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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0227

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226

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

panische Angst und Feigheit der feindlichen Truppen aus Auch der Kopf der
fürstlich-adligen Partei bleibt nicht ungeschoren: So kolportiert Hasenstaud die
unrühmliche Szene, wie Markgraf Kasimir im sündt mof der gelegen
habe. Zu seinem Glück sei man ihm zu Hilfe geeilt, im iieim mer er sonst ersii-
Trotz Hasenstauds Bemühungen, die Feigheit der Feinde mit der Tapferkeit
der Städter zu kontrastieren,^ wusste sein städtisches Publikum natürlich
vom katastrophalen Ausgang der Schlacht für die eigenen Truppen.'^ Denn
zum Schutz der Stadt war beim Ausrücken der Nürnberger nach Affalterbach
nur ein kleines Kontingent unter dem Befehl Ulman Stromers zurück geblie-
ben. Durch Scheinrückzüge der Markgräfler vor die Stadtmauern gelockt, sa-
hen sie sich mit einer überwältigenden Übermacht an feindlichen Kämpfern
konfrontiert. Diese Ungerechtigkeit wird gleich in mehreren pro-städtischen
Lieder berichtet: Di di m%s nd g/dc/i zu gen, so stellt der Autor von Dorf
ZM der ümeriicdeH dag fest, da auf zwei Nürnberger acht Markgräfler gekom-
men seien A" In Vers 162 bestimmt derselbe Autor das Verhältnis sogar als ein
Dutzend auf einen. Im Lied mit den Anfangsworten Ciagf sied die gemein oon
Nnrmderg wird berichtet, dass sich 700 Nürnberger gegen 9000 Markgräfler
hätten behaupten müssen, denn der junge Markgraf Kasimir habe für diesen
Kampf in ad seins uafers iand Soldaten aufbieten lassen.^ Das Lied So zoiü ieds
ader deden an berichtet von einem Zahlenverhältnis von 850 Nürnbergern zu
8000 Markgräflern.^ Trotzdem, so streicht die pro-städtische Rede Hod zn dar
janzariiedan ciag vorbehaltlos positiv heraus, habe der städtische Hauptmann
Ulman Stromer seine Truppen mit der Hoffnung auf die Ankunft der Verstär-
kung aus Affalterbach von der Flucht abzubringen gesucht. Seine persönliche
Tapferkeit beweist der in direkter Rede geschilderte Ausruf, er wolle entweder
mit ihnen überleben oder aber mit ihnen sterben. ' * '
Triumphierend konnten diesmal die anti-städtischen Texte über Fähnlein
und Banner berichten, die als Beutestücke in Schwabach, der Residenzstadt des
Markgrafen, ausgestellt seien A^ Doch resümierend ist vermutlich nur schwer
ein eindeutiger Sieger in der Schlacht am Wald auszumachen; beide Seiten hat-
ten hohe Verluste erlitten. Das Ringen um den Sieg wurde auch nach dem Ende
der Schlacht in der politischen Dichtung weitergeführt, wie hier noch einmal
an der anti-städtischen Reimrede Gof uaUr m der czo/gAcd vorgeführt werden
soll. Darin thematisiert der Dichter die unterschiedlichen Opferzahlen und

326 Ebd., Str. 22-25, Str. 28, Str. 35-39.
327 Ebd., Str. 29f., hier Str. 29, V. 4, und Str. 30, V. 5.
328 So etwa Lil. 2, Nr. 225, Str. 33f. S. ebenso das ebenfalls pro-städtische Lied Lil. 2, Nr. 227, Str. 10,
in dem die Feinde der Nürnberger schwören, nie wieder gegen die Stadt vorgehen zu wollen,
da es ihnen dort so schlecht ergangen sei.
329 S. umgekehrt die höhnischen Berichte über die schändliche Flucht der Nürnberger in den anti-
städtischen Texten, so etwa in der Reimrede Lil. 2, Nr. 228, V. 43-50.
330 Lil. 2, Nr. 224, V. 89.
331 Lü. 2, Nr. 226, Str. 26.
332 Lil. 2, Nr. 227, Str. 5.
333 Lü. 2, Nr. 224, V. 101-105, V. 123.
334 Lü. 2, Nr. 228, V. 196-201, und Lil. 2, Nr. 230, Str. 9f.
 
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