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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0298

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

297

Bis zu Lautensack in der Mitte des 16. Jahrhunderts blieb die Vedute der
Schedelschen Weltchronik dagegen unbestritten das kanonische Vorbild. Als
man daher 1502 nach einer Illustration tür dasjenige Werk suchte, das zum be-
deutendsten schriftlichen Referenzwerk für die synchrone Darstellung Nürn-
bergs aufrückte, für die Nonm&erga des Conrad Celtis, da wurde der damit
beauftragte Zeichner nicht wieder vor die Stadttore geschickt und mit einer
neuen Darstellung »nach der Natur« beauftragt.^" Stattdessen schnitt auch er
die Vedute aus dem immerhin bald zehn Jahre alten Li&er C/?romc%rMm nach7"
Schedels Nürnbergbeschreibung dagegen mit ihrem stark historiographischen
Zugriff und mit ihrem Kompilationscharakter konnte für den Autor Celtis kei-
ne Autorität sein. Viele Ideen und Anstöße waren zwar durch die in Schedels
Bibliothek gesammelten Vorbilder und Vorlagen überhaupt erst denkbar. Wie
Gernot Michael Müller nach weist, nutzte Conrad Celtis die Sammlung offenbar
rege, stand er doch mit Schedel schon seit Beginn der 1490er Jahre in Kontakt
und war in den kommenden Jahren mehrfach zu Gast in der StadtC^ Damit
aber avancierte Celtis zum ersten deutschen Autor, der diese neuen von Sche-
del gesammelten Ideen in eigenen Arbeiten aufgriff und produktiv umsetzte.
Seine Nonm&erg% setzte einen neuen und monumentalen Meilenstein im Feld
der Stadtbeschreibungen. Der Humanismusexperte Paul Joachimsohn beurteil-
te sie als »ein Meisterstück, dem auch die spätere humanistische Produktion in
Deutschland nichts an die Seite gesetzt hat«7^ Die Impulse, die von ihr ausgin-
gen, ebneten einer doppelten Neuerung den Weg: erstens dem methodischen
Perspektivenwechsel von der Geschichtsschreibung zur von kulturhistorischen
Informationen durchsetzten, aber vor allem durch geographisch-ethnologische
Beschreibung geprägten Landeskunde, zweitens der Verengung des Blicks von
der Universalhistorie auf das nationale Werden der GermmiM.

Platten haben sich erhalten im Staatsarchiv Nürnberg, Rep. Bildsammlung Nr. 15.3.1-3, und
15.4.1-3.
210 Nichtsdestotrotz berücksichtigte der Zeichner Änderungen im Stadtbild: So etwa findet sich
hier im Gegensatz zur Vorlage das auf dem Burgberg an Stelle der ehemaligen Burggrafen-
burg zwischen 1493 und 1495 erbaute Kornhaus in die Silhouette eingefügt.
211 Für eine ausführliche Analyse des Holzschnitts vgl. PETER LuH, Kaiser Maximilian gewidmet.
Die unvollendete Werkausgabe des Conrad Celtis und ihre Holzschnitte, Frankfurt a. M. 2001,
S.190-198.
212 Zu Celtis' Aufenthalten in Nürnberg vgl. ausführlich HARTMANN, 1889, S. 1-68. Nach GERNOT
MiCHAEL MÜLLER, 2001, S. 281, führt sogar die Suche nach der möglichen Vorlage für Celtis'
Edition der GerwMMM des iäcitus - deren Kenntnis auch schon in die Non'mNrga einfloss -
in die Bibliothek Schedels. Die von Schedel eigenhändig in sein Exemplar der von Friedrich
Creussner gedruckten Ausgabe eingetragenen Rubra entsprechen exakt denjenigen gedruck-
ten, die den Tacitus-Text von Celtis strukturieren. In den anderen Druckausgaben dagegen
fehlen ähnliche Markierungen.
213 JOACHIMSOHN, 1910, S. 157.
 
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