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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0277

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276

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

nachdrücklich demonstriert. Enea, so Wimpheling, habe die zHMstnsswM pdÜM
nosüd nosüdd H sdcrdd czics, das herrliche Vaterland der Deutschen, ihre
Städte und heiligen Gebäude nur deshalb freigebig mit Uü&s überhäuft, Mf
precoHHS Jbrfe zfufczItMS zHccü %d^'&üssn7MS SMdczjMd ndczonz pro/Mfurds admonzczoncs
durcs nosüds dccommo&mMS cf ad prq/MH&ndam in cxfcros rcm^dmzEdrcm
sznzns hcncuoicnüozTS - damit die Deutschen also durch seine überaus schmei-
chelhaften Verherrlichungen verlockt ihre Ohren den christlich verbrämten,
seinem eigenen Volke nützlichen Ermahnungen öffnen und desto bereitwilli-
ger ihr Vermögen an die cxfcri, die Ausländer, verschwenden.^
Eine weit größere Vorbild Wirkung für die Etablierung der Gattung humanis-
tische Stadtbeschreibung allgemein wie auch für das Textkorpus zu Nürnberg
im speziellen hatte ein drittes Werk aus Piccolominis Feder, das geographisch-
ethnographische Werk De Enropd.^ Im Jahr seiner Papstwahl 1458 vollendet
war die Enropd als Teil einer großen Kosmographie geplant, die er als Papst
- »nun ganz Universalist« - begann. Entstanden nach dem Vorbild der Rdüd
zHnsüdld von Piccolominis Landsmann Flavio Biondo charakterisiert Helmrath
dieses Projekt treffend als »mundus illustratus, sozusagen Biondo im Welt-
maßstab, in dem alle ethnischen, geographischen und geschichtlichen Entitäten
gewürdigt [...] und doch durch den >globalen< Blick des Pontifex Maximus zum
Ganzen aufgehoben würden.«'^ Da sich in ihr gerade auch die deutschspra-
chigen Gebiete entsprechend der Kenntnisse und Vorlieben Piccolominis breit
geschildert finden, avancierte also nicht die Gcrozdnzd, sondern die Enropd zum
Modell für die gleichermaßen topographisch-geographische wie historiogra-
phische Beschreibung der deutschen Humanisten.'^
Die Reichsstadt Nürnberg ist darin innerhalb des Kapitels über die Trdnconzd
berücksichtigt.^ Wie bereits in der Thsfon'd AMsbidüs beginnt Piccolomini die
zu Nürnberg hinführende Beschreibung mit naturräumlichen Beobachtungen:
Franken sei in Teilen flach, in Teilen gebirgig, seine Berge seien allerdings nicht
leicht zu überwinden. Der Boden sei weniger fruchtbar als vielmehr zumeist

120 Jakob Wimpheling, Eesponsa d Repdcae ad Eneam SddMM, ed. ScnMiDT, 1962a, S. 130, s. auch
ebd., S. 146: Nee omnidus tarnen Eneae Jods, quorum pierd?Me /adle ?-g/dd possenf, sed pauds solum
funudtMado d/eshdafo per ceferas occMpadowes sfdo respoMdiwMS in nullius pro/edo eontemptum aut
iaeturum, sed Mi Eneae /uturus leetor ex nostris responsis ueluti premonieionidus instar Diixis a dulei
Sprenis cantu eaueat, ne suauissimus eins iaudidus, quidus Germaniam proseqMdMr, /aedew aurem
predens atque dednitus res aduersas ealamitatemque edrisd'anissimae Germaniae indies ingraueseentem
negiigens salutis ae dignitatis propriae MadoMz's et patriae deeorz'sqMe saerosaMÜ Romani imperii ampii-
Jicandi minorem dadeat raeionem.
121 Enee Silvii Piccolominei postea Pii PP II De Europa, ed. commentarioque instruxit ADRiANus
VAN HECK, Cittä del Vaticano 2001 (Studi e testi 398). Für eine zweisprachige Ausgabe vgl.
Enea Silvio Piccolomini, Europa, hg. von GÜNTER FRANK und PAUL METZGER, übers, von AL-
BRECHT HARTMANN, Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2005.
122 HELMRATH, 2002, S. 140.
123 Vgl. JoACHiMSOHN, 1910, S. 27f. und S. 32. Zur Darstellung der deutschen Provinzen in der
Europa vgl. VoiGT, 1973, S. 151-153, mit dem Fazit, obwohl die Europa nicht in der geplanten
Gestalt ihren Abschluss fand, sei ihre Darstellung umfassender und weitaus reichhaltiger als
die der Germania. Für einen Ausschnitt der Nürnberg-Beschreibung im Original und in deut-
scher Übersetzung vgl. ANDERS, 1960, S. 106f.
124 Enea Silvio Piccolomini, De Europa, S. 156f., Kap. XXXIX, Nr. 137.
 
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