin - wie oben
bereits angeführt - die Zerstörung der Stadt in der Salierzeit dar. Die Idee und
Anregung für diese Episode hatte der Autor in der Platterberger-Truchses-
sischen Weltchronik vorgefunden, die ihren Bericht wiederum aus einer Re-
daktionsstufe der Tioros TemporMm mit nachträglichen Inserten bezog.Erst
Meisterlin allerdings baute die nur einen Satz umfassende lapidare Notiz der
»deutschen Weltchronik«^ zu einer drei Kapitel umfassenden Schlüsselstelle
der Nürnberger Geschichte aus. Sie sollte beweisen, wie eng das Schicksal der
Stadt mit dem Reich verwoben war. Er ging sogar noch weit darüber hinaus,
indem er umgekehrt den Kampf um Nürnberg zum Symbol für den Kampf um
das Reich stilisierte: Nach seiner Behauptung nämlich hätten dzc zweti Herren,
uadvr Mtid SMM, Modi diese sitti tdso gefochten, da^ sie owitiieM, es war edi /(aazer des
reiciis M7id edi spigoi, daredi ade siei seiie7i, was die fedcTi M7id wie sie sicii iiiede7i.^
Durch den Konflikt zwischen Vater und Sohn, so erklärt der Autor, seien
alle Reichsstädte zwisciie7i zwe7i sfdeie7i 7iider gesefze7i.^ Das Dilemma, in dem
sich damit auch der Nürnberger Stadtrat befand, war nach Meisterlin die Fra-
ge, wer als legitimes Reichsoberhaupt zu gelten habe: Zwar sei Heinrich IV. von
vier Päpsten gebannt und Heinrich V. durch die Wahl der Kurfürsten und den
Papst legitimiert. Doch durch ihren Treueschwur habe sich die Stadt nach wie
vor dem Vater verpflichtet gesehen und der Rat Furcht getragen, dass der SM7i
WMrd sedzs /witi gefr%we7i dtdvM in sie, d%J? sie so ioiciifoorfigiicii %&gefrefe7i were7i von

547 CDS 3, VI, S. 71. Die Reichsstadt gehörte schließlich auch zu Meisterlins Lebenszeiten ins
Bamberger Bistumsgebiet; der Autor unterschlug hier freilich ihre einstige Abhängigkeit von
der Mutterpfarre Fürth.
548 Ebd.,S.71.
549 Ebd.,S.71.
550 CDS 3, VI, Anhang II, S. 272, vgl. SCHNEIDER, 2000b, S. 17-19.
551 CDS 3, VI, Anhang II, S. 272: Nacd dem das was naed Cristi gepnrt 1100 Mud im 6 ;are deiegert dnnig
Heinried die stat Nüremderg, die seinem uatter dem dei/ser aned andinge nnd zerstöret die zn grnnde,
das niedtz gantz da deiai/de.
552 CDS3,VI,S.80f.
553 Ebd., S.83.
 
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