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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0341

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340

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

Untergebenen zeigten eine osOmrna otdmdtoaza, höchsten Gehorsam, was - wie
Cavalli explizit anfügt - für diese Nation sehr ungewöhnlich sei. ^
Als Belege für den großen Erfolg des Nürnberger Regiments führt Cavalli vor
allem die militärische Stärke der Stadt an: So erwähnt er einerseits die pracht-
volle Artillerie der Stadt, ihre Waffen- und Pulvervorräte, allen voran die drei-
hundert Bronzegeschütze in ihrem Besitz. Andererseits führt er ihre Aufgebote
für ihr Oberhaupt, den römisch-deutschen König bzw. Kaiser, ins Feld: Wenn
das Imperium 40000 Mann Infanterie und 8000 Pferde stelle, so sei Nürnberg
zur Entsendung von 500 Infanteristen und 120 Reitern verpflichtet - um aller-
dings dem Herrscher einen Gefallen zu tun, schickten die Nürnberger immer
etwas mehr und reagierten stets als erste auf seine Aufrufe.^ '
Wie auch für Mocenigo bemaß sich der Erfolg der Nürnberger für Cavalli
zweitens an ihrem immensen Reichtum, den auch er bereits aus ihrem Steuer-
system heraus zu erklären suchte. Hier wird er sogar ausführlicher als Moce-
nigo: Alle Kaufleute Nürnbergs, so berichtete er nach Nürnberg, zahlten näm-
lichjährlich ein Prozent ihres Vermögens an die städtische Kasse, so dass Nürn-
berg jedes Jahr über 300000 Fiorini einnehme. Da die Stadt seit hundert Jahren
aber nie mehr als ein Viertel dieser Summe ausgegeben habe, schätze man, dass
sich ihr Vermögen auf 15 Millionen Fiorini belaufe. Dieselbe Sparsamkeit und
Genügsamkeit macht Cavallo sowohl für it paMdtco als auch für it pn'uato aus:
Als Beispiel dienen ihm die strengen Luxusgesetze, nach denen nicht einmal
die Frauen der Nürnberger Seide oder Zobel, höchstens Marder- und Fuchs-
pelze trügen, öffentliche Bankette nicht mehr als vier Gänge haben dürften. Die
Befestigungen ihrer Stadt allerdings würde man ohne jede Rücksicht auf die
Kosten verstärken, das gelte auch für die übrigen torn'Uoio der Stadt. Alle diese
Liegenschaften aber hätten sie nach und nach den benachbarten Fürsten abge-
kauft. So hätten sie sich in wenigen Jahren von einer piccioia cida o snddda ada
casa di Braadomtmrg, einer kleinen und dem Haus Brandenburg untergebenen
Stadt, in eine ropM&tdma Btmra o ta pttt potente di Germania, eine freie Stadt und die
mächtigste in deutschen Landen, verwandelt.^
Beide Venezianer, Cavalli wie Mocenigo, empfanden das Nürnberger Regi-
ment als den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen der eigenen Hei-
mat moito simiio: Die Nürnberger - so erklärt etwa Cavalli - würden es gerade-
zu zu ihrer pro/össiono, ihrem Beruf, ja, ihrer Berufung machen, eine Ropidddma
^tgda o iaidadmo Venedigs zu sein, was, wie er anfügt, die Signorie sicher gerne
hören werde. Der Reichtum der Stadt nötigte ihn freilich einige Zeilen weiter
zu der bewundernden Bemerkung, die man in Venedig vielleicht nicht so gern
vernahm: tt ctm so o uoro, como crodo, an' par Um tyimsfa^i'giia atdda dt motto saporato
ta madroU^ Mocenigo schließlich hob in seinem Text hervor, Nürnberg werde
sogar als Wimfia dt Aiomagaa bezeichnet; dieser Beiname findet sich auch in
anderen Texten, am frühesten bei Christoph (II.) Scheurl in seinem 1506 in Bo-

422 Marino Cavalli, ed. ALBERi, 1853, S. 134.
423 Ebd.,S.135.
424 Ebd., S. 134f.
425 Ebd., S. 134.
 
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