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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0304

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

303

so korrigiert Tolhopf Celtis, der Nürnberg als &%tü%rztftz zzozzzczz definiert habe.^"
Andererseits enthält sein Brief eine umfängliche geographische Bestimmung
und astrologische Erörterungen, denen er generelle Überlegungen über den
Einfluss der Gestirne auf den in einem Landstrich lebenden »Menschenschlag«
vorausschickt. So sei das Sternbild des Krebs etwa dafür verantwortlich, dass
die die Eiwzcz% besiedelnde gczzs als c^hzzzzzzutn, zzzoHzs, szzHz/zs, sztpetü%, ztzcotzshztzs
zu charakterisieren sei 3^' Die astrologische Prognose über die Nürnberger fällt
positiver aus: zztz& /zacc obscruarc ic ozzzzzzzzo dccA, sz Norzlzzzrgzz, zzzzzzzo Erzgozzc zzdzzs
zzzotTS zzzgczzzosos vzzüzzs PaEzzdzs zzzgczzzo zzczdos H uo/atz/cs, zzzcroztz/cs, zzzcrczzrM/cs
zzo/cs &szgzznrc3^
Ähnliche kosmologisch-geographische Vorstellungen mit ethnographi-
schen Elementen wie am Beispiel der Nürnberger in der Norzzzz&ergzz entwi-
ckelte Celtis auch in anderen seiner Werke, am deutlichsten ausgeführt in den
bereits erwähnten Qzzzztfzzor Tz&rz Azzzorzzzzz.^ In diesem Werk, nach Joachim-
sohn eine »merkwürdige Mischung von Geographie und Liebesdichtung«^,
werden nach den vier Himmelsrichtungen die vier Geliebten des Celtis be-
schrieben, entsprechend dem fortschreitenden Alter des Dichters und den vier
Jahreszeiten. Auch die Azzzotvs stellen einen engen Zusammenhang zwischen
dem Charakter der Geliebten und ihrer Heimat her3^ Als Beispiel sei Celtis'
Jugendliebe, die Krakauerin Hasilina, genannt, deren Sprödigkeit und Härte
auf die Kälte ihrer Heimat S%rzzz%tzc%, des östlichen Deutschland und Polens,
zurückgeführt wird 3^
Die Passagen der Nonzzz&ergzz über das zzzgezzzzzzzz der Nürnberger und Nürn-
bergerinnen klingen aus heutiger Perspektive trotz einiger kritischer Töne
harmlos-wohlwollend und unterhaltsam. Wie schnell solche essentialistischen
Bestimmungen von »Wesen« heikel werden können, wird jedoch an einem an-
deren »Kollektiv« deutlich: Im 15. Kapitel überzieht Celtis die Juden mit einer
Hasstirade. Anlass für diese Passage ist die Vertreibung der jüdischen Gemein-
de aus Nürnberg, die 1498/99 und damit nur drei Jahre vor der Drucklegung
der Nonzzz&ergzz stattgefunden hatte 3^ Celtis bezeichnet sie als eine gezzs üzztzs-
zzzzzntzzz, als ein Volk von jenseits des Meeres, das wegen außergewöhnlicher

240 Ebd., S. llOf.
241 Ebd., S. 111.
242 Ebd., S. 112.
243 Ed. Conrad Celtis, Quattuor libri Amorum secundum quattuor latera Germaniae. Germa-
nia generalis. Accedunt carmina aliorum ad libros Amorum pertinentia, hg. von FELiciTAs
PiNDTER, Leipzig 1934 (Bibliotheca Scriptorum Medii Recentisque Aevorum 14), für eine Ana-
lyse vgl. LuH, 2001, S. 379-403; ROBERT, 2003, bes. S. 345-439.
244 JoACHiMsoHN, 1910, S. 159.
245 Vgl. WiEGAND, 2004, S. 64—68.
246 Ed. Conrad Celtis, QizaftMor Ehr; Amorum, ed. PiNDTER, 1934, V. 45-50, V. 55f. Vgl. dazu aus-
führlich LuH, 2001, S. 381-384.
247 Conrad Celtis, NorimNrga, ed. WERMiNGHOFF, 1921, S. 198f. Zu den Gründen, Umständen
und der Durchführung der Vertreibung der jüdischen Gemeinde vgl. MiCHAEL Tocri, »Umb
gemeyns Nutz und Nottdurfft willen«. Obrigkeitliches und jurisdiktioneiles Denken bei der
Austreibung der Nürnberger Juden 1498/99, in: Zeitschrift für historische Forschung 11,1984,
S.1-21.
 
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