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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0225

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224

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

Außerdem gibt er den Vorwurf an die Nürnberger zurück, auch sie hätten die
gefangenen Bauern nicht gegen Lösegeld ziehen lassen oder ins Loch gewor-
fen, sondern erhängt.''"
Angesichts dieser Gewalteskalation erscheint der Anlass zur Schlacht im
Wald beinah lächerlich geringfügig.^ Der Konflikt hatte sich um die Affalter-
bacher Marienkapelle entzündet, die am Kirchweihtag von zahlreichen Wall-
fahrern aus der Stadt besucht wurde und für die von der Obrigkeit Kirchtag-
gelder erhoben werden konnten. Vor dem Kirchweihtag am 19. Juni 1502 war in
Nürnberg und zn dem ganzen /and die sag, das Gerücht, umgelaufen, Markgraf
Kasimir, der in der Abwesenheit seines Vaters die Regentschaft führte, plane ei-
nen Überfall, wie Peter Hasenstauds pro-städtisches Erzähllied So zod/ Zcbs aber
beben an (51 Strophen ä 5 Verse)^ erklärt. Die Nürnberger hatten daher große
Truppenkontingente und schweres Geschütz nach Affalterbach geschickt: Die
Nürnberger Wagenburg sei 5000 Mann stark gewesen, so weiß der Autor der
Reimrede Hort zn dar jamarücban dag zu berichten. '"'
Zu diesen Schutzmaßnahmen ba/fan sza grd racbfan, so lässt sich aus Peter
Hasenstauds Lied die juristische Rechtfertigung dieser städtischen Schutzmaß-
nahmen ergänzen.'" Aus seiner wiederholten und grundlegenden Verteidi-
gung der Nürnberger Rechtsposition wird jedoch deutlich, dass der Streit um
Affalterbach nur der Anlass, der sprichwörtliche Tropfen war, der das Fass zum
Überlaufen brachte. In diesem generellen Dissens setzt Hasenstaud die Nürn-
berger ausdrücklich ins Recht: Dza banm von Nnrmbarg baban szcb arpo/fan ad-
znagan zn racbf / vorm ronnscban bon/g,ynrsfan, gra/an, ndar and das ada/s gascb/acbf /
darzM vor dam ronnscban razcba / and vor dam /obücban scbzoabzscban pnnof / vor arm
nm? ancb vor ra/cbar'" Explizit streicht er ihre Friedensliebe heraus: Dza barm von
Nnrmbarg sam^rnm arbar /an/, / dzaybran n/f gern br/ag odar sfra/f Trotzdem habe
man sie immer wieder zu provozieren gesucht. Was aber könne am zoazsar raf
dafür, dass man große Hochmut an ihm begehe, so klagt der Autor.'"
Wie grundlegend hier Rechtsauffassung gegen Rechtsauffassung stand,
zeigt ein vergleichender Blick in die anti-städtischen Texte. In der Reimrede
Gof vafar m dar azwgbazf etwa erklärt der anonyme Dichter über die Nürnber-
ger und ihre Rechtsansprüche auf den Schutz Affalterbachs: das ba/ans g/asan
an /ran bncban, / m sod d/a sa/b bt/rcbzoa/ znsfaan; / das zooüans nd /ajlan abgaan, /

307 Lü. 2, Nr. 228, V. 86-89.
308 Das pro-städtische Lied Lil. 2, Nr. 227, verzichtet denn auch vollständig auf die Erzählung der
Vorgeschichte um die Affalterbacher Kirchweih und beschränkt sich ganz auf die Schilderung
der eigentlichen Schlacht im Wald.
309 Ed. Lil. 2, Nr. 225, S. 469-475, hier Str. 5, V. 4. Vgl. Autornennung ebd., Str. 50f. Zur Schutz-
gewalt der Nürnberger über die Affalterbacher Kirchweih vgl. auch das pro-städtische Lied
Lü. 2, Nr. 226, Str. 4-14.
310 Lü. 2, Nr. 224, V. 63-69.
311 Lü. 2, Nr. 225, Str. 6, V. 5.
312 Ebd., Str. 45, V. 1-5.
313 Ebd.,Str.47,V.lf.
314 Ebd., Str. 46, V. 1 und 4f. Vgl. auch die Erklärung des anonymen Dichters der Reimrede Lil. 2,
Nr. 224, V. 4-6: da Ldf da;ü man Mud ist so ad, / der sodrdeM docdwMf daf gosodoM, / als den uon Norm-
derg ist goscdodoM.
 
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