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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0311

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310

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

nach seiner Darstellung dafür zuständig seien, das Volk in modesha mann zu
halten, was mores, Bngna et uesiBns, Sitte, Rede und Kleidung betreffe. Auch
die Sorge für die öffentliche Sicherheit, die Frömmigkeit, die zwei Spitäler, die
Almosen und Stiftungen falle in ihren Aufgabenbereich. Die unBns BBeBecfna-
Bs schließlich ist für Cochlaeus Anlass für eine Lobrede auf Nürnbergs große
Söhne in Wissenschaft und Kunst(handwerk). Er ist damit der Erste, der den
Kreis derjenigen Personen würdigt, die bis heute Nürnbergs »goldene Zeit«
verkörpern: den hoch gebildeten Ratsherrn Willibald Pirckheimer - heimli-
cher Gönner seiner Arbeiten, den er besonders eingehend preist -, den Maler
Albrecht Dürer, den Erzgießer Peter Vischer, den Musiker und Instrumenten-
bauer Johannes Neuschel, den Kartographen Erhard Etzlaub, den Uhrmacher
Peter Henlein.^
Die Brezns Germania Descnpho des Cochlaeus ist nicht das einzige Werk zu
Beginn des 16. Jahrhunderts, das die von Celtis entworfenen Pläne einer Ger-
mania BinsBafa fortzusetzen suchte. Auch Frandscus Irenicus - so der Gelehr-
tenname des 1495 in Ettlingen geborenen Franz Fritz Friedlieb - verstand seine
im Jahr 1518 gedruckte Germaniae exegeseos uoiunn'na duodecima als direkte Fort-
setzung der Arbeiten von Celtis. Die Norim&erga ließ er daher unter dem Titel
Wins Norin&ergae descripiio, Conrado Ceiie enarraiore im Anhang seines Werkes
vollständig abdrucken.^ Wie bei Cochlaeus ist das Werk des Irenicus zwei-
gespalten: Den größeren Teil der Germania exegesis nimmt eine Erörterung der
Geschichte Germaniens seit der Antike ein. Die letzten vier Bücher präsentie-
ren eine Geographie des zeitgenössischen Deutschland, dargestellt als Städte-
landschaft, allerdings nicht entsprechend der geographischen Lage, sondern in
alphabetischer Reihenfolge.
Auch in der Germania exegesis des Irenicus spielt Nürnberg eine herausgeho-
bene Rolle, wenn er der Stadt auch nicht eine ähnlich exponierte Stellung und
ebensoviel Raum wie in der Brezns Germania Dcscnpho des Cochlaeus zubilligt.
Dafür berücksichtigte er die Stadt in prominenten Passagen: Gleich im ersten
Buch De rernm ac omninm genfinm scripioriims - das heißt, einer Versicherung
über den »Forschungsstand« zur Germania seit der Antike - findet sich unter
der als Frage formulierten Kapitelüberschrift An Norici sini Germani der Ver-
weis auf Enea Silvio Piccolomini, der nos Nnren&erg, das heutige Nürnberg,
als Noricornm ein Bas bezeichnet habe. Daraus aber, dass nicht nur Piccolomini,
sondern auch Celtis Nürnberg als nminBcns gcrmaniac bezeichnet habe, sei un-
zweifelhaft zu schließen, dass die Noriker Germanen seien3^
Im zehnten Buch wiederholt Irenicus unter der Überschrift Da Bünensione
Germaniae nochmals das Bild von Nürnberg als dem Nabel der Germania, wie-
der verweist er auf Piccolomini und Celtis, die Nürnberg als gleich weit entfernt

277 Ebd.,S. 88-92.
278 Germartiae exegeseos volvmina dvodecima Francisco Irenico Ettelingiacensi exarata [...] Vr-
bis Norinbergae descriptio, Conrado Celte enarratore, Hagenau: Thomas Anselmus, 1518,
zit. nach dem Exemplar der Universitätsbibliothek Heidelberg, Reservata B 3781 A Fol. Vgl.
JoACHiMsoHN, 1910, S. 169-186; MiEDEMA, 2001, S. 68, MÜLLER, 2001, S. 473f.
279 Ebd., fol.XIv.
 
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