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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0276

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

275

Bürger der Stadt: Czzpcmzzf tan? egtrgze Scoforzzzzz reges tyttattt medzocres Normzber-
ge cmes /ztzbzftnvi"^
Nürnberg galt Piccolomini also nur als ein Exempel inmitten einer Vielzahl
reicher Städte, deren ökonomische, politische und kulturelle Blüte in seiner Ge-
genwart als Argument für den beispiellosen Aufstieg der Germama seit der An-
tike - seit Caesars Zeiten - vorgebracht werden konnte. PercMrramMS panzmper
Germamd zzozzzzzzzs memoraMes ttr&es, cf <?Ma?da sd ^zzzzzzs zzdfzozzzs g/orza, ^zzz zzdoz;
z^zzz spdzzdoz; zzzazzz/esüzzs cdzccbd,"^ mit dieser Zielsetzung hatte Piccolomini sei-
nen literarischen Reiseweg durch die deutsche Städtelandschaft im siebten Ab-
schnitt des zweiten Buches daher eingeläutet. Als politische Intention jedoch,
die hinter dieser Erzählabsicht stand, wollte Piccolomini Mayers Vorwürfen
entgegentreten, der die römische Kurie der finanziellen Ausbeutung Deutsch-
lands bezichtigt hatte. Piccolominis Lob der deutschen Städte verfolgte daher
vornehmlich die Intention, mit deren Reichtum auch ihre Abgabenfähigkeit
darzulegen. Dass die Garzzzazzzca zzafzo also nicht ärmer, sondern reicher, den
italienischen Städten sogar ebenbürtig geworden sei, beschreibt Piccolomini als
Verdienst des christlichen Glaubens, den ihr der von Mayer angeklagte Heilige
Stuhl in Rom gebracht habe."^
In der Edzfzo przzzcaps unter dem programmatischen Titel De nftt, szftt, zzzorz-
&zzs ei cozzdzczozze T/zezdozzze desenpfzo verbreitet, schien Piccolominis Traktat dazu
prädestiniert, als aktuelles Pendant zur Tadteischen Gertttazzza zum Vorbild für
die deutschen Humanisten zu werden. Doch erst 1496 wurde das Traktat im
Druck veröffentlicht.^ Den deutschen Rezipienten war sehr wohl bewusst,
dass der Titel Falsches suggerierte: Die Deutschlandbeschreibung nahm nur
den kleineren Teil des Werkes ein. Im Ringen zwischen Reich und römischer
Kirche wurde stattdessen die prokuriale und damit »antideutsche« Causa Scri-
bendi als dominierend empfunden, wie die Reaktion fakob Wimphelings in
seinen Antworten und Einwendungen gegen Enea Silvio aus dem fahr 1515

116 Ebd., S. 56, vgl. VoiGT, 1973, S. 139: »Der italienische Leser konnte, wenn er geistig alert war,
über den Trick nur Heiterkeit empfinden und vielleicht die armen Schottenkönige bedau-
ern.«
117 Enea Silvio Piccolomini, Germania, ed. SCHMIDT, 1962a, S. 49f.
118 Ebd., S. 45: Qnam, iicet oiim mitissima et potentissima /herit, ins tarnen Romane enrie moridns sen
rapinis ad inopiam snmmam^Me impotentiam dednetam esse uideri cnpis. Aduersamnr in dar re tidi
non minns (?nam in eeteris. Nam ne^ne panper est Germanica natio ne^ne impotens ne^ne, nt tnte ais,
anciiia, ne^ne, si sit, Romana enria enipanda est tan^nam eins inopie cansa. Qnod nt mani/estins de-
ciaremns, ostendendnm imprimis est, ^nenam /nerit oiim Germania et ^ne sit dodie. Qno /acto ii^nedit
nnn^nam Germanici nominis eas /hisse uires ant opes, ^naies snnt dodie /.. J. Zum Vergleich mit
den italienischen Städten vgl. ebd., S. 56: Possis /orsitan ex dtaiieis nrdidns nonnniias pre/erre ueinti
Venetias, Gennam, Fiorentiam, Neapoiim, ^nidns snmmns inest spiendor at^ne ornatns. At si nationem
nationi con/eras, non est, ^nod nrdes dtaiie Germanicis anteponas.
119 Zur geringen Resonanz der Germania in Deutschland vgl. PAUL WEiNiG, Aeneas Silvius Picco-
lomini in Deutschland. Beobachtungen zur Überlieferung der lateinischen Handschriften, in:
Humanismus und früher Buchdruck. Akten des interdisziplinären Symposions vom 5./6. Mai
1995 in Mainz, Nürnberg 1996 (Pirckheimer-Jahrbuch 11), S. 71-82, hier S. 67. Zum durch
Celtis verantworteten Druck der Germania vgl. GERNOT MiCHAEL MÜLLER, Die »Germania ge-
neralis« des Conrad Celtis. Studien mit Edition, Übersetzung und Kommentar, Tübingen 2001
(Frühe Neuzeit 67), S. 257.
 
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