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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0278

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

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sandig. Auf vielen Hängen insbesondere in der Umgebung von Würzburg wer-
de Wein angebaut, dafür gebe es weder viele Wälder noch viele Jagdgebiete.
Auf diese Darlegungen lässt Piccolomini eine knappe Beschreibung der poli-
tischen Verhältnisse folgen. Das Land sei unter vielen Herren aufgeteilt. Auch
wenn der Würzburger Bischof nach alten Quellen als Herzog Frankens bezeich-
net werde, so sei doch der Großteil der Territorien im Besitz der Mainzer und
der Bamberger Kirche. Als weitere mächtige Territorialherren in Franken führt
Piccolomini den Pfalzgrafen bei Rhein und die Markgrafen von Brandenburg
an, die zugleich Burggrafen von Nürnberg seien.
Außerdem, so fährt Piccolomini fort, blühten viele kaiserliche Städte bei den
Franken. Diese Bemerkung ist der Auftakt zur Nürnberg-Beschreibung, die
sich nun unvermittelt anschließt. Sie spiegelt trotz sprachlichen Abwandlun-
gen und inhaltlicher Neugruppierungen größtenteils den Informationsstand,
den Piccolomini auch in seinen Fassungen der Hzsfona AmsinaFs vermittelte. Er
beginnt mit den bereits aus der dritten Redaktion bekannten Ausführungen,
es sei zweifelhaft, ob Nürnberg zu Franken und zu Bayern zu zählen sei. Der
Name der Stadt zeige an, dass sie zu den Bayern zähle, denn Nonm&erga sei
mit mcms noncMm zu übersetzen. Deshalb sei offensichtlich, dass sie eine duzfas
der Noriker gewesen sei. Auf die Noriker aber seien die Bayern gefolgt und
nun werde jenes Stück Land Bayerns, das zwischen der Donau und Nürnberg
liege, das NoncMm genannt. Neu im Vergleich zu den Fassungen der Hzsfon%
AMsfnaFs führt Piccolomini in De Earoya nun aber auch aus, welches Argument
für eine Zugehörigkeit der Nürnberger zur Trancoma spreche. Die Stadt gehöre
zum Pfarrverbünd des Bistums Bamberg, das wiederum in Franken liege. Die
Nürnberger selbst allerdings, so schließt Enea diesen Gedankengang, wollten
weder als Bayern noch als Franken angesehen werden, sondern als ein drittes,
gewissermaßen gesondertes gcnMS.
Die folgenden Sätze lehnen sich wieder eng an die Wortwahl und Struktu-
rierung der Nürnbergbeschreibung in der Hzsfon% Aashiahs an: Die Stadt sei
mit edlen öffentlichen wie privaten Gebäuden geschmückt. Sie werde von der
Pegnitz in zwei Hälften geteilt. Weil sie auf einem unfruchtbaren und sandigen
Boden gegründet worden sei, werde sie von einem besonders fleißigen Volk
bewohnt. Ihre Bürger seien daher entweder als Handwerker oder Händler tä-
tig. Piccolomini schließt mit dem Urteil, Nürnberg besitze nicht nur großen
Reichtum, sondern genieße auch einen großen Namen innerhalb der Germania,
in deren Zentrum sie gelegen sei. Sie sei ein sehr würdiger Sitz der Kaiser und
eine freie Stadt.
Als Fazit lässt sich über Piccolominis Nürnberg-Beschreibungen ziehen:
Viele Informationen und Meinungen, die der Autor erstmals zur Beschreibung
Nürnbergs in der ersten Redaktion der Hzsfona AnsfrzaFs zusammenstellte,
transferierte er von einer Redaktion in die nächste, von einem Werk in das
nächste. Neben diesen häufig wortwörtlichen Übereinstimmungen lässt sich
aber auch - beispielsweise das Alter der Stadt betreffend - sein Meinungswan-
del im Verlauf der Jahre nach vollziehen. Unterschiedlich sind freilich vor allem
die Funktionszusammenhänge, in die die Stadtbeschreibungen eingebunden
sind. Handelt es sich bei der Hzsfona Anslnahs um einen genuin historiogra-
 
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