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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0300

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

299

Selbstverständlich versäumte Hartmann Schedel nicht, sich auch diese Druck-
ausgabe zu kaufen.^'
Sieben Jahre lagen also zwischen der Fassung erster Hand und der Druck-
ausgabe - eine lange Zeit, die für Celtis umso enttäuschender und desillusionie-
render war, als der Nürnberger Rat die ihm zugeeignete Gabe weitaus geringer
als vom Autor erhofft schätzte. Im privaten Briefverkehr mit seinen Nürnberger
Freunden machte Celtis aus seinem Zorn auf die undankbaren Nürnberger kei-
nen Hehl.^ Eloquent in Verse brachte er ihn vor allem in der Ode Ad sc fpsum H
scHthMm NoncMm (57 Verse), einer Scheltrede auf den Rat, die er seinem Gönner
Sebald Schreyer sandte.^' Interessant ist sie hier vor allem deshalb, weil er dar-
in Auskunft gibt, welche Intentionen er beim Schreiben der Nonm&crg% verfolgt
hatte und welche inhaltlichen Themen er darin behandeln wollte:^ Bis in den
letzten Winkel habe er die Stadt mit ihrem popn/MS und dessen Sitten beschrie-
ben, die Burgen, die Mauern, Tore und Gebäude, Privathäuser wie Kirchen,
und alles, tyius pM&hcMS MSMS mfcrcsscf, was also zum öffentlichen Gebrauch sei,
Brunnen und Marktplätze, Höfe und Gärten, schließlich auch, welcher Stern
auf die Stadt herabschaue und seinen Schein von oben senkrecht auf sie werfe.
Sodann habe er den Fluss beschrieben, der geschwind die Mühlräder antreibe
und so die große Kunst der Metallproduktion ermögliche. Sogar den heiligen
Sebaldus, den DzuMS der Stadt, habe er durch sein Gedicht vom Himmel ge-
holt.^ Die Inhalte der Nonm&ergd lassen sich - so lässt sich daraus schließen -
demnach mit dem bereits zeitgenössischen Gattungsbegriff der Chorographie
umreißen, wie David J. Collins sie definiert: »Chorography, a sub-field of geo-
graphy, can be defined as a form of geographica! narrative that is part historical

221 Bayerische Staatsbibliothek München, Rar. 446, vgl. WEissHAAR-KiEM, 1982, Nr. 325, S. 274.
222 Vgl. dazu ausführlich Kap. 4.3.
223 Ad sc ipsMm cf seiiafMm NoricMm, dum ocfo sdd anreos pro disforia scripta decreuissef SMggesfdwe scri-
dae, (?Mcm Hspdd'oiüs epigrammaf eiiofaueraf, ed. Conradus Celtis Protucius, Libri Odarum Quat-
tuor, Liber Epodon, Carmen Saeculare, hg. von FELiciTAs PiNDTER, Leipzig 1937 (Bibliotheca
Scriptorum Medü Recentisque Aevorum 23), Nr. III, 11, S. 77f., Zitat V. 27f. Für einen Textab-
druck mit Übersetzung und Interpretation vgl. GÜNTER HESS, Von der Kunst zu überleben.
Die Scheltrede des Konrad Celtis an den Rat von Nürnberg (Oden 111,11), in: Handbuch der
Literatur in Bayern vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Geschichte und Interpretation, hg.
von ALBRECHT WEBER, Regensburg 1987, S. 163-174.
224 Für Inhaltszusammenfassungen vgl. die Einleitung der Edition Conrad Celtis, Norimderga,
ed. WERMiNGHOFF, 1921, S. 49-61; FiNK, 2000, S. 8-17; LuH, 2001, S. 413-423; NiNE MiEDEMA,
Die Nürnberger Humanisten und die Germania dfMsfrafa. Tradition und Innovation im Bereich
der Geographie um 1500, in: Tradition and Innovation in an Era of Change. Tradition und
Innovation im Übergang zur Frühen Neuzeit, hg. von RUDOLF SuNTRur und JAN R. VEENSTRA,
Frankfurt a. M. 2001 (Medieval to Early Modern Culture / Kultureller Wandel vom Mittelalter
zur Frühen Neuzeit 1), S. 51-72, hier S. 61.
225 Conrad Celtis, Libri Odarum Quattuor, ed. PiNDTER, 1937, Nr. III, 11, S. 77f., V. 14—26: Nam
longa sidi iMCMdrafione / Descrips; Herci/m'a oagos recessMS, / Idrdem CMm popnio SMOs^ne mores, /
Arces, moenia, porficns ef aedes / Prioafas snperis^Me dedicafas / Ff ^nis pndiicMS MSMS diferessef, /
Fonfes ef /o?A piafeas ef dorfos / Ff ^nae sfella snam oideref Mrdem / Ad perpeiidicMlMM iacens ni-
forem, / Pfdic amnem ceferes rofas cdanfem / Qnam^ne arfe in uaria mefaiia CMdaf, / Ddms efiam
SMMS Sedaidns / Nosfris carminidMS poio refafMS.
 
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