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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0297

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296

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

Lz&er schien den Zeitgenossen um 1500 also eingängiger als der »to-
pographische« Bildtypus, wie ihn die nur um wenige Jahre ältere Darstellung
der Stadt auf dem Krellschen Altar in der Lorenzkirche zeigt. Auf Symbole wie
Marter, Galgen und Reichswappen ist hier ganz verzichtet. Auch das Weich-
bild der Stadt ist hier nicht idealisierend zu einer pyramidalen Bildanordnung
aufgetürmt, sondern deutlich stärker in die Ebene ausgebreitet. Sanft senkt sich
das Häusermeer, durch einen schmalen Mauerring von der Landschaft abge-
grenzt, im Stadtinneren hin zum Flusslauf der Pegnitz ab.^ Noch deutlicher
wird dies auf Albrecht Dürers Stadtansicht von Westen, einem zwischen 1495
und 1497 datierten Aquarell. Es zeigt Nürnberg nicht wie auf dem Schedel-
schen Holzschnitt von einem erhöhten Standpunkt aus in der Panorama-An-
sicht; Dürer blickte beim Entwerfen des Bildes vielmehr auf die Stadt wie ein
Fußgänger, der sich ihr auf dem Weg von Westen nähert. Da die Stadt an den
flachen Niederungen der Pegnitz liegt, verschwinden die Häuser hinter den
lang gestreckten, aber erstaunlich niedrigen Stadtmauern. Wie flach und weit
sich die Stadt von Westen gesehen in die Ebene erstreckte und wie man sie sich
in die Kulturlandschaft - Wiesen, Acker, Gehöfte - eingebettet vorstellen muss,
demonstriert schließlich eine aus drei Platten zusammengesetzte großformati-
ge Radierung, die Hans Lautensack 1552 im Eigenverlag herausbrachte.^

dem Jahr 1502 beigefügte Stadtansicht, von der noch die Rede sein wird, wurde offenbar auch
als Einblattdruck vervielfältigt, vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Rep. Bildsammlung Nr. 15.1.1.
Noch näher an der Vorlage orientiert ist die kolorierte Federzeichnung auf Pergament im Hal-
lerbuch, die auf die Jahre zwischen 1533 und 1536 datiert wird. Hervorgehoben ist unterhalb
der Burg der Reichsschultheißenhof (mit dem Nürnberger Wappendreiverein am Giebel) -
der im Vergleich zur Schedelschen Weltchronik neu dazugefügt ist. Er ist als selbstbewusstes
Symbol dafür zu verstehen, dass Kaiser Maximilian I. 1526 Wolf (VIII.) Haller (den Bruder
des Bartholomäus) zum Nürnberger Reichsschultheißen auf Lebenszeit ernannt hatte, sobald
der damals schon alte Amtsinhaber Hans von Obernitz gestorben sei; für eine Abbildung
vgl. FLEiscHMANN, 2000a, S. 31, mit einer Beschreibung auf S. 30, zum Reichsschultheißenamt
DERS., 2008, Bd. 1, S. 99f. Unverkennbar ist die Schedelsche Weltchronik auch Vorlage für eine
mit Hans Wurm signierte Ansicht der Stadt Nürnberg von Süden, einem Aquarell, das auf
die Zeit zwischen 1515 und 1520 datiert wird. Wurm zog seine Vorlage allerdings friesartig
in die Länge, um die jeweils in Spruchbändern auch benannten »Sehenswürdigkeiten« der
Stadt besser unterzubringen; für eine Abbildung vgl. Nürnberg 1350-1550,1986, S. 11, Abb. 1
(Ausschnitt), und MENDE, 1999, S. 337. Nicht als Modell benutzte dagegen Erhard Etzlaub die
Stadtdarstellung im Liivr CNonkvrMm für seinen Nürnberger Waldplan aus dem Jahr 1516, in
dessen Zentrum eine ebenfalls idealisierte Stadtansicht aus der Vogelperspektive dargestellt
ist. Statt von Süden blickt Etzlaub von Norden aus auf die Stadt, so dass die Burganlage zwar
am unteren Rand dar gestellt wird, der Burgberg selbst jedoch als Erhebung nicht zu erkennen
ist, sondern von den Kirchturmspitzen von St. Sebald und St. Lorenz weit überragt wird,
für eine Abbildung vgl. ScHiERMEiER, 2006, S. 63 mit einer Beschreibung auf S. 62, vgl. auch
MENDE, 1999, S. 334f.
208 Für eine Abbildung vgl. PFEIFFER, ScHWEMMER, 1970, Nr. 136.
209 Lautensacks Westansicht zeigt Nürnberg von der Deutschherrenwiese aus. Der Galgenhof,
von dem aus der Zeichner der Nürnberg-Vedute im Hher CiiroMzcarMiw die Stadt aufnahm, ist
bei Lautensack ganz rechts im Bild zu sehen. Neben ihr schuf Lautensack auch eine ebenfalls
aus drei Platten bestehende Ansicht von Osten. Für eine Abbildung des Mittelteils der Ansicht
von Osten vgl. FLEiscHMANN, 2000a, S. 33 mit Beschreibung, für eine Abbildung des Mittelteils
der Ansicht von Westen vgl. MENDE, 1999, S. 338, mit Beschreibung S. 336f. Abzüge aller sechs
 
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