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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0159

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158

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

sei.^ Die Konsequenzen für Nürnberg sind für dieses Mal freilich nicht allzu
gravierend. Gott, der gewadzg ist über ade rezcd der weh, - so greift der Autor die
Vorstellung der Translatio imperii auf und vermag damit zugleich ein halbes
Jahrtausend zu überspringen - habe daraufhin dzzrcd den odersfezz przesfer dadsi
wzderdracdf das rözzzzsed rezcd, zzzzd gegedezz Caro/o den; Großen, zzzzd also in Gerzzza-
zzzazzz.^
Zur Behauptung von Nürnbergs kaiserlichem Rang seit Gründungstagen
passte freilich eine Episode nicht mehr, die Meisterlin aus der Platterberger-
Truchsessischen Weltchronik kannte und die er selbst in seiner ersten Fassung
der Chronik von 1485 noch berichtet hatte.^ Sie handelt vom Untergang des
fränkischen Adelsgeschlechts der Babenberger im Jahr 906: Der Empörung
gegen das Reichsoberhaupt angeklagt war der letzte Babenberger durch Lud-
wig das Kind zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Dieser Prozess,
offenbar eingefädelt durch Intrigen des Mainzer Erzbischofs Hatto, hatte schon
in der zeitgenössischen Historiographie große Aufmerksamkeit gefunden.^
In der Nürnberger Erinnerung des 15. Jahrhunderts war freilich das entschei-
dende Detail neu dazu gekommen, dass durch den Heimfall der babenbergi-
schen Lehensgüter nicht nur Bamberg, sondern auch Nürnberg an das Reich
gefallen sei.
Wenn Meisterlin nun diese Erzählung vom Werden der Reichsstadt zu Be-
ginn des 10. Jahrhunderts in den beiden späteren Versionen seiner Chronik
wieder tilgte, so darf diese Entscheidung nicht mit Mythenkritik verwechselt
werden. Die aus gestorbenen Babenberger als ehemalige Herren über Nürn-
berg kamen für ihn nicht aus Erwägungen der Quellenkritik, sondern aus der
Logik seines Geschichtsentwurfs nicht in Frage. Über sein Nürnberg herrsch-
ten schließlich zu keiner Zeit Fürsten, sondern seit jeher die Könige und Kaiser
des römischen Reichs, wie er selbst rechtfertigend erklärte: Das dad zed darozzzd
gesagt, das zed den azzüozzri, dze sagend an dowoi/szttzg oder anzazgen, das Nerozzperg
ozzder den Badezzdergerzz süßtet sei/ gewesen, wan dzse sfaf zn zr sedzs azgen sedrezder
nze ge/zept dadezz, dzzrcd dze es yzzrdozzzezz wer. Docd wdezcd, da das rezcd zn denz stanz
Balze was, dzs azz^ sanct Hazzzrzcd cai/sez^s dazzz, der Balze prnoder snn was, zst zn de-
pdelcdtzzzsj? der sedzen derrezz gewesen, docd dzzrcd den capser, nzt dzzrcd oder zn azgen-
sedzz^f, wann atso/tznd zed nzt, das Nerozzperg zzon denz rezcd genonzen scp.^
Mit der Herrschaft des letzten ottonischen Kaisers Heinrich II. verbindet
der Autor vor allem die Gründung des Bistums Bamberg, dem er unter an-
derem auch dze großen dö^ und ade dezzser zzder dze Pegnztz zznd dze dz red, dze da

542 Ebd., S.57.
543 Ebd., S. 58.
544 CDS 3, VI, Anhang II, S. 271.
545 Vgl. etwa GERD ALTnoFF, Verformungen durch mündliche Tradition. Geschichten über Erzbi-
schof Hatto von Mainz, in: Iconologia sacra. Mythos, Bildkunst und Dichtung in der Religi-
ons- und Sozialgeschichte Alteuropas. Festschrift für Karl Hauck zum 75. Geburtstag, hg. von
HAGEN KELLER und NiKOLAus STAUBACH, Berlin, New York 1994 (Arbeiten zur Frühmittelalter-
forschung 23), S. 438-450.
546 Bayerische Staatsbibliothek München, clm 23877, fol. 141r, zit. nach JoACHiMSOHN, 1895,
S.188.
 
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