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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0308

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2.4. Nürnberg in Städtelob und Stadtbeschreibung

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genügen, bis er die gesamte Germania iHnstrata in Händen halte. Als zweite
»Vorarbeit« dürfen die bereits genannten Qna#Mor Zahn Antores gelten. In ihrem
komplizierten tetradischen System verschränkte Celtis Elemente, Lebensalter,
Jahreszeiten, vor allem jedoch die vier Himmelsrichtungen der Germania und
Liebesdichtungen auf seine vier Geliebten - die Hasilina Sarmatica, die Elsula
Norica, die Ursula Gallica und die Barbara Codonea.^
Das im Vorwort der Norim&erga angekündigte ingenii evyerimenfMm, die »Ta-
lentprobe« für das Großprojekt der Germania iiinsiraia, bezieht sich auf das drit-
te Kapitel des Werks de Herciniae siiuae magnifndine ei de eins Enroya defindione.
Den Namen des hercynischen Waldes leitete Celtis von dem Wort itaerfz und
damit aus germanischen Ursprüngen ab. Die Ausdehnung dieses Waldes, der
sich nach seiner Ansicht über fast ganz Europa erstrecke, ist Anlass für eine
sowohl geographische und topographisch-naturräumliche, politik- wie kultur-
historische Abhandlung. In konzentrierten Strichen entwirft er eine narrative
»Landkarte« der Germania, indem er mit seiner Erzählung von der Mitte ausge-
hend in alle vier Himmelsrichtungen schweift. Maßgebliche Strukturelemente
für diese »Landkarte« sind für ihn erstens die Flüsse - Rhein, Donau, Elbe,
Weser, Oder, Weichsel, et cetera -, zweitens als punktuelle Orientierungsgrö-
ßen die Städte sowie drittens die Namen, die der hercynische Wald selbst in
den verschiedenen Regionen annehme - so etwa Odenwald, Steigerwald oder
die Karpaten.
Mit beinahe entschuldigenden Worten hatte Celtis schon gegen Ende des
zweiten Kapitels diese Passage über den hercynischen Wald angekündigt.^ '
Als Exkurs bleibt sie inmitten der Nonm&erga seltsam unverbunden stehen. Erst
viele Seiten später, im sechsten Kapitel, gelingt ihm der Brückenschlag zwi-
schen seiner geographischen Erörterung über den hercynischen Wald und das
eigentliche Sujet des Werks: Hier wird Nürnberg als Zentrum der Gormtzrntz
beschrieben, da es ebenso weit von der Ostsee wie von der Adria, vom Atlantik
und vom Don entfernt sei 7^ Nürnberg als Zentrum der Germania - konsequent
fortgesetzt und aus gestaltet wurde diese Idee erst ein halbes Jahrzehnt nach
Celtis' Tod, im Werk des Johannes Cochlaeus. Ausdrücklich nahm der Autor
in seinem Nachwort auf das nie geschriebene Werk des berühmten Vorgängers
Bezug: Hätte er die Germania iiinsiraia in Händen gehalten, so bedauert er, wäre
ihm viel Arbeit erspart geblieben.^ Aus dem Scheitern des Celtis hatte Coch-

262 Vgl. MiEDEMA, 2001, S. 64f., MÜLLER, 2001, S. 392-402.
263 Conrad Celtis, Norimivrga, ed. WERMiNGnoFF, 1921, S. 110f.: SM priMStpazm de Mrids sitM dieamMS,
non ineommode pMtaui aiiqMid de Hereinia siiua inserere [.. J.
264 Ebd., S. 147f.: QMo/'t, Mt Mr&s non modo Mniuersae Germaniae, sed totiMS EMropae medio eentro eon-
dita sit, qMippe qMae tantMm a Codano et ZidrMtico sinM distat et a& Oeeano externo et fanais ripis pari
/ere spatio. Deutlicher ist diese Aussage dagegen auf dem dem Druck von 1502 beigefügten
Holzschnitt, auf dem die als Lhüs Norinivrga QMadriphia titulierte Stadt in der Tat geradezu
»inquadriert« erscheint zwischen den vier Himmelsrichtungen, die auf griechisch angezeigt
werden. Auch eine beigefügte Inschrift rekurriert auf die Zentrumslage der Stadt; vgl. dazu
ROBERT, 2003, S. 403 und S. 410.
265 Johannes Cochlaeus, Breuis Gorma wie Descriptio, ed. LANGOSCH, 1960, S. 162-164: Nee uero Mi-
Um noin's /hit exempiar, in qMO parficMiatim Germaniee regionis descripte essent. QMod si Cimnrati
Ceitis »fÜMstrate Germania« noia's oidingere potMisset,/Misset pro/eeto SMseeptMS iste iaiwr et eertior et
 
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